Wie du Vancouver mit dem Fahrrad erkundest

von 15.03.20179 Kommentare

Vancouver gilt als besonders schöne Großstadt und gehört mit Sicherheit zu den schönsten Städten Kanadas. Was macht diesen Reiz aus? Wir haben uns zwei volle Tage Zeit genommen, die Stadt an der Pazifikküste zu erkunden.

Den Besuch von Vancouver haben wir bewusst an den Anfang unserer Rundreise durch den Westen British Columbias gelegt, damit hatten wir schon in San Francisco gute Erfahrung gemacht. Allerdings haben wir dieses Mal nicht von Anfang an ein eigenes Fahrzeug, nach etwas Recherche war schnell klar, dass man in Vancouver gut ohne Mietwagen auskommt.

Aber nicht nur, dass der öffentliche Personennahverkehr (v.a. für amerikanische Verhältnisse) sehr gut ausgebaut ist, Vancouver legt auch Wert auf ein gutes Radwegenetz. Die Innenstadt wird durch den False Creek Meeresarm zur Halbinsel und ein großer Teil der Küstenlinie ist mit dem Seaside-Radweg erschlossen – das lädt gerade zu einer Bike Tour ein! Außerdem lässt sich das grüne Ende der Halbinsel, der riesige Stanley Park, am besten mit dem Rad umrunden.

So fällt uns der Entschluss leicht, Räder zu mieten und so auf Tour zu gehen. Und wir haben Glück, denn die Sonne begleitet uns die ganze Zeit und es herrschen angenehme Temperaturen.

Besonders hoher Totempfahl, Vancouver
Vancouver ist u.a. für die Totempfähle bekannt

Am False Creek entlang bis Granville Island

Nach der ersten, kurzen Nacht in Vancouver wachen wir jetlag-bedingt schon früh auf und machen uns nach einem kleinen Morgensnack auf den Weg zum Fahrradverleih in der Nähe der English Bay. Wir fahren zunächst mit dem Bus in die Innenstadt und steigen dort um. Weil wir 15 Minuten vor Öffnung des Bike Rental Shops ankommen, gehen wir noch in den Bioladen nebenan. Vancouver scheint noch grüner zu sein als San Francisco, es gibt sehr vieles bewusst ohne Plastikverpackung. Unseren Eistee bekommen wir später sogar in einer kompostierbaren Plastikalternative, die aus Maiskörnern hergestellt ist. Sehr löblich.

Die Übernahme der Räder gestaltet sich unkompliziert, wir bekommen technisch einwandfreie, relativ neue Bikes und jeweils einen Helm dazu. Aufgrund der Lage des Verleihs beginnen wir unsere Tour an der English Bay, die im Westen an die Innenstadt grenzt, und fahren zunächst in östlicher Richtung, um den False Creek zu umrunden. An der Science World fahren wir vorbei, denn wir wollen pünktlich am Granville Island Market sein – dort steht das erste Highlight an. Wir besuchen den Granville Island Public Market im Rahmen einer Foodie-Tour. In einer kleinen Gruppe gehen wir geführt von Sarah über den Markt und es gibt tatsächlich an acht verschiedenen Stationen etwas zu probieren. Das ist wirklich sehr zu empfehlen (siehe Tipp am Ende des Artikels)!

Danach geht es weiter mit dem Rad: Am False Creek steht an einer Stelle tatsächlich ein richtiges Klavier für jedermann bereit. Es ist schön verstimmt und ein alter Herr (wohl ein Passant) kann richtig toll spielen. Überhaupt gibt es in Vancouver ganz viel richtig gute Straßenmusik. Man muss sich in der Innenstadt dafür registrieren und es gibt 20 Straßenmusik-Plätze.
Spieler an einem öffentlichen Klavier am False Creek

Vom Kitsilano Beach über den Canada Place zum Stanley Park

Hinter Granville Island führt der Weg durch den Vanier Park zum bekannten und beliebten Kitsilano Beach. Es ist so schönes Wetter, dass sich auch an diesem Montagmorgen bereits einige Sonnenanbeter am Strand aufhalten und auch wir nutzen die Gelegenheit, um uns kurz auszuruhen und das Treiben zu beobachten.

Icon city 256Weiter geht es über die Granville Bridge Richtung Downtown. Wir wollen die Innenstadt einmal geradlinig durchqueren, was aufgrund der separaten Spur für Bikes leicht fällt. Und überhaupt: Vancouver eignet sich hervorragend zum Radfahren. Alles ist schön flach und es gibt richtig tolle Radwege. Es gibt sogar Geschwindigkeitsbegrenzungen für Radfahrer (mancherorts darf man nur 15 km/h fahren), ab und zu gibt es ein Überholverbot und manche Radwege sind Einbahnstraßen. Die Leute verhalten sich außerdem total brav. Wenn auf dem Radweg ein Schild erscheint, dass man die nächsten 30 Meter bitte absteigen und schieben soll, halten sich ausnahmslos alle daran.

Der Canada Place ist ein Wahrzeichen von Vancouver und soll mit seinen stilisierten Segelmasten an ein Schiff erinnern. Als wir dort ankommen, hat auch gerade ein großes Kreuzfahrtschiff angelegt, weshalb wir von dem eigentlichen Gebäude wenig zu sehen bekommen. Also geht es weiter in westlicher Richtung zum Stanley Park!

Von der Innenstadt zum Stanley Park
Von der Innenstadt zum Stanley Park

An der Seewall entlang zurück zur English Bay

Der riesige Stanley Park im Westen der Halbinsel von Vancouver ist die grüne Lunge der Stadt und teilweise sogar mehr Wildnis als Park – es gibt Hirsche und sogar Kojoten. Neben einem Wegenetz im Innern existiert auch ein äußerer Weg, der komplett an der Küste entlangführt und die Halbinsel so umrundet. Das ist ideal für Fahrradfahrer, die die Strecke an diesem schönen Sommertag auch zahlreich nutzen, und auch zu Fuß möglich, was aber viel mehr Zeit in Anspruch nimmt (nicht die Streckenlänge unterschätzen!).

Skyline, Vancouver
Die Skyline vom Stanley Park aus
Schon zu Beginn des Streckenabschnitts haben wir den besten Blick auf die Skyline von Downtown Vancouver, nämlich Richtung Canada Place, wo man auch Wasserflugzeugen beim Start und der Landung zusehen kann. Dann geht es weiter zur Lions Gate Bridge, die uns entfernt an die Golden Gate Bridge erinnert, allerdings etwas kleiner ist.
Seawall mit Radweg „Seaside“ am Stanley Park
Seawall mit Radweg „Seaside“ am Stanley Park
Der nun folgende Abschnitt gehört zum reizvollsten der ganzen Seaside-Strecke: Hier ist die Küste felsig und steil, Seawall genannt. Der durchgehend asphaltierte Weg führt unmittelbar unterhalb der Felsen am Meer entlang. Im weiteren Verlauf schließen sich dann schöne Sandstrände an, die bei dem heutigen Traumwetter mit 25 Grad im Schatten auch gut besucht sind. Am besten gefällt uns der Third Beach, da kann auch der etwas später folgende Strand der English Bay nicht mithalten, obwohl dieser von der Stadt aus natürlich viel schneller zu erreichen ist.

Hier endet unsere Tour. Wir geben die Räder zurück und fahren etwas groggy mit dem Bus zurück zur Unterkunft.

Eckdaten: Wir haben die Räder von ca. 9-15 Uhr ausgeliehen und auf der beschriebenen Strecke ungefähr 30 km zurückgelegt. Natürlich haben wir mehrere Pausen und Fotostopps gemacht, der längste auf der Granville Island Halbinsel. Es ließe sich auch noch mehr Zeit für z.B. einen weiteren Zwischenstopp einplanen, denn der Fahrradverleih hat bis abends geöffnet.

Die Karte wurde von Google Maps eingebettet. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

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Gastown und China Town am zweiten Tag

Zwei beliebte Stadtviertel haben nicht recht zu unserer Bike Tour gepasst, weshalb wir sie am zweiten Tag unserer Erkundung von Vancouver ansteuern.

Nachdem wir vormittags dem Granville Island Public Market einen zweiten Besuch abgestattet haben, geht es zum Gastown-Viertel. Ursprünglich mal die Keimzelle der Stadt, zwischenzeitlich dann ziemlich heruntergekommen, ist Gastown heute wieder ein Publikumsmagnet. Es gibt viel Kunsthandwerk, Second-Hand-Läden, aber auch „Touri-Gedöns“.

Die Steam Clock im Viertel Gastown, Vancouver
Die Steam Clock hat gerade ihr Liedchen gespielt, wenn man genau schaut, sieht man noch etwas Dampf (ganz oben).
Zwischenstopp in Gastown mit Cheesecake und Kaffee, VancouverDie berühmte Steam Clock spielt auf einer Art Orgelpfeifen zur vollen und halben Stunde die Big-Ben-Melodie. Gepfiffen klingt es echt lustig. Es handelt sich auch deshalb um eine Besonderheit, weil die Uhr ausschließlich mittels Dampf betrieben wird, also nicht nur die Pfeifen, sondern auch das Werk selbst. Du musst dich hier allerdings auch auf einen touristischen Hotspot einstellen.

In einem Kaffeehaus an der Water Street setzen wir uns an die großen zur Straße hin geöffneten Fenster, trinken fair gehandelten Bio-Kaffee und essen ein sehr leckeres Stück Cheesecake. Danach kommen wir auf dem Weg zu China Town noch an der Statue vom Gassy Jack vorbei. Nach diesem „geschwätzigen Jack“, der Barbesitzer und Geschichtenerzähler war, wurde Gastown benannt.

Unseren Stadtbummel beenden wir im Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden, einem kleinen, aber feinen chinesischen Garten. Während der Innenbereich Eintritt kostet, ist der Zugang zum Außenbereich frei.

Eingang zu China Town, Vancouver
Eingang zu China Town

Randnotiz:

Eine Besonderheit Vancouvers ist, dass manche Touristen-Hotspots wie Gastown und China-Town und die Armen- und Obdachlosenviertel sehr eng beieinander liegen.

In San Francisco haben wir zwar auch viele „Durchgeknallte“ gesehen, aber die waren irgendwie in einem romantischen Sinne crazy. Hier in Vancouver haben wir aber auch echtes Elend gesehen. Drogenabhängige, die in einer merkwürdig verrenkten Position im Stehen schlafen, während ihnen die Spucke herunter rinnt. Ein Wunder, dass sie nicht nach vorn umkippen und immer noch ihr in Plastiktüten verstautes Hab und Gut festhalten können.

Hehler, die allerhand Handyzubehör auf der Straße verticken, während andere auf dem Boden liegend direkt vor dem Stand schlafen. Obdachlose, die sich ein Bett aus Pappkartons gebaut haben und mitten auf der Fußgängerzone schlafen. Prostituierte, dick geschminkt mit Perücke, zerrissenen Netzstrumpfhosen und deutlich sichtbaren Einstichstellen, die morgens im Bus ein wenig schlafen.

Dass wir so etwas woanders nicht gesehen haben, soll nicht heißen, dass es das dort nicht gibt, so etwas gibt es hier genauso wie in Frankfurt, Berlin oder jeder anderen Großstadt. Es liegt unserer Wahrnehmung nach in Vancouver nur nicht im Verborgenen.

Diese Beobachtung soll dich aber nicht von einem Besuch Vancouvers abhalten, bzw. dies muss jeder für sich entscheiden! Wir haben Vancouver trotz des in manchen Vierteln sichtbaren Elends als facettenreiche und interessante Stadt empfunden.

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Fazit

Wir mögen Vancouver: Es ist die Kombination aus Meer, viel Strand und den Bergen im Norden (den Coast Mountains), viel Grün (sowohl landschaftlich als auch ökologisch), interessanter Architektur und dem weltoffenen, alternativen und kunterbunten Flair, was es für uns ausmacht.

Und die Erkundung mit dem Fahrrad hat Spaß gemacht, zumindest bei gutem Wetter können wir sie sehr empfehlen!

fernweh-logo-gruen-150Tipps

 

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Unterkunft

Vancouver ist teuer! Die Übernachtungspreise sind wirklich hoch und es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten, zu sparen: Entweder in ein halbwegs günstiges Hostel ausweichen (was nicht so unser Ding ist) oder außerhalb der Innenstadt unterkommen.

Wir haben schon Monate im Voraus ein Doppelzimmer im Bee & Thistle Guesthouse reserviert, das in einem reizvollen Viertel ein gutes Stück östlich von Downtown liegt (recht gute Anbindung mit dem Bus). Es ist immer noch teuer, aber auch wirklich schön.

Unser Zimmer im Bee & Thistle Guesthouse
Unser Zimmer im Bee & Thistle Guesthouse

Bike Rental

Absolut empfehlen können wir unseren Fahrradverleiher English Bay Bike Rentals in der schillernden Davie Street. Wir haben uns für das Radmodell „City Hybrid“ entschieden und waren damit auch sehr zufrieden.

Ein Bike kostet hier 28 Dollar für 3-6 Stunden und 38 Dollar für den ganzen Tag. Eine Reservierung war nicht nötig, da wir bereits zur Ladenöffnung um 9 Uhr morgens vor Ort waren.

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Granville Island

Ein besonderes Highlight war für uns auch Granville Island mit dem Public Market, einen Besuch solltest du nicht auslassen.

Unsere Eindrücke und die Erfahrung der gebuchten Foodie Tour haben wir separat beschrieben: Der Granville Island Public Market – eines unserer Vancouver-Highlights

Hast du Fragen oder eigene Erfahrungen zu Vancouver und vielleicht sogar zu einer Fahrradtour dort? Wir freuen uns über jeden Kommentar! 🙂