Warum in die Ferne schweifen? Über den Reiz des Reisens
Reisen bereichert
Anders als manch andere Reiseblogger sind wir keine digitalen Nomaden, das heißt, wir haben ein Zuhause, das wir sehr lieben, in dem wir uns sehr wohl fühlen und auf das wir uns nach einer langen Reise auch wieder freuen. Es käme bei aller Reisebegeisterung für uns nicht infrage dauerhaft zu reisen, vielleicht würde das Reisen sogar irgendwann den Reiz für uns verlieren, wenn es zum Normalzustand geworden ist. Denn genauso wie das Verreisen lieben wir die Rückkehr nach Hause.
Unser Koffer ist grundsätzlich auf dem Rückflug viel schwerer als auf dem Hinflug, denn wir lieben es kulinarische Köstlichkeiten, Souvenirs und Handwerkskunst aus unseren Urlaubsländern mitzubringen und so die Ferne in das eigene Zuhause zu holen. Und so gibt es in unserer Vorratskammer aktuell Kaffee aus Hawaii, Chokecherry-Marmelade aus Scottsbluff/Nebraska, kalifornischen Rotwein, Pralinen und kandierte Früchte aus Südfrankreich. Auf meiner Fensterbank haben tatsächlich die Kerne der Surinamkirsche zu treiben begonnen, die ich in Kona bei meinem Besuch der Kaffeeplantage gegessen habe. Die Wände unserer Wohnung bekommen nach jeder Reise neue Bilder, über dem Klavier hängt eine Tiki-Figur und unsere Besucher werden an der Wohnungstür auf hawaiianisch gebeten, ihre Schuhe auszuziehen. Und dann gibt es noch die T-Shirts, Hüte, Stofftiere, Hula-Kleidchen, Schmuckstücke, Handtaschen, Weinkorken, Bierdeckel, Muscheln, Steine, Sand… Ein Sammelsurium an Schätzen aus aller Welt.
Reisen verändert
Mary Anne Radmacher
- die bis zu 2000 Jahre alten gigantischen Sequoias,
- die zauberhafte Landschaft des Bryce Canyon, die in Jahrmillionen durch Erosion, Wind und Wetter entstanden ist,
- die tiefen Schluchten von Verdon,
- der Yellowstone Nationalpark mit seinen magischen geothermalen Attraktionen und wilden Tieren,
- glühende Lava auf Hawaii und die eisigen Gletscher Alaskas
- oder einfach nur den durch keine Lichtquelle gestörten Sternenhimmel auf einem einsamen Campingplatz in den Boulder Mountains (nie zuvor habe ich so viele Sterne gesehen!).
Dies sind lediglich ein paar Beispiele. Marcel Proust sagte einst: „Eine Entdeckungsreise besteht nicht darin, nach neuen Landschaften zu suchen, sondern neue Augen zu bekommen.“
Erlebnisse wie diese haben uns tief beeindruckt und lassen uns die Welt tatsächlich mit anderen Augen sehen. Wir waren schon immer umweltfreundliche Menschen, aber durch unsere Reisen haben wir noch mal ein anderes Umweltbewusstsein erlangt. Wenn man einmal unter den gigantischen Mammutbäumen gestanden hat, die hunderte von Jahren zum Wachsen gebraucht haben, dann macht es einen ganz schön traurig, dass immer noch im großen Stil solche Wälder gerodet werden (wie z.B. in Kanada). Es macht uns wütend und besorgt, dass die Menschen kurzsichtig in das empfindliche Ökosystem eingreifen und so immer weiter das Artensterben vorantreiben (umso schöner war es dann natürlich für uns, im Yellowstone zwei Wölfe in freier Wildbahn sehen zu können, die dort schon einmal durch den Menschen ausgerottet waren). Und wusstest du, dass es im Nordpazifik eine Insel aus unser aller (!) Plastikmüll gibt, die ungefähr so groß ist wie Europa?
Natürlich kannst du dich auch von zuhause aus informieren und engagieren. Aber wenn du die Dinge mit eigenen Augen gesehen hast, bekommen sie eine andere Relevanz. Wenn du einmal im Pazifik gebadet hast, ist er für dich plötzlich nicht mehr so weit weg und beim nächsten Supermarkteinkauf denkst du vielleicht eher darüber nach, ob du wirklich eine Plastiktüte brauchst. Angesichts der Erdgeschichte ist ein Menschenleben nur so ein kurzer Augenblick, „ein Wimpernschlag“ um es mit Andreas Bourani auszudrücken und wir sollten in dieser Zeitspanne die Natur schützen und nicht kaputt machen.
Reisen macht Spaß
Bei aller Ernsthaftigkeit will ich aber nicht vernachlässigen, dass es uns einfach großen Spaß macht zu reisen. Wir sind neugierige Menschen und lieben es, neue Eindrücke vom Leben zu gewinnen: andere Menschen kennenlernen, fremde Landschaften und Kulturen entdecken, uns durch die verschiedenen Landesküchen essen, übernachten im Zelt, im Truck Camper, in Hütten, Scheunen, Schlössern oder wohin es uns sonst verschlägt. Unsere Reisen gehören zu Highlights in unserem Leben. Wir freuen uns bereits ab Buchen der Flugtickets und zählen voller Vorfreude die Tage, bis es wieder losgeht. Ich glaube zwar nicht, dass Vorfreude die schönste Freude ist, unterwegs sein ist auf jeden Fall um Längen besser, aber mit immer größer werdendem Fernweh Reisepläne zu schmieden, gehört für uns zum Reisespaß dazu.
Das letzte Wort gebe ich nun Kurt Tucholsky, der für uns treffend Jessicas Frage nach unserer Motivation zu reisen auf den Punkt bringt:
„Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben“
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Hallo Klaus,
schön geschrieben 🙂 Was macht für mich das Reisen aus? Erstmal finde ich reisen ist eine Frage der Kultur. In manchen Kulturen ist es ganz normal weiter zu ziehen. Bei uns in Deutschland ist das gar nicht so, sondern es ist etwas besonderes. Wenn man mit Leuten spricht kommt die Frage, warum man so gerne unterwegs ist… Arbeit nimmt in meinem Leben natürlich auch einen wichtigen Stellenwert ein. Aber wenn ich später zurück blicke, dann kommt mir die Zeit in der ich gearbeitet habe sehr kurz vor. Jahre schrumpfen im Rückblick auf wenige Wochen zusammen. Bei Reisen ist das genau anders herum. Wochen strecken sich auf Monate und Jahre in der Erinnerung, weil immer so viel passiert. Warum reise ich also gerne? Weil ich diese vielen schönen Erinnerungen sammeln möchte. An geheime Orte, schöne Landschaften und nette Menschen die ich sonst nie getroffen hätte.
Grüße
Hallo Markus, danke für deinen Kommentar.
Das mit dem veränderten Zeitgefühl geht uns ähnlich, vor allem auf Roadtrips, wo man täglich an neuen Orten ist, und in Nordamerika, wo wir durch den Jetlag begünstigt früh aufstehen und die ganze Tageshelligkeit nutzen können. Dadurch erlebt man gefühlt einfach sehr viel und 4 Wochen kommen einem unglaublich lang vor, während die Daheimgebliebenen sich manchmal fragen: „Ach, sind die schon wieder zurück?! Das ging jetzt aber schnell.“ Wir genießen diese unglaublich intensive Reisezeit immer sehr und zehren im Alltag zu Hause noch lang von unserer Reise.
Hallo ihr beiden,
ein sehr gelungener Beitrag! Ich finde es auch besonders spannend, wie das Reisen verändert. Mir ging es genauso wie euch. Für mich hat das Reisen auch ein noch größeres Bewusstsein für unsere Natur und dafür, wie klein die Welt doch ist, beschert.
Ich finde ausserdem, dass das Reisen ein wunderbarer Unterricht ist – Fremdsprache, Religion, Kultur, Geschichte, Geografie. Auf keinem anderen Wege, kann man in kürzester Zeit so viel lernen, wie auf reisen. Ganz fantastisch.
Mit diesem Thema habe ich mich im übrigen auch beschäftigt. Wir ticken wirklich ganz ähnlich. Haha. Bei mir gibt es dabei 12 Gründe, warum jeder reisen sollte: http://frauwanderlust.de/warum-jeder-reisen-sollte/. Viele Gründe findet ihr hier wieder 😉
Viele Grüße sendet euch,
Christin
Hallo Christin, vielen Dank für deinen Kommentar. Du hast Recht, Reisen ist ein wunderbarer Unterricht. Dinge, die man mit eigenen Augen gesehen und erlebt hat, prägen sich viel nachhaltiger ein als graue Theorie. Liebe Grüße von Kerstin
Hallo ihr zwei,
und spätestens jetzt glaube ich dir, Klaus, wie sehr du von diesen Mammutbäumen fasziniert bist 🙂
Was ich aus eurem Artikel herauslesen kann ist, dass ihr mit offenen Ohren und Augen eure Reiseziele erkundet mit dem Ziel, nicht nur schöne Fotos und Andenken mitzubringen, sondern vor allem eine Erfahrung und eine Weisheit. Und es ist wohl Fakt zu sagen, dass Reisen verändert. Es hinterlässt tiefe Spuren. Und manchmal muss man einfach in ferne Länder gehen, in einer anderen Sprache kommunizieren und in ein Loch im Boden pinkeln, damit man bewusster durchs Leben geht und endlich auch den Luxus in Deutschland schätzt.
Ihr habt das sehr gut auf den Punkt gebracht!
Herzliche Grüße,
Stefanie
Liebe Stefanie, das hast du aber schön gesagt! Vielen Dank für deinen Kommentar. Liebe Grüße von Kerstin