Warum in die Ferne schweifen? Über den Reiz des Reisens

von | 01.06.2016 | 6 Kommentare

Roadtrip durch das Valley of Fire, USA
„Warum in die Ferne schweifen?“ fragt Jessica von Yummy Travel in ihrer Einladung zur Blogparade. Warum das Fernweh für uns ein willkommenes Gefühl ist, haben wir an anderer Stelle bereits beschrieben, aber ich habe die Blogparade zum Anlass genommen, mir noch ein paar weiterführende Gedanken über den Reiz des Reisens zu machen.

Reisen bereichert

Anders als manch andere Reiseblogger sind wir keine digitalen Nomaden, das heißt, wir haben ein Zuhause, das wir sehr lieben, in dem wir uns sehr wohl fühlen und auf das wir uns nach einer langen Reise auch wieder freuen. Es käme bei aller Reisebegeisterung für uns nicht infrage dauerhaft zu reisen, vielleicht würde das Reisen sogar irgendwann den Reiz für uns verlieren, wenn es zum Normalzustand geworden ist. Denn genauso wie das Verreisen lieben wir die Rückkehr nach Hause.

Unser Koffer ist grundsätzlich auf dem Rückflug viel schwerer als auf dem Hinflug, denn wir lieben es kulinarische Köstlichkeiten, Souvenirs und Handwerkskunst aus unseren Urlaubsländern mitzubringen und so die Ferne in das eigene Zuhause zu holen. Und so gibt es in unserer Vorratskammer aktuell Kaffee aus Hawaii, Chokecherry-Marmelade aus Scottsbluff/Nebraska, kalifornischen Rotwein, Pralinen und kandierte Früchte aus Südfrankreich. Auf meiner Fensterbank haben tatsächlich die Kerne der Surinamkirsche zu treiben begonnen, die ich in Kona bei meinem Besuch der Kaffeeplantage gegessen habe. Die Wände unserer Wohnung bekommen nach jeder Reise neue Bilder, über dem Klavier hängt eine Tiki-Figur und unsere Besucher werden an der Wohnungstür auf hawaiianisch gebeten, ihre Schuhe auszuziehen. Und dann gibt es noch die T-Shirts, Hüte, Stofftiere, Hula-Kleidchen, Schmuckstücke, Handtaschen, Weinkorken, Bierdeckel, Muscheln, Steine, Sand… Ein Sammelsurium an Schätzen aus aller Welt.

Schild Schuhe ausziehen, Hawaii
Mitbringsel aus Hawaii: Bitte Schuhe ausziehen!

Reisen verändert

Aber in Wirklichkeit sind die Mitbringsel nur Äußerlichkeiten – wenn auch sehr schöne. Denn genauso, wie sich unsere Wohnung von Reise zu Reise verändert, verändern auch wir uns durch unsere Reisen. Die wahren Schätze sind die Erlebnisse, die wir auf unseren Reisen gemacht haben. Das sind kostbare Erinnerungen, die uns niemand mehr nehmen kann. Wir haben in den letzten Jahren so viele tolle und interessante Begegnungen mit anderen Menschen gehabt und faszinierende Dinge gesehen:
„I am not the same, having seen the moon shine on the other side of the world.“

Mary Anne Radmacher

Dies sind lediglich ein paar Beispiele. Marcel Proust sagte einst: „Eine Entdeckungsreise besteht nicht darin, nach neuen Landschaften zu suchen, sondern neue Augen zu bekommen.“

Trail of 100 Giants, Giant Sequoia National Monument, USA

Erlebnisse wie diese haben uns tief beeindruckt und lassen uns die Welt tatsächlich mit anderen Augen sehen. Wir waren schon immer umweltfreundliche Menschen, aber durch unsere Reisen haben wir noch mal ein anderes Umweltbewusstsein erlangt. Wenn man einmal unter den gigantischen Mammutbäumen gestanden hat, die hunderte von Jahren zum Wachsen gebraucht haben, dann macht es einen ganz schön traurig, dass immer noch im großen Stil solche Wälder gerodet werden (wie z.B. in Kanada). Es macht uns wütend und besorgt, dass die Menschen kurzsichtig in das empfindliche Ökosystem eingreifen und so immer weiter das Artensterben vorantreiben (umso schöner war es dann natürlich für uns, im Yellowstone zwei Wölfe in freier Wildbahn sehen zu können, die dort schon einmal durch den Menschen ausgerottet waren). Und wusstest du, dass es im Nordpazifik eine Insel aus unser aller (!) Plastikmüll gibt, die ungefähr so groß ist wie Europa?

Natürlich kannst du dich auch von zuhause aus informieren und engagieren. Aber wenn du die Dinge mit eigenen Augen gesehen hast, bekommen sie eine andere Relevanz. Wenn du einmal im Pazifik gebadet hast, ist er für dich plötzlich nicht mehr so weit weg und beim nächsten Supermarkteinkauf denkst du vielleicht eher darüber nach, ob du wirklich eine Plastiktüte brauchst. Angesichts der Erdgeschichte ist ein Menschenleben nur so ein kurzer Augenblick, „ein Wimpernschlag“ um es mit Andreas Bourani auszudrücken und wir sollten in dieser Zeitspanne die Natur schützen und nicht kaputt machen.

Kalalau Beach, Kauai

Reisen macht Spaß

Bei aller Ernsthaftigkeit will ich aber nicht vernachlässigen, dass es uns einfach großen Spaß macht zu reisen. Wir sind neugierige Menschen und lieben es, neue Eindrücke vom Leben zu gewinnen: andere Menschen kennenlernen, fremde Landschaften und Kulturen entdecken, uns durch die verschiedenen Landesküchen essen, übernachten im Zelt, im Truck Camper, in Hütten, Scheunen, Schlössern oder wohin es uns sonst verschlägt. Unsere Reisen gehören zu Highlights in unserem Leben. Wir freuen uns bereits ab Buchen der Flugtickets und zählen voller Vorfreude die Tage, bis es wieder losgeht. Ich glaube zwar nicht, dass Vorfreude die schönste Freude ist, unterwegs sein ist auf jeden Fall um Längen besser, aber mit immer größer werdendem Fernweh Reisepläne zu schmieden, gehört für uns zum Reisespaß dazu.

Das letzte Wort gebe ich nun Kurt Tucholsky, der für uns treffend Jessicas Frage nach unserer Motivation zu reisen auf den Punkt bringt:

„Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben“

Was macht für dich den Reiz des Reisens aus? Wir sind gespannt auf deine Gedanken, bitte teile sie mit uns, indem du einen Kommentar hinterlässt. Danke!

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