Unberührter Pulverschnee und blauer Himmel: Winterwandern in den Vogesen
Ein „winter wonderland“, das gibt es in Mitteleuropa immer seltener – und wenn, dann denkt man dabei eher an die Alpen, die in den Höhenlagen noch eine gewisse Schneesicherheit versprechen. Hier tummeln sich dann aber auch die Wintersportler und Apres-Ski-Partygänger in Scharen und die Übernachtungspreise sind nicht gerade günstig.
Du bist kein klassischer Wintersportler, aber hast Lust auf eine Winterwanderung?
Unseren Glücksgriff des Winters, ein supergemütliches Ferienhäuschen in den Vogesen, haben wir ja bereits vorgestellt. Nun möchte ich dir noch von unseren schönen Wanderungen während unseres Aufenthaltes berichten.
Durch Winterwald zum Hochplateau – ca. 10 km
Die Landschaft war zwar bereits bei unserer Ankunft am Chalet weiß überpudert, so richtig eingeschneit wurden wir aber erst am dritten Tag. Fast eine Nacht und einen Tag lang schneite es und wir machten es uns auf dem Sofa und in der Sauna gemütlich. Zum Verlassen des Chalets war uns an diesem Tag nicht zumute – dem Schneetreiben schauten wir lieber von innen aus zu.
Doch nun, einen Tag später, haben sich die Wolken verzogen und die Sonne kommt heraus. Durch die fünf bis zehn Grad unter dem Gefrierpunkt bleibt der Schnee – es sind immerhin ca. 20-30 cm – wunderbar pulverig, einen Schneemann zu bauen ist kaum möglich. Blauer Himmel und Sonnenschein sind perfekte Bedingungen für eine ausgedehnte Winterwanderung! 🙂
Ich habe mich an diesem Tag dafür entschieden, nicht erst mit dem Auto irgendwo hinzufahren, schließlich befindet sich das Ferienhaus mitten in der Natur und direkt daneben verläuft ein markierter Wanderweg. Zum Glück hat die Vermieterin uns mit einer Wanderkarte versorgt, die ich zum Planen einer Rundstrecke benutze.
Los geht es also direkt am Haus, wir folgen der Markierung „grüner Kreis“ und dass es gleich bergauf geht, kann uns ganz recht sein, um warm zu werden. Nach ein paar hundert Metern ist kaum noch etwas von menschlicher Zivilisation zu sehen, lediglich ein einziger Mensch (vermutlich der Förster) ist hier vor uns gegangen, ansonsten sehen wir mehr Tier- als Menschenspuren.
Nach einiger Zeit haben wir den höchsten Punkt erreicht, immerhin rund 200 Höhenmeter überwunden (wir befinden uns am Berg „Linqueny“) und von Kälte ist keine Spur mehr. Wir müssen sogar aufpassen, nicht zu sehr ins Schwitzen zu kommen. Hier oben erwartet uns ein Märchenwald und ein Stück weiter eine Schutzhütte, die sogar mit einer Feuerstelle und Kochutensilien rustikal ausgestattet ist.
Wir nehmen deshalb einen kleinen Forstweg, der uns bergab bis zu den ersten Häuschen führt (siehe Markierungen auf der Karte). Von hier aus können wir den Fahrweg gehen, bis wir wieder an unserem Chalet zurückkommen. Nun liegen ungefähr 10 km hinter uns, die sich aber durch das hügelige Terrain und den Schnee länger anfühlen. Etwas müde, aber auch sehr glücklich und zufrieden kuscheln wir uns ins Sofa und genießen den Luxus einer heißen Sauna mit Schnee-Aufguss.
Vom Rouge Gazon zum Sternsee – ca. 3,5 km
Der 1247 Meter hohe Ballon d’Alsace (Elsässer Belchen) ist ein bekanntes Ausflugs- und Wintersportziel, viel weniger bekannt ist jedoch Rouge Gazon, das von unserer Vermieterin empfohlen wurde und ungefähr 30 Autominuten vom Ferienhaus entfernt liegt.
So entscheiden wir uns, zwei Tage nach der herrlichen ersten Wanderung dort eine weitere, kürzere Wanderung zu machen, die allerdings etwas steiler am Berg verläuft, als wir zunächst dachten. Für die dreieinhalb Kilometer kann man im Winter ruhig 1,5 Stunden einplanen.
Mit dem Auto fahren wir zunächst bis Saint-Maurice-sur-Moselle und finden es interessant, dass wir uns hier, tief in den südlichen Vogesen, an der Mosel befinden, die hier allerdings noch ein kleines Flüsschen ist. Weiter geht es nun in ein Seitental hinein und bald stetig bergauf, wobei die Straße weiter oben von einer geschlossenen Schneedecke bedeckt ist – Schneeketten benötigen wir aber nicht. Oben angekommen befinden wir uns auf 1100 Meter, hier gibt es Skipisten und ein kleineres Hotel-Restaurant.
Wir interessieren uns jedoch für die Wanderung zum Sternsee (Lac des Perches) und beginnen hinter der Hotelanlage auf einem markierten Wanderweg (blauer Balken). Schnell wird uns klar, dass es sich nur um einen schmalen Bergpfad handelt, der v.a. zu Beginn zwar durch Wald, aber immer am Hang entlang führt. Eigentlich gibt es bis zum Pass (Col des Perches) nur eine geringe Höhendifferenz, aber der Pfad ist durch ein munteres auf und ab gekennzeichnet. Hier wären Wanderstöcke nicht verkehrt gewesen, denn durch den Schnee sind wir weniger trittsicher, aber wir kommen zurecht. Wanderschuhe sind jedoch definitiv notwendig!
Fast am Sternsee treffen wir eine weitere Wandergruppe mit Schneeschuhen und einem Hund, vor dem wir zunächst Respekt haben – er läuft frei herum, bellt uns schon von weitem an und wir können nicht einschätzen, wie er sich verhalten wird, wenn wir näher kommen. Schließlich stellt sich aber heraus, dass der Hund eigentlich zu einem Hof weiter unten gehört und sich einfach zu den Wanderern gesellt hat – er scheint auch brav zu sein.
Weiter geht es auf dem Weg, der mit einem roten Balken markiert ist (Richtung Ballon d’Alsace). Die Aussicht auf den kleinen, fast kreisrunden Sternsee und weiter bis zu den Alpen wäre zwar zwei Tage zuvor noch schöner gewesen, denn inzwischen schaut die Sonne nur noch selten zwischen den Wolken hervor, aber auch so haben wir von hier oben einen guten Blick. Der Abschnitt oberhalb des zugefrorenen und zugeschneiten Sees ist das schönste Teilstück der Strecke.
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Fazit
Winterwandern bei Sonnenschein und Pulverschnee ist eine herrliche Sache! Während sich im Winter viele nur für Skifahren und Rodeln interessieren, ist das Wandern für uns eine interessante Alternative.
Die hier beschriebenen Wanderungen sind nicht mit dem ausgewiesenen Winterwanderweg am Feldberg (Schwarzwald) zu vergleichen, den ich hier erwähnt habe, dafür hat es einen eigenen Charme, durch Pulverschnee zu gehen. Außerdem empfinden wir es als Vorteil, dass die beschriebenen Strecken im Winter nur wenig frequentiert werden – mit der Chance, oft ganz alleine in der Winterwelt zu sein.
Tipps
Wanderkarten
Mir hat es sehr geholfen, dass unsere Vermieterin topographische Wanderkarten im Maßstab 1:20.000 ins Ferienhaus gelegt hat, denn v.a. für die erste Wanderung direkt von der Unterkunft aus wäre ich alleine mit meinem Kartenmaterial auf dem Smartphone nicht gut klargekommen (dort war der markierte Wanderweg nicht eingezeichnet).
Hast du Fragen zu den beschriebenen Wanderungen, eigene Anregungen für die Vogesen oder Anmerkungen zu unseren Fotos? Schreibe einen Kommentar, denn das Feedback unserer Lesers liegt uns wirklich sehr am Herzen! 🙂