Die größten Bäume der Erde – ein Naturwunder
Diesen Geruch atmen wir an einem schönen Sommertag im Sequoia National Park in Kalifornien ein. Um genau zu sein sind wir zuerst im Kings Canyon Nationalpark, aber der Reihe nach:
Grant Grove / Kings Canyon National Park
Wir brechen früh auf, weil wir einen langen Tag vor uns haben. Auf die großen Bäume habe ich mich besonders gefreut, weil ich Bäume und Wald einfach schon seit Kindesbeinen sehr gerne mag – und hier gibt es Bäume, die weltweit ihresgleichen suchen.
Sequoia und Kings Canyon sind zwei aneinander grenzende bzw. ineinander übergehende Nationalparks, allerdings führt nur durch den Sequoia eine Durchgangsstraße, der Highway 198. Wir reisen von Norden an, wo man zuerst in einen kleinen Abschnitt des Kings Canyon National Park fährt und dann weiter in den Sequoia. Die Straße in den Kings Canyon ist eine Sackgasse, weshalb dieser Park weniger besucht wird – eigentlich ein Vorteil, aber auch wir haben dieses Mal zu wenig Zeit, um richtig in den Canyon hineinzufahren. Wir wollen nur das kurze Stück zum Grant Grove. Unterwegs steht direkt neben der Straße eine Hirschkuh mit ihrem Kitz, wir sind ganz baff, dass sie kaum Angst haben – toll!
Chicago Stump und Tipp: Panoramic Point
Eigentlich wollen wir nun dem „Chicago Stump“ einen kurzen Besuch abstatten, es handelt sich um den Stumpf des General Noble Tree (mit fast 30 m Umfang!), der 1892 gefällt wurde. Eine Straßensperre verhindert zwar den Besuch, es macht uns aber trotzdem traurig, wie viele Mammutbäume bis ins 20. Jahrhundert hinein gefällt wurden! Alleine im Converse Basin (unweit des Grant Grove) wurden tausende (!!) Sequoia-Riesen gefällt, nur an die hundert Exemplare blieben verschont. Im Westen Nordamerikas muss es bis ins 19. Jahrhundert hinein Riesenmammutbäume gegeben haben, die noch größer waren als die heute lebenden – traurig (Quelle). Wie kann der Mensch nur so dumm sein, solche Geschöpfe zu fällen, nur weil das Holz ein paar Dollar bringt… Ich kann es nicht verstehen.
Wir fahren nun unplanmäßig zum Panoramic Point, was sich als hervorragende Idee erweist: Ein schmales Sträßchen führt auf einen Hügel und nach weiteren 5 Minuten Fußweg erreicht man einen grandiosen Aussichtspunkt mit Blick auf die Berge und Täler der Sierra Nevada. Und wir können den Moment ganz für uns und in Ruhe genießen.
Zum General Sherman / Sequoia National Park
Wir fahren weiter und überschreiten die Grenze zum Sequoia National Park, es geht immer durch Bergwald, hauptsächlich Fichten und Tannen, ab und zu mit Seqouias durchsetzt. Die Straße heißt hier „Generals Highway“, denn nicht nur der General Grant, sondern viele der größten Mammutbäume sind nach ehemaligen Generälen der Vereinigten Staaten benannt.
Unser erstes Ziel ist das Visitor Center, welches nordamerika-typisch eine gute Mischung aus Information und Souvenirshop aufweist. Nur kurz später gelangen wir zum „Giant Forest“, dem Waldgebiet, in dem neben vielen dicken Sequoias auch der größte von allen wächst, der General Sherman. Doch zunächst geht es zu einem großen Parkplatz oberhalb, zum Sherman sind es dann ca. 15 Minuten zu Fuß über einen leicht abschüssigen, asphaltierten Weg (die leichte Steigung auf dem Rückweg reicht aus, um viele übergewichtige Amerikaner mächtig schnaufen und schwitzen zu lassen…).
Der General Sherman ist gewaltig, überwältigend dick und hoch (11 m Stammdurchmesser und knapp 84 m Höhe). Man benötigt einen Menschen als Maßstab, damit dies auf Fotos richtig rüberkommt. Seine dicksten Äste sind dicker als Baumstämme, wie wir sie aus Deutschland kennen und sein Stammvolumen beträgt 1486 Kubikmeter, wodurch er der größte lebende Baum der Erde ist (Quelle). Zum Vergleich: Ein durchaus großer Baum in Mitteleuropa hat noch nicht einmal 100 Kubikmeter – Wahnsinn…
Um etwas mehr Ruhe zu haben, wandern wir den sehr empfehlenswerten Congress Trail. Es handelt sich eigentlich mehr um einen ausgedehnten Spaziergang, der Trail ist gut 3 km lang, asphaltiert und hat nur leichte Steigungen. Aber hier sind gleich etwas weniger Leute unterwegs und der Rundweg führt an vielen weiteren riesigen Sequoias vorbei, die teilweise in richtigen Gruppenformationen wachsen – diese Gruppen werden dann z.B. „The Senate“ oder „The House“ genannt (siehe Foto). Am Schluss kommen wir wieder zum Sherman und zurück zum Parkplatz.
Mammutbäume
Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), im Englischen Sequoia genannt, bildet einen besonders dicken Stamm, weshalb die größten Exemplare auch die nach dem Stammvolumen größten lebenden Bäume der Erde sind. Sie haben im Alter eine besonders dicke Borke (bis zu 75 cm dick), durch die sie gut vor Waldbränden geschützt sind. Ein Feuer kann für einen Mammutbaum sogar nützlich und wichtig sein, da es durch verbrannte andere Bäume mehr Platz für den (unversehrten) Mammutbaum schafft.
Sequoias sind nicht mit den Redwoods von den Küstengebieten zu verwechseln (die auch Küstenmammutbäume heißen), die aufgrund ihrer Höhe zwar auch imposant sind, aber weniger Masse aufbauen (es sind die höchsten Bäume der Erde; Rekord: 115 m gegenüber 95 m beim Sequoia).
Tunnel Log und Moro Rock
Nach den vielen Bäumen haben wir uns noch vorgenommen, den Moro Rock zu besteigen, einen 300 Meter hohen Granitfelsen. Vorher fahren wir allerdings noch durch den Tunnel Log, einem umgestürzten Sequoia, aus dem eine Art Tunnel ausgesägt wurde.
Anschließend steigen wir wie geplant auf den Moro Rock. Der Weg hinauf ist schmal und teilweise steil, allerdings immer gut mit Geländern gesichert. Dennoch mag der Pfad für manche eine kleine Herausforderung sein, denn teilweise schaut man direkt neben dem Weg eine fast senkrechte Steilwand hinunter…
Oben angekommen können wir eine spektakuläre Aussicht genießen und uns anschauen, wie sich der Highway weiter unten in Serpentinen den Berg hinunter schlängelt – wo auch wir bald fahren werden.
Abschied durch die Four Guardsmen
Etwas weiter südlich passieren wir die „Four Guardsmen“, vier eng beieinander stehende Mammutbäume, durch die gerade so jeweils eine Fahrspur des Highways passt. Fährt man von Süden in den Nationalpark, so sind diese vier die ersten Riesen, auf die man trifft.
Für uns sind es nur für diesen Tag die letzten Sequoias, denn wir werden auch noch das Giant Sequoia National Monument besuchen.
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Fazit
Die riesigen Sequoias und die majestätische Aura, von der sie meinem Gefühl nach umgeben werden, gehören zu unseren Top-Highlights in Nordamerika. Hoffentlich sind wir Menschen klug genug, dem Abholzen (außerhalb der Schutzzonen) endgültig einen Riegel vorzuschieben.
Selbst wenn du nicht von klein auf Baum-Fan warst, wirst du beeindruckt sein – versprochen!
Tipps
Mehr Ruhe?
- Auch mal zu Fuß unterwegs sein, das machen nämlich gleich viel weniger Leute.
- Zum Grant Grove bzw. gleich in den Kings Canyon wechseln, der weniger stark besucht wird.
- Oder in den Sequoia National Forest bzw. zum Giant Sequoia National Monument fahren, was die wenigsten machen.
Unterkünfte
Für Wohnmobilfahrer oder Zelt-Camper bietet sich der Lodgepole Campground an, der in der Nähe des Visitor Centers wirklich sehr schön zwischen hohen Bäumen und Felsen liegt.
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Wir waren 2010 auch da. Man kann es nicht besser beschreiben. Sehr schöner Reisebericht mit vielen Infos und Tips.