Ab ins Wangerland – unsere Tipps für Fahrradverleih, Wattwanderung und mehr
Mit dem Fahrrad am Deich entlang fahren, eine ausgedehnte Wattwanderung und auf jeden Fall Meeresluft in der Nase und Salz auf den Lippen: Seit ich 1985 zum ersten Mal mit meinen Eltern in Schillig im Wangerland war, liebe ich die Nordsee und ganz besonders das Wattenmeer. Es zieht mich in regelmäßigen Abständen dorthin zurück. Und so waren wir im Sommer 2021 zwei Wochen im Wangerland unterwegs. Im folgenden Beitrag geben wir dir Tipps für Fahrradverleih in Hooksiel und Schillig, geführte Wattwanderungen und allerhand Kulinaria.
Blühende Salzwiese bei Hooksiel
„Wo das Seewief zuhause ist“
Die Gemeinde Wangerland liegt in Ostfriesland, nahe Wilhelmshaven und Jever. Die bekanntesten und schönsten Badeorte sind Horumersiel, Schillig und Hooksiel. Weil wir so spät gebucht hatten, mussten wir unseren Aufenthalt auf zwei Quartiere aufteilen. In der ersten Woche waren wir in Hooksiel, in der zweiten direkt am Deich zwischen Horumersiel und Schillig. Bei der Quartiersuche war mir die Nähe zum Wasser wichtig, rückblickend würde ich aber sagen, wenn man sowieso Fahrräder leiht (was zu empfehlen ist), kann man ruhig ein Stück weiter im Landesinneren z.B. in den Orten Hohenkirchen oder Minsen fürs gleiche Geld eventuell schönere Quartiere finden, die etwas abseits von touristischen Pfaden liegen. Wir sind mit den Fahrrädern an vielen kleinen Ferienbauernhöfen vorbeigekommen, die durchaus reizvoll aussahen für künftige Nordseeurlaube.
Die Nixe ziert auch das Wappen des Wangerlandes
Direkt bei der Ankunft in Hooksiel prangt die barbusige Nixe auf dem Ortsschild und weckt Kindheitserinnerungen, hing doch ein Bild von ihr damals in unserem Ferienhaus-Kinderzimmer. Bei der Nixe handelt es sich um das Minsener Seewief, die einer mittelalterlichen Sage nach von zwei Fischern im Netz gefangen wurde. Aus Rache schickte das Seewief alle paar Jahren große Sturmfluten ins Wangerland. Heute ist das Seewief das Wahrzeichen der Region, eine Bronzeskulptur kann man in Minsen bewundern.
Statue vom Minsener Seewief
Fahrradverleih Hooksiel und Schillig
Sobald das Quartier feststand, haben wir bequem von zuhause online Fahrräder und einen Kindersitz für den Gepäckträger gebucht. Inwieweit im Voraus das nötig ist, weiß ich nicht, fest steht aber, dass man spontan nichts mehr bekommen hätte. Gerade am klassischen Anreisetag Samstag ist die Halle beim Fahrradverleih Hooksiel nach wenigen Stunden wie leer gefegt.
Wir haben unsere Räder bei Nordseerad gebucht, offenbar DER Fahrradverleiher im Wangerland. Die leuchtend orangenen Räder sah man überall. Buchung, Abholung und Service funktionierten unkompliziert und am letzten Verleih-Tag kann man die Räder einfach auf den Hof stellen, abschließen und den Schlüssel in den Kasten werfen, so dass man sie wirklich bis zuletzt unabhängig von Ladenöffnungszeiten benutzen kann. Da wir ja unser Quartier nach einer Woche gewechselt haben, mussten wir auch zweimal Fahrräder leihen. So konnten wir uns überzeugen, dass es beim Fahrradverleih Schillig (ebenfalls Nordseerad) genauso reibungslos klappte.
Mit ausgeliehenen Fahrrädern unterwegs
An der Nordsee ist Radfahren für uns die bevorzugte Fortbewegungsart. Klar, bei Gegenwind wird’s auch mal anstrengend, aber auf dem platten Land kommt man doch trotzdem ganz gut voran und macht schnell viele Kilometer. In Horumersiel, Schillig und Hooksiel findet man mit dem Auto darüber hinaus kaum Parkplätze. Das haben wir am Tag unseres Quartierwechsels deutlich zu spüren bekommen, als wir für wenige Stunden in Horumersiel parken wollten. Gar nicht so einfach. Und es ist einfach herrlich am Deich entlang zu radeln, vorbei an Schäfchen, Wasservögeln und immer ein bisschen salzigen Meeresgeruch in der Nase. Abends ist man dann auf ganz angenehme Weise richtig müde.
Fahrradweg direkt an der Küste des Nationalparks Wattenmeer
Wattwanderung Hooksiel: Lundi wird Watt-Detektivin
Ich muss ja gestehen, dass ich es noch viel spannender finde, wenn das Wasser nicht da ist und ich es liebe mit nackten Füßen durch Schlick und Watt zu laufen und nach Muscheln, Strandgut und Tieren Ausschau zu halten. Davon musste ich Klaus und Lundi erst überzeugen. Die beiden machen sich nicht so gern die Füße schmutzig und für Lundi war es tatsächlich etwas schwer zu verstehen, warum das Wasser auf einmal weg ist und man nicht jederzeit „mit dem ganzen Körper baden“ kann. Zum Glück waren wir zwei Wochen da, in denen wir eigentlich alles an Wetter hatten – außer Schnee! Also haben wir sowohl gebadet, als auch eine schöne Wattwanderung gemacht, Muscheln und Watttiere gefunden.
Ein Highlight unserer Zeit an der Nordsee war die geführte Wattwanderung (gibt es auch speziell für Familien) mit dem Nationalparkführer Rolf Gerdes. Er bietet in Hooksiel und Schillig Wattwanderungen aller Art an: kürzere Touren für Menschen ab 8, mehrstündige Wanderungen zu Halligen für Erwachsene als auch eine 90-minütige Familienwattwanderung für Kinder jeden Alters. Wir haben die Familienwattwanderung „Watt-Detektive“ in Hooksiel gebucht, sie startete in unserem Fall vormittags kurz vor Niedrigwasser. Den Zeitplan machen allerdings die Gezeiten, auf der Homepage gibt Rolf Auskunft über die Touren und informiert auch zeitnah, wenn die Wattwanderung aufgrund von Gewitter oder Sturm nicht stattfinden kann. Eine Anmeldung per E-Mail ist unbedingt erforderlich.
Rolf hat eine sehr kindgerechte Ansprache, aber auch für Erwachsene ist es interessant und sehr lehrreich. Vom Strandhaus 1 in Hooksiel geht man bis zur Wasserkante. Zwischendurch gibt es immer wieder Stopps und Rolf erklärt großen und kleinen Wattdetektiven viel über den Nationalpark Wattenmeer und seine Bewohner. Der erste Suchauftrag lautet Herzmuscheln. Rolf zeigt den Kindern, wonach sie schauen sollen und erklärt dann, woher die Herzmuschel ihren Namen hat. Das sieht man allerdings nur, wenn sie noch beide Klappen hat und man sie von der Seite betrachtet.
Mit unserem Wattführer auf Erkundungstour
Das nächste Highlight sind Einsiedlerkrebse. Rolf weiß, wo man ganz sicher welche findet, nämlich entlang der Priele. Es wird so lange gewartet, bis jedes Kind einen gefunden hat und ihn über die kleinen Händchen hat krabbeln lassen. An der Wasserkante erklärt Rolf den Unterschied zwischen Ebbe und Flut, so ganz genau wusste ich das bisher auch nicht. Er steckt seine große Forke an die Wasserkante und erzählt erstmal was und ehe man sich versieht, hat das Wasser die Forke eingeholt und umspült ihren Stiel. Aha, wir haben also bereits Flut, obwohl man meterweit übers Watt an Land schauen kann.
Ein im Watt gefundener Einsiedlerkrebs
Natürlich gehören zu einer gelungenen Wattwanderung auch Wattwürmer. Deren Hinterlassenschaften, die man auch Spagettihäufchen nennt, hatten wir schon zuhauf im Watt gefunden, die Würmer halten sich aber eigentlich im Verborgenen. Rolf verzichtet bei seinen Wattwanderungen darauf, Wattwürmer vor den Augen der Besucher auszugraben, das erledigt er lieber vorher bei einer einsamen Wattwanderung. Außerdem ist ja auch immer noch Pandemie und einen Wattwurm von Hand zu Hand zu geben ist aus hygienischen Gründen ausgeschlossen. Also hat Rolf einfach für jede Familie einen eigenen Wattwurm im großen Schraubglas dabei. Ich bin ein bisschen skeptisch, als Rolf die Kinder auffordert, sich ‚ihren‘ Wurm zu holen, aber Lundi marschiert beherzt los und holt unseren Familienwurm. Nun wird gespannt beobachtet, wie der Wurm sich wieder ins Watt eingräbt. Vorher darf auch keiner von der Seite seines Wurms weichen, zu groß ist die Gefahr, dass er so von der nächsten Möwe geschnappt wird.
So sieht also ein Wattwurm aus!
Auf dem Rückweg zum Strandhaus 1 geht es nochmal zu einem Priel mit richtig viel tollem Matsch. Die meisten Kinder hatten riesigen Spaß, nur unseres wollte nun zurück und sich wieder die Füße duschen.
Übrigens: das richtige Schuhwerk für Wattwanderungen sind nicht etwa Gummistiefel, denn die bleiben gerne mal stecken. Mit Wasserschuhen, dicken Tennissocken (so macht es der Profi) oder einfach barfuß (aber Achtung, man kann sich an Muscheln ordentlich schneiden) geht es besser.
Während der Wattführung gefundene Strandkrabbe
Weitere Ausflugstipps
Das Nationalparkhaus in Minsen – von Lundi liebevoll Junior-Ranger-Haus genannt – ist ein kleines Museum über den Nationalpark Wattenmeer. Es gibt Dioramen mit vielen kleinen Miniaturen, Experimentierkästen, viele Infotexte, ausgestopfte Nordseetiere und vieles mehr. Das Highlight für Lundi ist aber das Aquarium mit Schollen und Seesternen. Der Eintritt ist kostenlos und man achtet darauf, dass nur eine begrenzte Zahl an Personen eingelassen wird. So kam es zu einer ganz kurzen Wartezeit, aber das ist für Hochsommerverhältnisse eigentlich kaum der Rede wert.
Ausstellung im Nationalparkhaus Minsen
Miniatur-Nixe im Diorama des Nationalparkhauses
Empfehlenswert ist auch ein Abstecher ins nahegelegene Jever, das übrigens „Jefer“ und nicht wie in der Bier-Werbung „Jewer“ gesprochen wird. Hier gibt es einen netten kleinen Wochenmarkt, eine schöne Altstadt mit einem historischen Kinderkarussell. Im Schloss Jever gibt es ein schönes Café, wo man echten Ostfriesentee mit Wölkchen und Kluntjes bekommt. Ein weiteres Highlight sind die Pfauen im Schlossgarten.
Pfauen im Schlosspark von Jever
Gastronomietipps:
Grundsätzlich müssen wir sagen, dass wir pandemiebedingt nur draußen gegessen haben. Trotz wechselhaften Nordseewetters hat das gut geklappt, da viele Außenbereiche überdacht waren.
- Karsta´s Pfannkuchen- und Kartoffelhaus (Hooksiel): Neben süßen und herzhaften Pfannkuchen gibt es bei Karsta Kartoffelpuffer (unbedingt auch die Kartoffelpufferpizza probieren) und Aufläufe. Die Terrasse ist teilweise überdacht und es gibt mehrere Strandkörbe.
- Porträtgalerie (Horumersiel): Hier gibt es wunderbare Blechkuchen, die immer leicht warm sind und ganz knackige Streusel haben, außerdem eine kleine Speisekarte mit Klassikern (z.B. Kapitänsfrühstück: Rotbarsch, Krabben und Matjes mit Bratkartoffeln und Schmandsauce). Das Personal ist sehr kinderfreundlich und Lundi war ganz wild auf Limo im kleinen Schnapsgläschen.
- Café Stövchen (Hohenkirchen): Hier gibt es fantastische Kuchen und Torten, frühstücken kann man auch ganz gut. Es gibt eine große Terrasse, hier hat man zwar einen wenig idyllischen Blick auf die Dorfstraße, da aber im Ort eh nix los ist, stört das wenig.
- Käptns Fischhus (Horumersiel): Eigentlich ist das Fischhus eher ein Imbiss mit Selbstbedienung, liegt aber direkt am Hafen mit maritimem Ambiente. Sitzen kann man auf der zum großen Teil überdachten Terrasse. Hier gibt es die besten Fischbrötchen und auch norddeutsche Klassiker.
Unsere leckere Auswahl im Pfannkuchenhaus Hooksiel
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Wir sind Kerstin und Klaus. Mit unserer Tochter (Lundi) reisen wir inzwischen zu dritt.
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Fazit
Ganz grundsätzlich muss ich sagen, dass ich mir das mit der Hochsaison im Corona-Sommer, wo alle in Deutschland urlauben wollen, doch schlimmer vorgestellt hatte als es war. Es verläuft sich alles recht gut und wir hatten nie das Gefühl, dass etwas zu voll ist und wir lieber flüchten wollen. Wir kennen es natürlich auch nicht anders, weil wir ja schon so lange auf die Ferien angewiesen sind.
Ich habe mich sehr über das Wiedersehen mit dem Wangerland gefreut und Lundi spielt mit dem Playmobil-Camper nun immer öfter „Urlaub an der Nordsee“.
Highlights waren definitiv die Räder als Fortbewegungsmittel (ganz reibungslos vom Fahrradverleih Nordseerad) und die tolle Wattwanderung!
Typisch Nordsee, grasende Schafe auf dem Deich
Hast du weitere Fragen zum Wangerland oder Anmerkungen zu unserem Beitrag? Wir freuen uns über jeden Kommentar!
Danke für Deine anschaulichen Tipps und Infos zum Thema Urlaub in Wangerland. Wir freuen uns schon auf unseren Urlaub am Meer und werden deine Ausflugsziele mit berücksichtigen. Danke 🙂
Sehr gerne! Wir wünschen euch ganz viel Spaß und eine tolle Reise.