Gorge du Verdon – der Grand Canyon Europas
Wusstest du, dass es in Frankreich auch einen Grand Canyon gibt? Der Gorges du Verdon in Südfrankreich ist der Grand Canyon Europas und bei unserem Besuch dort fühlen wir uns tatsächlich ein bisschen an Amerika erinnert. In diesem Beitrag stellen wir die Verdonschlucht näher vor und geben Tipps für Roadtrips und Unterkünfte.
Der Gorges du Verdon
Beim Recherchieren im Reiseführer und im Internet im Rahmen der Planung unserer Provence-Reise war schnell klar, dass wir ihn besuchen müssen: den Gorges du Verdon oder auch Grand Canyon du Verdon genannt. Schließlich sind wir Fans der amerikanischen Nationalparks und Canyon-Landschaften und neugierig auf ähnliche Formationen in anderen Teilen der Welt.
Der Gorges du Verdon liegt in der Haut-Provence im Südosten Frankreichs. Zwischen dem Städtchen Castellane im Osten und dem Stausee Lac de Sainte-Croix im Westen fließt der Fluss Verdon über 21 km durch bis zu 700 Meter tiefe Schluchten, wobei diese mich eher an den Zion Canyon und weniger an den Grand Canyon erinnerten. Jeder Vergleich fällt schwer, denn der Gorges du Verdon hat einen eigenen Charakter, den es zu entdecken lohnt!
Unsere Unterkunft im winzigen Bergdorf
Wir fahren aus Richtung Nizza/Cannes über die Route Napoleon (N85) nach Castellane, das uns schon von Weitem mit dem steil in die Höhe ragenden Felsen und der darauf befindlichen Kapelle Notre-Dame-du-Roc begrüßt. Castellane ist ein sympathisches Örtchen und wir nutzen die Möglichkeit, ein paar Lebensmittel einzukaufen.
Nun geht es auf der D952 entlang des Verdon und zunächst zu unserer Unterkunft: dem Chasteuil Chambres et Table d’Hotes, einer Art Bed and Breakfast, das wir wegen der zahlreichen positiven Rezensionen ausgewählt haben. Schon die Anfahrt ist ein kleines Abenteuer: Es geht über ein schmales (aber asphaltiertes) Sträßchen über etliche enge Haarnadelkurven den Berg hinauf, nach einigen Minuten erreichen wir Chasteuil, ein winziges Bergdörfchen, das nur aus einigen Häusern, einer Kapelle und dem B&B besteht! Das ist ganz nach unserem Geschmack, zumal die Betreiber Nancy und Pascal sehr freundlich sind und fließend englisch sprechen. Die Ruhe und Aussicht von hier oben ist wirklich toll, ein richtiges Unterkunfts-Juwel für Flashpacker! 🙂
Erste Erkundung am Couloir Samson
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, fahren wir direkt wieder das Sträßchen hinunter, denn wir wollen noch einen ersten Eindruck vom Canyon gewinnen.
Wieder auf der Landstraße dauert es nicht lang, bis sich die Felsen immer mehr zusammenschieben und wir teilweise unter ihnen durchfahren, weil die Straße an manchen Engstellen sozusagen in den Fels hineingefräst ist! Die Schlucht wird immer tiefer und die Felsen weisen interessante Muster und Farbstrukturen auf. Besonders deutlich sind die Färbungen entlang einer kurzen Stichstraße zum Couloir Samson, wo wir das Auto abstellen und den unter uns rauschenden, türkis-blauen Fluss bewundern.
Wir sind beeindruckt, der Reiseführer hat nicht zu viel versprochen! Wir sind schon jetzt sicher, dass es sich gelohnt hat, diesen Grand Canyon in unseren Roadtrip durch die Provence mit aufzunehmen.
Umrundung des Grand Canyon du Verdon und Lac de Sainte-Croix
Am nächsten Morgen stärken wir uns beim leckeren Frühstück für den Tag und nehmen die Umrundung des Canyons in Angriff. Die Strecke ist nicht zu unterschätzen: Selbst die Minimal-Rundtour zwischen Castellane und Moustiers-Sainte-Marie ist über 100 km lang, inkl. der See-Umrundung und der Aussichts-Straße „Routes des Crêtes“ werden daraus 170 Kilometer!
Die weitere Fahrt auf der Südroute führt entlang etlicher schöner Aussichtspunkte mit beeindruckenden Abhängen, die an mancher Stelle (für deutsche Verhältnisse) erstaunlich wenig durch Leitplanken gesichert sind. Vom Bergort Aiguines aus können wir zum ersten Mal den großen Stausee Lac de Sainte-Croix mit seinem durch Gletscher gespeisten türkisblauen Wasser sehen.
Wenn du einen nicht zu touristisch geprägten Ort am See besuchen willst, so kann ich Bauduen an der Südost-Ecke empfehlen. Hier scheint – natürlich auch v.a. in der Nebensaison – die Zeit noch etwas stehengeblieben zu sein. Moustiers-Sainte-Marie markiert den Wendepunkt der Tour – hier haben wir zu Mittag gegessen, nachzulesen im Beitrag „Essen wie Gott in Frankreich“.
Wandern am und im Canyon
Der Grand Canyon du Verdon ist bekannt für einige hervorragende Wanderrouten, z.B. auf dem Sentier Martel. Uns bleibt zu wenig Zeit und ist auch etwas zu kühl für ausgedehntere Wanderungen, aber ich kann folgenden Wanderführer empfehlen: Provence MM Wandern
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Die Nordroute und die Routes des Crêtes
Der Rückweg von Moustiers aus führt zunächst durch Wald und etwas abseits des Flusses, wir gewinnen kontinuierlich an Höhe. Nach einigen Kilometern sind wir wieder direkt an der Schlucht, hier konnten wir v.a. am Folgetag tolle Fotos machen, weil sich wieder mehr die Sonne zeigte. Die Färbung des Wassers und der Gesteinsformationen gewinnt im Sonnenlicht einfach deutlich an Intensität.
Bei der kleinen Ortschaft La Palud-sur-Verdon gibt es die Möglichkeit, einzukehren und/oder zu übernachten. Um sich mit Lebensmitteln zu versorgen, erscheint der große Supermarkt in Castellane allerdings empfehlenswerter.
Bei La Palud beginnt auch die Routes des Crêtes, eine extra für die Touristen angelegte Straße, die von Norden her kreisförmig bis nah an den Canyon heran- und dort ein Stück entlangführt. Diese Strecke gehört zum Pflichtprogramm, an manchen Stellen geht es direkt neben der Straße senkrecht in die Tiefe! Es ist wichtig zu erwähnen, dass diese Route im Uhrzeigersinn gefahren werden sollte, denn ein Teil ist Einbahnstraße!
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Fazit
Vielleicht habe ich in Erdkunde zu wenig aufgepasst, weil ich den Grand Canyon du Verdon zuvor nicht kannte, aber umso beeindruckender fand ich ihn nun. Die Schlucht braucht einen Vergleich mit Canyons in den US-Weststaaten nicht scheuen und die Gegend hat mich auch hinsichtlich der dünnen Besiedelung an Amerika erinnert. Last but not least: Mit unserer Unterkunft haben wir eine echte Entdeckung gemacht!
Tipps
Unterkunft
Unser inzwischen schon nicht mehr so geheimer Tipp, das „Chasteuil Chambres et Table d’Hôtes“ am Ende eines winzigen Sträßchens in einem verträumten Bergdorf, war die am schönsten gelegene Unterkunft unserer Provence-Reise. Das Zimmer sehr einfach, aber ausreichend ausgestattet, das Frühstück lecker und Nancy und Pascal sehr sympathisch und mit hilfreichen Tipps!
wirklich schöne Bilder, der Canyon sieht echt beeindruckend aus, seit ich mal Bilder davon auf Instagram entdeckt habe möchte ich auch unbedingt hin
besonders toll stelle ich mir das vor, wenn man mit dem Kajak durch den Canyon fährt
lg
Hallo Melli, ja das stimmt, man kann auch Kajaks leihen und durch den Canyon fahren (uns war es dafür noch etwas zu kühl). Es gibt mehrere Anbieter, evtl. auch mit Canyoning.
Wir waren bisher zweimal im September dort. Beim ersten Mal waren wir zeitlich leider auch zu knapp zum Wandern, aber beim zweiten Mal waren wir auf dem Sentier des Pecheurs unterwegs. Man kommt bis zum FLuß und zurück und es ist eine schöne Rundtour. Am Ufer kann man eine entspannte Pause machen. Absolut empfehlenswert.
Sehr schön, ich könnte mir auch gut vorstellen, ein zweites Mal hinzufahren.
War im September viel los oder schon wieder spürbar weniger? (Auch wenn der September für uns aktuell leider nicht in Frage kommt)
Es war nicht so viel los. Dafür nimmt die Zahl der Motorradfahrer und Biker zu. Zum Wandern war es wirklich ideal. Ich würde immer wieder den September wählen. Dieses Jahr ist aber erstmal wieder USA dran 😉
Grüsse euch, ich möchte Mitte März für zwei Wochen mit meinen drei Söhnen (16J 9J 8J) nach Castellane und dort ein raften oder mich im canyoning versuchen. Könntet Ihr mir bitte etwas über die Temperaturen zu dieser Jahreszeit sagen? Ist warme Kleidung angezeigt? Wird es gehen auf einem Campingplatz ein mobilhome zu mieten oder ist das zu kühl??? Ich bin da locker aber als Vater denk ich da an meine Jungs und was wir an Kleidung mitnehmen sollten….. Für euren Rat wäre ich sehr dankbar. Ganz herzlichen Dank!! Claude
Hallo Claude, wir waren Anfang April im Gorges du Verdon unterwegs und es war schon ziemlich kühl, allerdings frostfrei. Von daher könnte ich mir schon vorstellen, dort mit dem Wohnmobil hinzufahren (wenn es über eine Heizung verfügt), im Zelt würde ich im März aber nicht übernachten wollen.
Am besten, ihr seid für alles gewappnet und habt sowohl für 20 Grad als auch für einstellige Temperaturen (es kann auch regnerisch sein) alles dabei! 🙂 Viel Spaß!
Die Verdonschlucht hat mich beim ersten Mal so beeindruckt, dass ich sie bisher noch bei jedem Provence-Urlaub besucht habe. Auch mehrmals 😉 Sie hat besonderen Zauber .. am liebsten stehe ich irgendwo abseits, hoch oben über der Schlucht, und beobachte die majestätischen Geier. Das sind ganz eindrückliche Momente für mich.
Herzlichen Dank für Eure wunderbaren Impressionen!
Stimmt, die Geier sind schon auch etwas Besonderes und vielleicht das i-Tüpfelchen für Natur- und Tierliebhaber. Wir wollen auch irgendwann mal wieder an der Verdonschlucht stehen, hab Dank für deinen Kommentar!