Nachhaltig Reisen: Werbung der Tourismusbranche oder sinnvolle Sache?
Inzwischen gibt es natürlich auch Anbieter für nachhaltiges Reisen und eine Diskussion über die Vereinbarkeit vom Reisen mit Umwelt- und Klimaschutz. Ich habe die traurige Entwicklung des Artensterbens zum Anlass genommen, mir ein paar Gedanken zu diesem Thema zu machen und möchte dich daran teilhaben lassen.
Das Artensterben und unsere Untätigkeit
Vor einigen Tagen war Dirk Steffens bei Markus Lanz zu Gast und hat über das große Artensterben berichtet, das inzwischen auch die menschlichen Lebensgrundlagen zu bedrohen beginnt und von gewaltigem Ausmaß ist, aber neben dem Klimawandel eher wenig Beachtung findet. Kurze Zusammenfassung: Verschiedene Quellen sprechen davon, dass es im Laufe von Jahrmillionen der Erdgeschichte fünf große Ereignisse gegeben hat, die in einem relativ kurzen Zeitraum zum Verschwinden eines großen Teils aller Arten von Lebewesen führten und den Lauf der Evolution maßgeblich beeinflussten. Und heute sind wir mitten in einer Bewegung, die man als sechstes großes Artensterben bezeichnen muss! (Als Quelle dient z.B. der Living-Planet-Report des WWF.)
Das alles ist traurig genug, hat mich wie gesagt aber auch über das Reisen nachdenken lassen. Wie kann man sich verhalten, um schädliche Auswirkungen beim Reisen zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen? Und was ist überhaupt von „nachhaltigem Reisen“ zu halten?

Reisen und Umweltzerstörung
Auf den ersten Blick mag es naheliegend erscheinen, dass die zunehmende Zahl an Touristen und Reiselustigen ein Problem für die Natur darstellt. Ganz so einfach und klar ist es meiner Meinung nach aber nicht. Okay, ich gebe zu, hier bestimmt nicht ganz objektiv sein zu können, schließlich bin ich schlicht und ergreifend reisebegeistert und sehe auch die positiven Einflüsse des Reisens.
Denk mal drüber nach, gibt es nicht sehr viele Länder und Regionen auf der Welt, die stark vom Tourismus abhängig sind? Und die erst im Laufe der Zeit und durch viele reiselustige Naturliebhaber erkannt haben, wie wichtig der Erhalt der Natur ist? Dabei denke ich beispielsweise an Nationalparks und andere Schutzgebiete, denen weniger Besucher zwar gut täten, die andererseits aber vom Interesse und Geld der Reisenden abhängig sind, ohne die es womöglich einige Reservate gar nicht gäbe.
Aber selbst wenn wir den Aufenthalt vor Ort mal außen vor lassen, dann bleibt aber immer noch das wirklich große Problem der An- und Abreise, das lässt sich einfach nicht wegdiskutieren. Der Akt der Bewegung von A nach B führt fast immer zum Ausstoß von CO2 und ist dementsprechend schlicht klimaschädlich – das betrifft besonders das Reisen mit dem Flugzeug.
Was kannst du als Reisender tun?
Wenn es darum geht, welche Konsequenzen man aus der Problematik ziehen kann, so ist der radikalste Ansatz natürlich, entweder komplett zu Hause zu bleiben und gar nicht mehr zu verreisen oder nur mit dem Fahrrad und zu Fuß unterwegs zu sein. Das steht für uns aktuell aber nicht zur Debatte – welche Möglichkeiten gibt es also für uns Reiselustige, wenn wir nicht völlig aufs Reisen verzichten wollen?

Bei kürzeren Entfernungen aufs Flugzeug verzichten
Die meisten wissen es, aber die wenigsten handeln danach – am Ende sind Preis, Zeitbedarf und Bequemlichkeit dann doch wichtiger. Und wenn das Flugzeug von Frankfurt nach München billiger oder schneller ist als der Zug, wird der Flieger genommen…
Aus Klimaschutzgründen sollten wir bei geringen Entfernungen bis ca. 700 km aber wirklich auf’s Fliegen verzichten und die Bahn nehmen. Schnäppchenpreise gibt es da auch immer wieder und die Bahn kann sogar bequemeres Reisen ermöglichen als das Flugzeug.
Weitere Strecken sollen sich „lohnen“
Mal eben über’s Wochenende nach New York jetten, weil man einen Schnäppchenpreis ergattert hat – da freut sich das Portemonnaie, aber nicht die Umwelt. Von Nachhaltigkeit kann man bei Flugreisen sowieso nicht sprechen, aber je weiter das Reiseziel entfernt liegt, desto länger solltest du dich wenigstens vor Ort aufhalten.
CO2-Ausgleich mit Atmosfair & Co.
Durchaus kontrovers diskutiert und von Kritikern als „Ablasshandel“ bezeichnet wird die Möglichkeit, bei oder nach der Flugbuchung eine Kompensationszahlung zu leisten, die sich nach dem CO2-Ausstoß des Fluges richtet. Ich finde das grundsätzlich eine gute Sache und habe das auch schon gemacht, der bekannteste Anbieter dürfte hier wohl Atmosfair sein. Das Geld wird für verschiedene Umweltprojekte, v.a. dem Ausbau regenerativer Energiequellen, verwendet.
Das darf kein Freifahrtschein sein und man kann nach einer Ausgleichszahlung trotzdem nicht euphemistisch von „klimaneutralem Reisen“ sprechen – schließlich bewirkt der Bau eines Windparks in Südafrika nicht, dass die Flugzeuge weniger Abgase in die Luft pusten. Hier sind wir schlicht darauf angewiesen, dass in der Zukunft Flugzeugmotoren mit alternativen Energiequellen entwickelt werden. Bis es soweit ist, finde ich Atmosfair aber echt empfehlenswert.
Vor Ort die Einheimischen stärken
Die gute Nachricht für uns als Flashpacker und Individualreisende im weiteren Sinne: Wir meiden meist sowieso schon die großen Resorts, Hotelbunker und Pauschalreisen. Ich finde es leuchtet ein, dass man sein Geld nicht die großen Reiseveranstalter stecken sollte, sondern lieber die lokale Gastronomie und einheimische Unterkunftsanbieter unterstützt. Das ist dann auch ein Argument gegen „All-inclusive“.
Schonender Umgang mit den Ressourcen
Wichtig finde ich auch den Hinweis, die natürlichen Ressourcen vor Ort möglichst zu schonen. Also nicht täglich ein Bad nehmen und die Handtücher ruhig mehrere Tage lang verwenden. Und Golf spielen in der Wüste muss doch echt nicht sein, oder?
Gerade auf Fernreisen begegnet dir immer wieder die Situation, dass eine ausreichende Wasserversorgung ohne unnötige Umweltbelastung keine Selbstverständlichkeit ist.
Rücksichtsvoller Aufenthalt in der Natur
Eigentlich sollte es sich von selbst verstehen, dass man den Tieren und Pflanzen mit Respekt begegnet, auf den Wegen bleibt, Müll in dafür vorgesehene Behälter entsorgt und keinen unnötigen Lärm macht. Leider scheinen das viele Urlauber aber keineswegs verinnerlicht zu haben, wie wir immer wieder feststellen mussten.
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Fazit
Reisen ist uns so wichtig, dass wir darauf nicht verzichten wollen, das steht fest. Und Reisen fördert die Entwicklung einer offenen und toleranten Weltanschauung sowie den Naturschutzgedanken, weshalb wir einen Reiseverzicht auch als kontraproduktiv ansehen.
Also besteht unser Fazit darin, bewusst zu reisen und die von mir beschriebenen Vorschläge zu beherzigen, um den eigenen Beitrag zu Umweltverschmutzung und Artensterben so gering wie möglich zu halten.
Und weitere Anregungen zum nachhaltigen Reisen bei Wireless Life, der Artikel hat mir gut gefallen.
Dich interessiert bestimmt auch unser Beitrag über bedrohte Reiseziele.
Hallo ihr beiden,
wichtiges und sehr schwieriges Thema. Ich lebe ja in Italien und war letztens wieder mal in Venedig, das wohl eines der traurigsten Beispiele hierfür ist. Gigantische Kreuzfahrtschiffe in der Lagune zu sehen ist einfach nur so absurd und macht einen ganz schön wütend… Reiseverzicht ist auch für mich keine Lösung, aber ich versuche eben auch, mich dabei so respektvoll und bewusst wie möglich zu verhalten.
Alles Liebe aus Neapel
Karin
Hallo Karin, ja es ist wirklich kein leichtes Thema und manchmal ist man als Reisefan etwas in der Zwickmühle. Aber jedem Reiseblogger wird Reiseverzicht natürlich super schwer fallen.
Liebe Grüße nach Neapel
Hallo Klaus,
ich bin sehr froh, dass du mich auf den Artikel aufmerksam gemacht hast.
Erst vor ein paar Tagen habe ich auch einen Beitrag darüber verfasst, wie wir es schaffen können, Nachhaltigkeit auf Reisen eine größere Rolle zukommen zu lassen.
Meine Blogparade zu den „bedrohten Reisezielen“ hatte mich letztendlich zu einem solchen Nachhaltigkeitsbeitrag animiert. Es ist traurig, wie viele Urlaubsorte und ganze Regionen durch den Menschen selbst – ob direkt durch Verschmutzung oder indirekt durch Emissionen – zerstört werden. Dabei scheint es doch so einfach, Müll nicht liegen zu lassen, auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen und in historischen Stätten oder beim Schnorcheln aufzupassen und sich rücksichtsvoll zu verhalten.
Ich finde euer Fazit sehr gut gezogen. Reisen ja, aber bitte richtig!
Viele Grüße,
Stefanie
Hey Stefanie,
ich freue mich, dass dir mein Artikel gefällt und zu weiteren Gedanken angeregt hat. Umso schöner, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht, denn dein Artikel enthält ebenfalls wichtige Gedanken und viele Tipps zum nachhaltigen Reisen.
Liebe Grüße
Klaus