Der Jasper National Park – tolle Landschaft ohne Massenandrang
Idylle am Pyramid Lake
Den Nationalpark hatten wir schon am Vortag erreicht, als wir von Banff kommend über den Icefields Parkway nach Jasper fuhren. Nach der ersten Nacht auf dem Whistler’s Campground sind wir früh aufgestanden und haben uns auf den Weg zum Pyramid Lake gemacht, der zusammen mit dem Patricia Lake auf einer Hochebene oberhalb von Jasper Town liegt. Zu unserer Freude können wir auf dem Hinweg einen Schwarzbären beobachten (aber leider nicht fotografieren) und sind direkt erstaunt, nur so wenige Menschen am Pyramid Lake vorzufinden.
Unser Ziel ist Pyramid Island, eine kleine Insel, die man über eine Holzbrücke erreichen kann. Der Vorteil der Insel ist, dass man den See zu allen Seiten fotografieren kann und somit zu jeder Tageszeit gutes Fotolicht erwischt. Wir finden die morgendliche Ruhe trotzdem am schönsten, zumal dann der Pyramid Mountain von der Sonne angestrahlt wird und sich im Wasser spiegelt – ein tolles Fotomotiv. Dort gibt es auch die Möglichkeit, aus dem Wasser ragende Steine oder Äste als Bildvordergrund zu verwenden.

Warum uns Jasper besser gefällt als Banff
Auf dem Rückweg vom Pyramid Lake fahren wir nach Jasper hinein, um das Städtchen ein wenig zu erkunden und etwas zu essen (es handelt sich um nur ca. 15 Minuten Fahrzeit). Der Ort Jasper gefällt uns auf Anhieb besser als Banff, das wir als sehr touristisch und vollgestopft mit Menschen empfunden haben (Reisezeit in der Hauptsaison).
Wir haben kein Problem, einen Parkplatz für unseren Truck Camper zu finden und laufen zunächst entlang des Connaught Drive (das Hauptgeschehen spielt sich zwischen Connaught Drive und Patricia Street ab). Unser erstes Ziel ist das Visitor Center, das sich (im Gegensatz zu Banff) sowohl von außen wie auch von innen richtig schön präsentiert. Wir mögen einfach die Gift Shops und freundliche Mitarbeiter bzw. Ranger, wie wir sie aus den USA kennen – und Jasper kann das definitiv bieten! Das Visitor Center macht uns um einige Mitbringsel reicher und einige Dollars ärmer…
Gut gelaunt schlendern wir weiter und entdecken den Shop „Our Native Land“ mit vielen schönen indianischen Dingen, oft handgefertigt. Auch weitere Geschäfte gefallen uns gut.
Abends „flüchten“ wir vor einem Gewitter in den meist gut besuchten Pub Jasper Brewing Company, in dem man sich nicht nur durch viele Biersorten durchprobieren, sondern auch rustikal und gut essen kann.
Alles in allem hat uns Jasper Town besser als der Ort Banff gefallen (es geht dabei ausdrücklich nicht um die Sehenswürdigkeiten im gleichnamigen Nationalpark, sondern nur um die Ortschaften!), weil:
- Jasper einen ruhigeren und weniger wuseligen Eindruck gemacht hat;
- die Straßen weniger von Menschen und Autos verstopft waren (Banff scheint v.a. bei Asiaten sehr viel beliebter);
- das Visitor Center viel schöner ist;
- die Geschäfte etwas weniger touristisch erscheinen.
Ausflug zum Maligne Canyon und Maligne Lake
Bei einem Besuch des Jasper National Parks gehört ein Ausflug Richtung Maligne Lake fast schon zum Pflichtprogramm. Die Stichstraße führt durch schöne Berglandschaft vorbei am gleichnamigen Canyon, weiter zum Medicine Lake und endet am Maligne Lake. Bis dorthin sind von Jasper aus fast 50 km zurückzulegen und alleine für die Hin- und Rückfahrt solltest du zweieinhalb bis drei Stunden einkalkulieren.
Im Gegensatz zu den meisten Besuchern haben wir uns entschieden, nicht morgens in das Tal hineinzufahren und dort den Tag zu verbringen, sondern erst nachmittags zu starten. Das bedeutet zwar, dass wir uns nicht mit dem Boot bis Spirit Island fahren lassen können, da diese nur bis ca. 18 Uhr ablegen, aber dafür erhoffe ich mir weniger Andrang und gutes Fotolicht zum Abend. Außerdem erscheinen uns die 65 $ (pro Person!) für die Bootstour reichlich teuer.
Schon kurz nach Beginn der Maligne Road erreicht man das erste Highlight, den Maligne Canyon. Wir haben zwar zuvor schon mehrere Canyons gesehen, aber diesen sollte man trotzdem nicht auslassen, denn mit einer Tiefe von über 50 Metern ist die enge Schlucht wirklich beeindruckend. Ein Pfad verläuft am oberen Canyonrand und mehrere Brücken erlauben tolle Blickwinkel und Fotos.
Zurück auf der Straße kommen wir bald zum nächsten Aussichtspunkt am Nordende des Medicine Lake. Dort hat es erst letztes Jahr heftig gebrannt und die verkohlten Baumgerippe tragen zu einer ganz eigenen Atmosphäre bei. Der Blick auf den See und die benachbarten Berge ist dennoch schön und wir haben sogar das Glück, dass sich ein Regenbogen bildet.
Leider führt ein aufziehendes Gewitter dazu, dass wir den Maligne Lake und die dahinter liegenden Berge nicht mehr im besten Licht bewundern können. Die Fahrt hat sich trotzdem gelohnt, wir sind abends auf dem Rückweg fast alleine unterwegs.
Gletschersee und Morgensonne am Mount Edith Cavell
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf, denn ich habe geplant, den Mount Edith Cavell in der Morgensonne bestaunen zu können. Um zu diesem über 3300 Meter hohen Berg zu gelangen, muss man von Jasper kommend zunächst auf den alten Highway (93A) fahren und nach einigen Kilometern in eine schmale, aber durchgehend asphaltierte Stichstraße abbiegen. Zu Beginn dieser Cavell Road gilt es, mehrere enge Serpentinen zu überwinden, dementsprechend sind Trailer und größere Wohnmobile (ab 7 m Länge) nicht erlaubt. Unser Truck Camper misst etwas über 7 Meter und die Kurven sind problemlos befahrbar.
Die Zufahrt lohnt sich, Touristenbusse kommen hier nicht hoch und wir sind auch noch so früh, dass wir uns einen Parkplatz aussuchen können. Schon von hier aus sieht der Berg imposant aus, aber über einen knapp einen Kilometer langen und relativ leichten Trail gelangt man zu einem Aussichtspunkt, der noch viel besser ist: Nun schauen wir nicht nur auf den von der Morgensonne angestrahlten Berg, sondern können auch den kleinen Gletschersee zu seinen Füßen sehen. Tatsächlich schwimmen auch Mitte August noch kleine Eisberge auf dem See!
Von hier aus kann man übrigens auch durch die wunderbar gelegenen Mount Edith Cavell Meadows wandern. Zu unserem Besuchszeitpunkt gab es dort oben jedoch eine Sperre aufgrund verstärkter Aktivität von Grizzlybären (und zumindest bei einem Exemplar wurde berichtet, dass er nicht vor Wanderern davonlief…), woran wir uns – im Gegensatz zu anderen Wanderwilligen – auch hielten.
Frühstück am Leach Lake
Wieder im Tal nutzen wir die Gelegenheit, erneut den alten Highway Richtung Süden zu fahren. Im Gegensatz zum Icefields Parkway sind nur wenige und keine schnellen Fahrzeuge unterwegs, weshalb das „Cruisen“ und nach Tieren Ausschau halten (sowie ein eventuelles Anhalten) leicht fällt. Leider treffen wir jedoch nur auf Kanada-Gänse.
Wir beschließen, am Leach Lake zu frühstücken, den wir ja schon am Vortag besuchten und das Erlebnis mit der Fisch-Pediküre und dem Loon hatten. Wir sind die meiste Zeit alleine und genießen es sehr, an diesem wunderschönen Fleckchen mit Spiegelei, Sandwich, Orangensaft und frisch gebrühtem Latte Macchiato essen zu können – unzweifelhaft ein großer Vorteil eines Wohnmobil-Urlaubs (wie wir auch unterwegs zu leckerem Espresso gekommen sind, erzählen wir dir hier)!
Wir lassen uns noch viel Zeit, bevor wir die Weiterfahrt Richtung Mount Robson antreten, doch davon an anderer Stelle mehr.
Unterstütze uns
Gefällt dir dieser Beitrag? Willkommen Fernweh ist unser Herzensprojekt und wir sind gerne mit Leidenschaft dabei, aber das Bloggen ist auch zeitintensiv und verursacht Kosten.
Deshalb sind wir dankbar, wenn du uns mit einer kleinen Spende unterstützt!
Wir sind Kerstin und Klaus. Mit unserer Tochter (Lundi) reisen wir inzwischen zu dritt.
Wir lieben es die Welt zu erkunden und dir Anregungen und Tipps für deine eigene Reise zu geben!

Beliebt:
Mit Kindersitz im Wohnmobil oder Mietwagen in den USA & Kanada
Du willst mit deinem Baby oder Kind in die USA oder nach Kanada reisen und fragst dich, wie das nun mit Babyschale oder Kindersitz funktioniert? Oder ganz speziell, wie und wo man einen Kindersitz im Wohnmobil anbringen kann? In unserem großen Ratgeber-Beitrag findest du Antworten auf deine Fragen.
Magischer Yellowstone: Grand Prismatic Spring, Morning Glory Pool und imposante Geysire
Auf all unseren Reisen hat uns bisher nichts so sehr fasziniert wie der Yellowstone, der die Erde brodeln, zischen, pfeifen und in bunten Farben leuchten lässt. Komm mit uns auf die Reise durch die Attraktionen dieses großartigen ‚Freizeitparks‘: Old Faithful, Grand Prismatic Spring, Morning Glory Pool und so viel mehr!
Die Vorbereitung deines Wohnmobil-Roadtrips mit Packliste für USA & Kanada
Camper gebucht – und dann? Die Vorfreude ist groß und die Planung und Vorbereitung kann beginnen. Doch an was solltest du vor Reiseantritt noch denken, wenn du einen Roadtrip mit dem Wohnmobil planst? Worum solltest du dich noch zu Hause kümmern, welche Dinge mitnehmen?
Island im April – Fragen und Antworten zum Ringstraßen-Trip
Island im April? Da tun sich einige Fragen auf. Dabei hat es einige Vorteile, den Sommer zu meiden. Diese wollen wir dir speziell auf den April bezogen darstellen, aber natürlich auch die Nachteile nicht unerwähnt lassen. Lies den großen Ratgeber-Artikel mit vielen Fragen und unseren Antworten.
Welche Inseln für eine Hawaii-Rundreise?
Die Schönheit und Vielseitigkeit der Inseln macht Hawaii aus, erschwert gleichzeitig aber auch die Urlaubsplanung. Welche Inseln sollen in die Auswahl kommen? Und wie teilt man die Inseln zeitlich auf?
Hier erfährst du mehr!
Fazit
Der Jasper National Park hält einige wunderschöne Sehenswürdigkeiten und Landschaften bereit und scheint weniger „überlaufen“ zu sein, was nur ein Vorteil sein kann.
Wunderbare Erlebnisse hatten wir v.a. am – bekannten – Pyramid Lake, aber auch am – eher unbekannten – Leach Lake. Jasper Town hat uns mit Abstand besser gefallen als die Stadt Banff und im Nachhinein hätten wir hier auch gerne noch eine Nacht länger verbracht.
Tipps
Campground
Für diejenigen, die kleinere Campgrounds bevorzugen, mögen die beachtlichen 781 Sites abschreckend erscheinen, aber die großzügige Aufteilung der Loops und Sites lässt nie das Gefühl aufkommen, auf einem derart großen Campground zu sein. Manchmal durchstreifen sogar Wapiti-Hirsche den Campground.
Foto-Guide
Im Rahmen meiner Recherchen nach guten Reiseführern für Kanada bin ich auf die Foto-Guides (E-Books) des herausragenden kanadischen Fotografen Darwin Wiggett aufmerksam geworden. Die 10 $ pro Buch (im Bundle günstiger) sind dann gut investiert, wenn du dich für Landschaftsfotografie interessierst und detailliertere Tipps möchtest, als sie ein normaler Reiseführer bieten kann.
Die E-Books gibt es nur auf englisch und du musst Darwin kontaktieren, um von Europa aus bestellen zu können – das verläuft aber völlig problemlos. Hier zur Beschreibung: Guide to Jasper National Park
Schöner Bericht,
uns hat Jasper auch besser gefallen. Allein schon wegen der Seen um die Stadt herum & die kleinen Berge von denen aus man auf Jasper blicken kann <3
Bei unserem nächsten Kanada Besuch werden wir auch in den Rockies bleiben statt wieder bis nach Vancouver Island zu fahren.
http://chriscatunterwegs.de/travelblog/wordpress/roadtrip-durch-den-westen-kanadas-die-beste-route-where-to-stay/
Viele Grüße
Christian
Hallo Christian, schöne Seen gibt es allerdings auch um Banff herum (wir waren am Two Jack Lake, wunderbar), uns ging es in erster Linie um die Stadt selbst.
Wir hatten 8 Nächte in den Rockies, das war schon okay so, beim nächsten Mal dann vielleicht etwas mehr im Jasper.
Vancouver Island hätten wir allerdings nicht kürzen wollen, dort hat es uns sehr gut gefallen (einen Beitrag zum Pacific Rim gibt es bereits).
Da bekomme ich direkt wieder Lust auf Kanada, wenn ich die schönen Bilder sehe. Übrigens, vom Park her fanden wir Jasper auch schöner. Nur fanden wir in Banff den Ort schöner als Jasper-„Downtown“. Allerdings war es bei uns in der Vorsaison auch nicht sehr voll dort.
LG Thomas
Hallo Thomas, danke für deinen Kommentar!
Ich denke es hat wirklich mit Vor- und Hauptsaison zu tun. Außerdem hat das Visitor Center für uns eine Rolle gespielt, das hat uns in Jasper viel besser gefallen und wir wurden superfreundlich bedient und beraten.
Hallo Klaus,
ein wirklich toller Bericht mit vielen tollen Tipps. Ich unterschreibe alles, was du hier schreibst. Wir fanden Jasper etwas natürlicher als Banff und weniger überlaufen. Im Visitor Center von Jasper gibt es zudem eine sehr gute kostenlose Internetverbindung. Aber besonders schön finde ich, dass du meinen Lieblingsplatz erwähnst. Ich liebe den Leach Lake. Dieses Plätzchen ist wirklich einer der schönsten Orte der Welt und auch bei unseren Besuchen war dort kaum etwas los. Letztes Jahr waren wir ganz früh morgens dort, wo der Nebel noch über dem Wasser hing und ein Elch auf der gegenüberliegenden Seeseite am Waldrand stand. Dieses Bild wird mir niemals wieder aus dem Kopf gehen. Das ist wirklich Kanada, wie man es sich vorstellt.
Danke für den tollen Bericht mit den schönen Fotos.
Viele Grüße,
Tanja
Hallo Tanja, lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar und die Komplimente!
Ach wie toll, dass wir es ähnlich empfunden haben und noch schöner, dass auch ihr den Leach Lake als einen besonderen Ort entdeckt habt. 🙂 Einen Elch zu sehen fehlt uns zwar noch auf unseren Reisen, aber den Loon unter Wasser beim Fischen beobachten zu können, hat diesem Fleckchen Erde ebenfalls eine zusätzliche Erinnerung hinzugefügt.
Tolle Fotos! Und sehr schöner Bericht! Da bekomme ich gleich wieder Sehnsucht nach Jasper. Wir haben damals eine Grizzly-Mama mit ihren beiden Kleinen direkt am Ausgang unseres Campgrounds gesehen. Total genial! Zum Glück saßen wir da schon im Camper 😉 Und auch sonst ist Jasper für mich einfach die perfekte Outdoor-Stadt mit vielen tollen Wandermöglichkeiten direkt um die Ecke. Da könnte ich mich echt mal für ne Weile niederlassen 🙂
Danke Kathrin, ja, Jasper hat etliche tolle Möglichkeiten.
Um die Grizzly-Begegnung seid ihr zu beneiden, das Glück hatten wir nicht, aber dafür sind wir auf Vancouver Island zu Fuß einer Schwarzbären-Mama mit Kleinem begegnet, das war ein Adrenalin-Kick!
Hallo Klaus
Danke für den tollen Bericht. Noch eine kurze Frage zum Mount Edith Cavell: ist die Strasse mit einem Wohnmobil mit 7.30 Meter Länge zu machen?
Hallo Daniela,
unser Truck Camper war auch ungefähr 7,30 Meter lang und wir konnten die Straße ohne Probleme befahren. Es gibt 2-3 relativ enge Haarnadelkurven, aber auch die waren kein Problem, v.a. ohne Gegenverkehr. Es empfiehlt sich, früh morgens hoch zu fahren – dann ist das Morgenlicht am Berg am schönsten, mit Wohnmobil hat man außerdem den Vorteil, noch problemlos einen Parkplatz zu bekommen.
Artikel zum Truck Camper: Der Truck Camper für einen Camping-Roadtrip in Kanada oder USA
Super, danke. Wir planen im August/September 3 Wochen Kanada, für uns das erste Mal. Die verschiedenen Reisebericht sind da eine grosse Hilfe. Wenn du noch „Geheimtipps“ hast für die Standart-Route Vancouver-Rockies-Vancouver, nur her damit 🙂
Ich würde auf jeden Fall den Wells Gray Park „mitnehmen“, weil es da so viel ruhiger war als in den Rockies.
Ansonsten schreibe ich an weiteren Kanada-Beiträgen, z.B. Banff und Icefields Parkway, die nach und nach in den nächsten Wochen und Monaten erscheinen werden – schau einfach immer wieder hier vorbei oder melde dich für die Beitragsbenachrichtigungen an. 😉