Wie du die Everglades als Abenteuer erleben kannst
Doch einen der vielfach angebotenen Touristen-Ausflüge mit dem Airboat möchte ich hier nicht empfehlen – zumal diese Touren nicht im Nationalpark durchgeführt werden dürfen. Ich will von einer Mischung aus eigener Entdeckungsfahrt und einer geführten Tour berichten, die ich mit meinem Bruder unternahm und dir zur Inspiration ans Herz legen kann.
Bei allen Ausflügen immer sowohl an Mücken- als auch Sonnenschutz denken! Mückenspray (Mosquito Repellent) am besten vor Ort kaufen.
Die Loop Road als Einstieg in die Wildnis
Meine Recherche im Vorfeld der Reise hat mich auf eine kleine Nebenstrecke aufmerksam gemacht, die Loop Road genannt wird. Sie zweigt vom Tamiami Highway 41 ab, der Miami und Naples miteinander verbindet und ist sozusagen eine 24 Meilen (38 km) lange alternative Route, die jedoch nur sehr langsam befahren werden kann. Über die Hälfte der Strecke ist nicht asphaltiert (Schotterpiste), wobei wir noch nicht einmal einen SUV hatten und dennoch problemlos fahren konnten. In der Regenzeit solltest du dich jedoch vorher informieren.
Erste Alligatoren
Der Anfang der Loop Road (von Osten kommend) wirkt noch nicht sonderlich spektakulär, die Straße ist geteert und führt schnurgerade durch die Everglades (nördlich des Nationalparks). Ein erster Stopp an einem Weiher sorgt jedoch bereits für Begeisterung, denn da schwimmt mal gleich ein mittelgroßer Alligator! Wir sind in einem Stückchen Wildnis angekommen…
Im weiteren Verlauf wird die Straße schmaler und der Belag geht irgendwann in Schotter über. Wir halten immer mal wieder an und können sogar in den Gräben links und rechts viele Alligatoren beobachten. Wer nur auf dem Highway unterwegs ist, nicht aussteigt und sich beklagt, keine „Gators“ gesehen zu haben, ist selbst Schuld, denken wir uns…
Bald sind wir so gut wie alleine unterwegs, nur sehr selten kommt ein Fahrzeug entgegen. Inzwischen können wir kaum schneller als 20-30 km/h fahren und bewundern die Sumpfzypressen, die jetzt Ende April meist im Trockenen stehen. Es herrscht noch Trockenzeit und man merkt, wie die Tiere und Pflanzen die ersten größeren Regenfälle herbeisehnen. Für uns ist die Regenarmut aber eine gute Sache, auch weil sich die Tiere dann mehr an den Gräben und Weihern konzentrieren.
Trails zum Wandern
Von der Loop Road gehen auch einige schöne Trails ab, die zum Wandern einladen. Etwas Vorsicht sollte man natürlich walten lassen, da es neben den zahlreichen Alligatoren auch Schlangen und Pumas gibt, die allerdings allesamt kein Interesse an Menschen als Nahrungsquelle haben. Bei den Pumas handelt es sich um eine sehr seltene Unterart, die in Florida „Panther“ genannt wird. Es sind äußerst scheue Tiere und wer überhaupt einen zu Gesicht bekommt, kann sich mehr als glücklich schätzen!
Wir laufen den kurzen „Tree Snail Hammock Trail“ dennoch mit einem leicht mulmigen Gefühl – auch wenn das irrational ist. Der Trail führt an Bäumen vorbei, an deren Ästen und Stämmen wir seltene Baumschnecken finden, die wirklich schöne Gehäuse haben.
Eine Straßenblockade?
Von einem „Road Closed“-Schild lassen wir uns nicht abschrecken und sind im Nachhinein auch sicher, dass es bei der letzten Regenflut einfach „vergessen“ wurde. Doch nun sehen wir in der Ferne etwas Dunkles auf der Straße, das wie eine Sperre aus Baumstämmen aussieht – müssen wir wirklich noch Kehrt machen? Nein, zum Glück nicht, beim Näherkommen entpuppt sich die Sperre als eine Armada aus schwarzen Geiern, die sich – als ob es nicht warm genug wäre – dort sonnen. Krasse Sache! Sie machen etwas widerwillig den Weg frei, als wir langsam näher kommen.
Kurz bevor die Loop Road wieder in den Highway mündet, sehen wir noch einen Waschbär (weitere Tiere, die man in den Everglades sehen kann: Artikel bei ferntastisch).
Unser Auto ist von einer dicken Staubschicht überzogen und wir sind froh, uns für diesen Abstecher entschieden zu haben!
Mit Garl durch den Everglades National Park
Über eine Stichstraße, die Main Park Road, kann jeder in den Everglades Nationalpark fahren und auf einigen Boardwalks die Natur erkunden. Wir wollten jedoch mehr in den Everglades erleben und so haben wir eine geführte Tour gebucht, die genau dies verspricht: Tiere und Pflanzen auch abseits von Wegen, ein kleines Abenteuer zusammen mit einem erfahrenen Guide: Garl’s Coastal Kayaking!
Und um es vorweg zu nehmen: Wir wurden nicht enttäuscht, die kommenden ca. 10 Stunden mit Garl waren ein absolutes Highlight unseres Urlaubs!
Auf Schusters Rappen zu den Hammocks
Am Treffpunkt, dem Fruit Stand „Robert is here“ (siehe Tipp unten), versorgen wir uns mit Obst und Saft, bevor wir auf Garl und die anderen Teilnehmer treffen (wir sind eine kleine Gruppe mit 6 Personen). Garl ist ein sehr sympathischer Naturbursche, er bewegt sich einfach barfuß durch die Everglades, was sich aufgrund des unwegsamen Geländes und der möglichen Schlangen niemand sonst traut. Wir werden in einem Kleinbus inkl. Anhänger für die Kayaks untergebracht (unser Auto bleibt stehen) und fahren in den Park hinein.
Unser erster Stopp liegt mitten im „Nowhere“ und wir fragen uns, warum wir überhaupt anhalten. Hier ist doch nichts! Garl zeigt uns jedoch einen Graben, der die Straße untertunnelt und die Heimat von etlichen niedlichen Baby-Alligatoren ist! Er kennt die Everglades und auch solche Stellen wie seine Westentasche, ist fast täglich draußen unterwegs – alleine wären wir nie auf die Idee gekommen, hier zu halten.
Mit dem Kayak durch Alligator- und Delphingebiet
Es hat natürlich seinen Grund, dass wir einen Anhänger mit Kayaks dabei haben, die im Tagesverlauf mehrfach zum Einsatz kommen. Nach einer Pause an einem See, wo wir genüsslich den beim Fruit Stand eingekauften Proviant verspeisen und Rosa Löffler beobachten, die aus der Ferne Flamingos ähneln, geht es ins Wasser. Nach einer kurzen Einweisung lernen wir schnell das Paddeln und Manövrieren und gleiten über einen See. Garl erklärt immer wieder viele Dinge und zeigt uns besondere Stellen. Es ist ein sonderbares Gefühl, als Alligatoren direkt neben uns auftauchen und wir Aug in Aug schwimmen – laut Garl werden sie Menschen nicht angreifen, außer ihre Jungen sind in Gefahr – Alligatoren sind die besten Mütter!
Den Sonnenuntergang erleben wir in den Kayaks sitzend, mit einem Glas Wein auf dem Wasser, es herrscht eine wohltuende, friedliche Stimmung, an die ich mich gerne erinnere.
Funkelnde Augen in der Dunkelheit der Nacht
Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen und wir sind auf dem Rückweg zum Parkausgang. Es gibt jedoch noch einen Zwischenstopp an einem Boardwalk, den wir für eine kurze, spannende Nachtwanderung nutzen wollen.
Alle Teilnehmer werden mit einer Taschenlampe versorgt und dann geht es los. Links und rechts ist es total dunkel und wir gehen auf dem Weg entlang, als Garl uns zu verstehen gibt, anzuhalten. Er leuchtet direkt neben den Weg, wo zu unserem Erstaunen ein großer Alligator liegt! Wir sind gerade an ihm vorbei gegangen und haben ihn nicht bemerkt. Erst als wir ins Wasser leuchten, bemerken wir die vielen reflektierenden Lichter – wow, alles die Augen von dort schwimmenden Alligatoren!
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Wir sind Kerstin und Klaus. Mit unserer Tochter (Lundi) reisen wir inzwischen zu dritt.
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Fazit
Neben dem Stadt- und Strandleben Floridas bietet die Natur der Everglades viel Abwechslung und kleine Abenteuer. Die Tour mit Garl ist unbedingt zu empfehlen, du wirst es nicht bereuen, versprochen!
Tipps
Everglades-Tour
Die beschriebene Everglades-Tour mit Garl war wirklich einmalig! Wenn du die ca. 150 $ Teilnahmegebühr irgendwie erübrigen kannst und keine Schlangenphobie hast, solltest du dir dieses Erlebnis nicht entgehen lassen. Für uns hat sich jeder Cent gelohnt.
Fruit Stand
„Robert is here“ heißt der bekannte Fruit und Farm Stand, an dem du dich mit Obst (u.a. delikate Mangos), frischen Säften (bester Orangensaft) und anderen Leckereien eindecken kannst. Auch ohne Garl’s Tour unbedingt einen Stopp wert, z.B. auf dem Weg zu und von den Florida Keys!
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Ein sehr schöner Artikel der auch bei mir viele Erinnerungen hoch holt! 🙂 Die Everglades sind ein MUSS wenn man in Florida Urlaub macht.
Garl und Robert is here sowieso 🙂
Schön, dass dir der Artikel gefällt! „Robert is here“ war wirklich eine super Entdeckung!
Auch bei uns lässt der schöne Artikel viele Erinnerungen an Florida wieder aufleben. Sollte es uns nochmal dort hin verschlagen, müssen wir wohl auch unbedingt mal eine Kayaktour machen, super Bericht – vielen Dank! 🙂
Hallo Ronny, danke für euer Feedback, die Tour war wirklich ein tolles Highlight. Sollte ich mit Kerstin zusammen mal nach Florida kommen, was gut möglich ist, würde ich die Tour sogar ein weiteres Mal machen!
Wow … was für ein wunderschöner Artikel über die Everglades … die Geier Blockade ist ja schon fast ein bisschen unheimlich!
LG Katrin
Hallo Katrin,
vielen Dank! 🙂
Ja, v.a. von weitem war das echt merkwürdig mit der „Geier-Blockade“. 😉
Vielen Dank für diesen guten Artikel ! Ich denke wir werden diese Tour ausprobieren 🙂
Ich habe bereits die Westküste gemacht und im Mai werden wir die Ostküste bereisen – ich werde berichten 😉
LG Nadine
Hey Nadine,
sehr gut, dann drücke ich euch schon die Daumen für eine tolle Reise! 🙂 Du kannst auch gerne von der Tour berichten, wenn du wieder da bist, würde mich interessieren.
Liebe Grüße, Klaus
Ich war schon etliche Male in den Everglades, das erste Mal als 15 jähriger . Mückenschutz habe ich nie gebraucht.
Anscheinend werde ich kaum gestochen.
Ich bin immer auf eigene Faust durch die Everglades gelaufen. Bin oft Schlangen und Alligatoren begegnet, da ich mich mit Tieren gut auskenne , waren die Begegnungen für mich nie gefährlich.
Ich finde es auch übertrieben, wenn manche Menschen so panisch auf Alligatoren reagieren, aber der gesunde Menschenverstand sollte schon aktiv sein und wie du schreibst, am besten man kennt sich sogar etwas aus.
Hallo und vielen Dank für die tollen Berichte. Ich habe eine Frage: Wenn man von Westen über den Tamiami Trail in die Everglades fährt, wie erkennt man die Einfahrt in die Loop Road?
Die Loop Road ist wohl aisgeschildert, aber ziemlich unauffällig. Ich bin am Wegweiser vorbei gefahren.
Von dieser Seite aus müsste ein Straßenschild „Monroe Station“ stehen, das ist dann auch die Einfahrt in die Loop Road.
Vielen Dank für den Bericht. Wir haben nach unserem Westküsten-Trip vor, im Herbst von Dallas nach Florida zu fahren. Da kommen uns die vielen tollen Tipps gerade recht. Haben mal ein Lesezeichen gesetzt.
Schön dass euch der Bericht gefällt bzw. Anregungen für euren eigenen Trip gegeben hat, für den ich euch schon mal alles Gute wünsche!