Regenwald, Strand und Meeresrauschen im Pacific Rim National Park
Südlich von Tofino bilden unzählige kleine Inseln den mittleren Abschnitt des Parks, die Broken Group Islands, die einen eigenen Charme aufweisen und sich nur per Boot erkunden lassen. Der dritte und südliche Teil des Pacific Rim zieht sich um den langen Küstenabschnitt des West Coast Trails und ist trainierten Mehrtageswanderern vorbehalten.
Seafog (Seenebel)
Anfahrt über den Highway 4 zum Greenpoint Campground
Wer die Küstenstädtchen Tofino und Ucluelet sowie den dazwischen liegenden Pacific Rim National Park besuchen will, der muss zunächst eine längere, aber schöne Fahrt zurücklegen. Der Highway 4 ist die einzige asphaltierte Verbindung zum stärker besiedelten Osten und Süden Vancouver Islands, zwischen Qualicum Beach und dem Visitor Center des Pacific Rim liegen immerhin 130 km.
Die erste Hälfte des Streckenverlaufs wird durch mehrere Provincial Parks mit Wasserfällen und/oder altehrwürdigen, dicken Bäumen gekennzeichnet, die einen eigenen Beitrag Wert sind. Außerdem liegt z.B. Port Alberni auf dem Weg, die Besiedelung nimmt im weiteren Verlauf aber immer mehr ab, man fährt durch die Wildnis. Einige badetaugliche Seen liegen neben der Straße, später windet sich der Highway durch die Berge Richtung Westküste.
Am Visitor Center des Nationalparks erwerben wir zwei Jahrespässe, die sich lohnen, wenn man auch noch die Parks in den Rockies besuchen will. Anders als in den USA, wo man nur einen Jahrespass pro Fahrzeug (inkl. der Insassen) benötigt, gelten die Pässe in Kanada pro Person.
Als nächstes belegen wir unsere Site im Greenpoint Campground, die ich bereits im Januar reserviert hatte. Will man den Pacific Rim in der Hauptsaison besuchen und mit Camper oder Zelt direkt im Nationalpark unterkommen, so kann ich eine frühzeitige Reservierung auch nur empfehlen – wir hätten keinen Platz mehr bekommen oder zumindest nicht eine Site mit Meerblick!
Sonnenuntergang am Long Beach
Mit unserem Platz im Campground sind wir also hochzufrieden, dass wir sogar das Meer sehen und natürlich auch rauschen hören können, ist das i-Tüpfelchen.
Nach dem Abendessen am eigenen Lagerfeuer wollen wir unbedingt noch zum Pazifik, mehrere kurze Wege führen zum Strand, der ein gutes Stück unterhalb des Campgrounds liegt. Den ganzen Tag über war es warm, im Inselinneren sogar ungewöhnlich heiß (teilweise über 30 Grad), hier an der Westküste etwas kühler, aber angenehm. Nun strahlt die untergehende Sonne durch die Bäume und sorgt für eine wunderbare Stimmung, die sich unten angekommen fortsetzt.

Sonnenuntergang am Long Beach
Erkundung des Regenwalds
Wo ist der Seaview hin? Nachdem morgens um 6 noch Sonne auf die Baumspitzen gestrahlt hat, ist gegen 7:30 Uhr unser Campingplatz in dichten Nebel getaucht. Das beunruhigt uns aber gar nicht, denn wir wissen, dass das nur „Seafog“ (Seenebel) ist, der morgens häufig kommt und sich zuverlässig wieder verziehen wird. Auch Vancouver ist häufig davon betroffen.
In der Tat wird sogar unser gesamter Aufenthalt von ungewöhnlich stabilem Sommerwetter mit viel Sonne und angenehmen Temperaturen begleitet. Von anderen Reiseberichten wissen wir, dass das insbesondere an der Westküste auch anders sein kann, der Name „Regenwald“ kommt natürlich nicht von ungefähr…
Apropos, diesen Regenwald wollen wir uns heute näher ansehen. Die meisten werden dabei an tropischen Regenwald, Dschungel und Palmen an der Küste denken, so wie wir ihn auf Hawaii erleben durften, aber es gibt auch den kühleren Regenwald gemäßigter Breiten. Er entsteht durch feuchte Luftmassen, die der Pazifik bringt und die von den Bergen hinter der Küste aufgehalten werden – und er muss keineswegs weniger spannend sein als der Regenwald der Tropen!
Im Pacific Rim National Park gibt es die Rainforest Trails A und B, die zu beiden Seiten des Highways liegen und jeweils nur ca. 1 km lang sind. Wir nehmen uns fast zwei Stunden Zeit zum Erkunden, denn es gilt ein paar Treppenstufen zu nehmen und immer wieder Halt zu machen, um die Stimmung und die Stimmen des Waldes einzufangen.
Hier gefällt es uns sehr gut und wir können beide Rainforest Trails nur sehr empfehlen!
Tidepools mit Seesternen am Schooner Cove
Ein weiteres Highlight befindet sich am nördlichen Ende der Long Beach Unit des Parks. Schooner Cove besteht nicht nur aus Strand, sondern auch aus unzähligen sogenannten Tidepools, Vertiefungen, in denen sich das bei Ebbe zurückziehende Wasser sammelt und Pfützen und Tümpel bildet.
Dieses besondere Schauspiel kann allerdings nur entdecken, wer bei Ebbe zum Strand wandert, der bei Flut kaum vorhanden ist, so stark ist hier die Tide (2-3 Meter Unterschied zwischen Ebbe und Flut!). Wir haben uns zuvor über die Wasserpegel informiert, als wir mal Internet hatten, z.B. hier: http://www.waterlevels.gc.ca/eng/station?sid=8615
Um zum Strand zu gelangen, muss man zunächst auch hier beeindruckenden Regenwald durchqueren, teils auf Boardwalks und über viele Stufen hinunter zur Küste. Dort angekommen fasziniert die Szenerie mit den Bergen im Hintergrund, dem schönen grünen Nadelwald und davor dem feinen Sandstrand. Sonne, Strand, Meer, Wald und Berge auf einmal: Was will man mehr?
Tofino
Tofino und Ucluelet sind die einzigen beiden Ortschaften, die es hier an der Westküste gibt. Sie liegen außerhalb des Nationalparks und bieten alle Versorgungsmöglichkeiten, Unterkünfte und Gastronomie.
Tofino ist bekannter und anscheinend beliebter, wird manchmal aber auch als „zu touristisch“ beschrieben. Etwas vorgewarnt fahren wir also in den Ort, der uns dann doch besser gefällt als erwartet – ganz so schlimm ist es mit dem „touristisch“ doch gar nicht, einige Häuschen sind hübsch anzusehen und die Lage an einer Bucht mit Bergen im Hintergrund ist idyllisch.
Am Hafen, der auch als Start- und Landeplatz für Wasserflugzeuge dient, beobachten wir einen Fischer, der sein Netz nach Krabben auswirft, die sich zahlreich am Meeresboden tummeln. Die meisten wirft er jedoch wieder ins Wasser, da die Tiere männlich sein und eine Mindestgröße aufweisen müssen.
Im Restaurant Tuff Beans machen wir eine Kaffeepause und suchen Schatten, denn die Mittagssonne scheint kräftiger als gedacht. Einige Surfer zeigen, dass man auch hier sehr braun werden kann!
Ucluelet und Wild Pacific Trail
In Ucluelet geht es deutlich ruhiger zu als in Tofino. Hier erledigen wir v.a. unseren Einkauf, dafür vermissen wir schöne Gaststätten, wie wir sie in Tofino gesehen haben.
Allerdings hat Ucluelet den Wild Pacific Trail zu bieten, einen in mehrere Abschnitte unterteilten Küstenpfad, der immer weiter ausgebaut werden soll. Wir laufen den Lighthouse Loop (ja, es geht auch an einem kleinen Leuchtturm vorbei), einen 2,3 km langen Rundweg, der leicht zu wandern ist – meist geht man etwas oberhalb der Küstenlinie. Dadurch wird der Weg zwar einfacher und die Aussicht besser, man kommt aber auch selten ans Wasser heran. Wir haben uns etwas mehr davon versprochen, schön finden wir die Aussicht zu den Broken Group Islands. Insgesamt fanden wir die Trails im Nationalpark (Rainforest und Schooner Cove) aber lohnenswerter und eindrücklicher.
So wie Tofino dient übrigens auch Ucluelet als Basis für etliche Wal- und Bärenbeobachtungstouren per Boot oder Schiff und von unserem wunderbaren Bootsausflug zu den Broken Group Islands des Pacific Rim berichten wir an anderer Stelle ausführlicher. 😉
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Fazit
Der Pacific Rim National Park hat uns noch besser gefallen, als wir dachten, wobei auch das herrlich sonnige Wetter eine Rolle gespielt haben mag.
Wir können auch auf keinen Fall sagen, dass dieser Park weniger spektakulär sei als andere Nationalparks in Nordamerika – vielmehr ist es so, dass es ein bisschen Zeit und Muße braucht, um die besonderen Schönheiten zu entdecken. Allen Freunden von wilder Küste, Wald und viel Natur sei der Besuch ans Herz gelegt!
Tipps

Zeitbedarf und Reisezeit
Schon auf dem Highway 4 gilt: Der Weg ist das Ziel! Und auch an der Westküste angekommen, will man ja nicht gleich am nächsten Tag wieder zurück, das lohnt nicht. Du solltest mindestens 2 Nächte im Bereich des Pacific Rim einplanen!
Wir haben VI im Juli besucht und im Sommer ist es dort klimatisch gesehen auch am schönsten, allerdings auch etwas „voller“ als z.B. im Mai/Juni oder September. Die Insel gilt ganzjährig als relativ mild, an der Westküste kann es jedoch etwas rauer und kühler sein als im Osten/Süden.
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In jedem Fall hat ihr tolle Bilder mitgebracht. Ich mag ja Underdogs, das Unspektakuläre und Unterschätzte – schon alleine weil dort weniger los ist.
Hallo Eva, vielen Dank für deinen Kommentar!
Tofino und der Pacific Rim sind zwar keine Geheimtipps, die kaum einer kennt, aber weniger los als in den Rockies war dort auf jeden Fall!