Warum ich dir ein Fotostativ empfehle (und welches)

von | 25.09.2015 | 0 Kommentare

Zu schwer, zu sperrig und unhandlich, zu zeitraubender Auf- und Abbau oder schlicht zu teuer – das waren die Gründe, weshalb ich lange Zeit gar kein Fotostativ auf Reisen dabei hatte. Oder nur ein Ministativ (dazu später mehr), das sich aber weniger für die „normalen“ fotografischen Situationen eignet.

Doch dann entdeckte ich – eigentlich eher durch Zufall – mein „Fast-immer-dabei-Stativ“ und bin so überzeugt davon, dass ich es dir hier vorstellen möchte.

Fotostativ SIRUI T-005X Haleakala

Wozu brauche ich ein Stativ?

Icon_camera_128Vorneweg will ich mal kurz ein paar Grundlagen darlegen, damit dir klar ist, in welchen Situationen ein Fotostativ sehr nützlich ist – und zwar nicht nur für Profis!

Die Frei-Hand-Fotografie birgt immer dann das Risiko der Verwacklungsunschärfe, wenn die Belichtungszeit je nach Brennweite eine bestimmte Dauer überschreitet. Oder anders gesagt: Bei schlechten Lichtverhältnissen oder wenn du das Motiv nah heranzoomst steigt das Risiko der Verwacklung, bis irgendwann ein scharfes Bild nicht mehr möglich ist. Ein wenig hängt das auch noch davon ab, wie ruhig du die Kamera halten kannst – und moderne Bildstabilisatoren geben etwas zusätzliche Möglichkeiten. Letztendlich kann die Physik aber nicht überlistet werden.

Außerdem kann es sein, dass eine längere Belichtungszeit nicht notwendig, aber gewünscht ist – als Stilmittel der Fotografie. Kurz und gut, hier eine Liste von Situationen, die ohne Stativ schwierig oder gar nicht umzusetzen sind:

  • Schwierige Lichtverhältnisse: Dämmerung, Dunkelheit, sehr starke Bewölkung. Der Einsatz des Blitzes kommt meist nicht in Frage, da er nur wenige Meter Reichweite hat.
  • Zu dunkle Innenräume – hier kann ein Blitz helfen, dieser verändert aber auch die Stimmung und besitzt teilweise eine zu geringe Reichweite.
  • Fotografieren mit langen Brennweiten, also dem Teleobjektiv – v.a. bei Bewölkung. Z.B. bei der Tierfotografie: Es ist toll, ein Motiv nah heranholen zu können, die Belichtungszeit muss dann aber entsprechend sehr kurz sein – andernfalls wird das Bild verwackelt oder unterbelichtet (zu dunkel).
  • Gewollt längere Belichtungszeit, als man frei Hand hinbekommen kann. Beispielsweise in Verbindung mit Wasser (Wasserfälle) ein beliebtes Stilmittel. Um Überbelichtung zu vermeiden, ist ein Graufilter (ND-Filter) empfehlenswert. Ratgeber-Artikel: Wasserfall fotografieren
  • Makroaufnahmen: Durch die Nähe zum Motiv kann ein Stativ notwendig sein, um Unschärfe zu vermeiden.

Diese Situationen erfordern ein Fotostativ, eine Alternative gibt es meist nicht oder sie bleibt unbefriedigend (Bild wird unscharf oder unterbelichtet, Blitzlicht gibt die Stimmung nicht korrekt wieder, gewünschter Effekt kann nicht erreicht werden).

Und die Nachteile eines Stativs?

Natürlich bringt ein Stativ auch Nachteile mit, v.a. wenn man unterwegs ist, und das ist man im Urlaub und auf Reisen eigentlich ja immer. Man muss es dabei haben – daran scheitert es oft oder es ist der Grund, weshalb man sich kein Stativ anschafft:

  • Gewicht: Ein gutes Stativ wiegt schnell ein paar Kilo und die wenigsten Hobby- und Urlaubsfotografen möchten das gerne mit sich rumschleppen…
  • Größe: Die meisten Stative sind relativ sperrig, lassen sich nicht gut im Rucksack oder einer Tasche verstauen.
  • Praktikabilität: Das Auf- und Abbauen kann lästig und zeitraubend sein. Im Yellowstone sah ich einen jungen Mann, der sein Stativ im ausgezogenen Zustand den Berg hochschleppte – die wenigsten werden Lust dazu haben.
  • Kosten: Schließlich spielt auch der Preis eine Rolle. Gute Stative (inkl. Kugelkopf) sind nicht gerade billig.

Diese Punkte führen dazu, dass nur wenige Hobbyfotografen ein Stativ mit sich führen – man verbindet das eher mit sehr ambitionierten oder Profi-Fotografen.

Mir ging es auch so. Allerdings hat die moderne Materialtechnik zu einer Gewichtsreduzierung geführt und kompakte Reisestative ermöglicht – dann noch ein guter Preis und ich war „bekehrt“…

Mein Reisestativ: Das SIRUI T-005X Traveler

Wie schon oben erwähnt, es war nicht geplant, als ich zufällig auf ein Blitz-Angebot von Amazon gestoßen bin. Nach kurzem Durchstöbern der Rezensionen schnappte ich zu und holte mir das SIRUI T-005X Fotostativ für nicht mal 100 Euro (normalerweise kostet es über 100 €, ist im Vergleich zu einem renommierten Manfrotto aber immer noch günstig). Hier mein „Testbericht“:

Die Fakten

Das SIRUI T-005X ist relativ klein und leicht. Technische Daten:

  • Material: Aluminium
  • Farben: schwarz, blau, rot
  • Höhe: 130 cm (ausgezogen)
  • Packmaß: 30 cm (ohne Kopf). Inkl. Kugelkopf in der mitgelieferten Tasche: ca. 36 cm (selbst gemessen)
  • Gewicht: 1,0 kg (selbst gemessen: 1016 g inkl. Kopf, 1105 g inkl. Tasche)
  • Belastbarkeit: 4 kg (meine Kamera inkl. Objektiv wiegt ca. 1 kg)
  • 5 Sektionen – Rohrdurchmesser: 10-22 mm
  • Lieferumfang: SIRUI T-005X Stativ, Kugelkopf C-10X, Platte TY-C10, Transportköcher, Imbusschlüssel, BDA

Meine selbst gemachten Fotos, teilweise inkl. 30-cm-Lineal als Vergleich aufgenommen, zeigen die Maße recht gut. Es ist wirklich sehr kompakt und gut irgendwo unterzubringen, gleichzeitig relativ leicht.

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Fotostativ SIRUI T-005X
Fotostativ SIRUI T-005X

Der Einsatz in der Praxis

Ich hatte ja schon gehofft, dass sich das neue Stativ in der Praxis bewährt und den guten bis sehr guten Rezensionen bei Amazon entspricht, war aber auch etwas skeptisch, ob es genug Stabilität mitbringen würde. Inzwischen bin ich echt überzeugt, wobei ich das SIRUI wohl eher nicht für ein Kameragewicht von über 2 kg empfehlen würde, auch wenn es laut Hersteller bis 4 kg möglich ist. Meine Kamera-Objektiv-Kombi wiegt bis zu 1 kg.

Nach dem Auspacken muss das SIRUI T-005X zuerst zusammengebaut werden, was mit der beiliegenden Anleitung und dem Imbusschlüssel aber relativ zügig und problemlos vonstatten geht. Das Material mutet wirklich hochwertig an, nichts wirkt wackelig oder billig.

Icon_suitcase_256Das Fotostativ ist erstaunlich leicht, es lässt sich v.a. dann gut irgendwo unterbringen, wenn man sowieso einen Rucksack oder eine andere Tasche mit sich trägt. In der mitgelieferten Tasche lässt es sich aber auch recht gut in der Hand oder über der Schulter tragen. Ich hatte es bislang jedoch immer im Rucksack.

Der Auf- und Abbau geht schnell vonstatten, eine nicht unwichtige Anforderung für mich. Obwohl das T-005X nicht über Flip-Locks zum Arretieren der ausziehbaren Segmente verfügt, handelt es sich dabei kaum um einen Geschwindigkeitsnachteil. Die gummierten Befestigungsringe müssen (und dürfen!) nur um eine halbe Drehung bewegt werden, schon ist das Segment befestigt oder wieder gelockert.

Dem Kugelkopf liegt eine Schnellwechselplatte bei, die mit einer Münze am Kameragehäuse befestigt wird. Ich lasse die Platte fast immer an der Kamera, wo sie eigentlich nicht weiter stört und ein schnelles Einschieben in die dafür vorgesehene Aufnahme am Kugelkopf ermöglicht. Die Justierung des Kugelkopfes funktioniert flüssig und intuitiv – irgendeine Schwergängigkeit konnte ich nicht feststellen.

Die „Arbeitshöhe“ könnte natürlich noch angenehmer ausfallen, was bei einem Reisestativ mit 5 Segmenten jedoch mit Sicherheit zu Lasten der Stabilität ginge. Mit 120-130 cm kann ich gut leben, v.a. da das Display meiner Kamera auch nach oben geschwenkt werden kann. Die Beine lassen sich übrigens in drei Winkelpositionen einrasten.

Nun zum wichtigen Punkt der Stabilität, der auch Gegenstand so manch kontroverser Standpunkte bei den Amazon-Rezensionen ist, wobei die meisten Besitzer meiner Meinung sein dürften: Das T-005X ist ausreichend stabil! Man muss natürlich schon beim ersten Aufbau und auch später darauf achten, dass alle Verbindungen richtig festgezogen sind. Außerdem sollte die Kamera meiner Meinung nach nicht über 2 kg schwer sein – weniger ist besser, dann wird sie auch fest gehalten!
Die Mittelsäule kann noch einmal ausgezogen werden, erst dann wird auch eine Höhe von ca. 130 cm erreicht. Logischerweise kann darunter die Gesamtstabilität aber etwas leiden, das muss man einfach selbst probieren und nach Situation (Wind etc.) entscheiden.

Das geringe Eigengewicht des SIRUI führt zu einer relativ hohen Wind- und Erschütterungsempfindlichkeit, das muss man einfach wissen. Pluspunkt ist der Karabinerhaken unter der Mittelsäule, an dem eine Tasche o.ä. befestigt werden kann, um die Stabilität zu erhöhen. Man sieht das an meinem Sonnenaufgangsbild, wo ich Kerstins Handtasche (inkl. Wasserflasche funktioniert es noch besser) am Stativ befestigt habe.

Es gibt ja immer wieder die Meinung, dass ein solches Reisestativ einfach nicht stabil genug sein könne und man doch lieber auf ein schwereres, stabiles Modell setzen solle. Gerade für unterwegs kann ich dem nicht folgen – was nützt mir ein solches schweres Stativ, wenn es zu Hause bleibt, weil man keine Lust hat, es mit sich zu schleppen? Oder es ist zu teuer… Das führt dann wieder zum eingangs erwähnten Dilemma und der Tatsache, dass viele überhaupt kein Stativ dabei haben und so manchen Moment fotografisch nicht festhalten können.

Dann lieber dieses wirklich empfehlenswerte „Fast-immer-dabei-Stativ“. Wer es noch etwas leichter und stabiler (laut Hersteller bis 6 kg Kameragewicht geeignet) möchte, der kann sich das SIRUI T-025X aus Carbon ansehen – muss aber auch deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Die Vor- und Nachteile des Sirui zusammengefasst

Geringes Gewicht
Sehr kompaktes Packmaß
Hochwertige Materialanmutung
Stabilität relativ gut
Karabinerhaken zur Stabilitätserhöhung
Guter Kugelkopf mitgeliefert
Relativ zügiger Auf- und Abbau
Ordentliche Arbeitshöhe
Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Mittelsäule lässt sich zwar entfernen, aber nicht komplett versenken
Aufgrund des geringen Gewichts wind- und erschütterungsempfindlicher als schwere Stative

Meine neueren Wasserfall-Aufnahmen und besonders auch das Glühen der Lava im Hawaii Volcanoes National Park wären ohne das Stativ nicht möglich gewesen!

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Fazit

Es gibt etliche Situationen und Momente, die du ohne Stativ nicht fotografisch festhalten kannst.

Das SIRUI T-005X Reisestativ hat mich überzeugt, es verfügt meines Erachtens über ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, gute Stabilität und nur wenige kleine Nachteile, die verschmerzbar sein dürften.

Das SIRUI T-005X Fotostativ bei Amazon:

Exkurs: Mein Gorillapod Ministativ

Ich will an dieser Stelle noch erwähnen, dass ich auch ein noch kleineres und leichteres Ministativ besitze, nämlich das Joby Hybrid Gorillapod. Es hat aber eigentlich einen anderen Verwendungsbereich, da es ja sehr klein und nicht höhenverstellbar ist. Es wurde für Situationen entwickelt, wo man kein „richtiges“ Stativ dabei hat und das Gorillapod lässt sich durch die flexiblen Beine an vielen Gegenständen (wie Ästen, Geländern etc.) befestigen.

Letztendlich benutze ich es nach dem Kauf des SIRUI immer weniger, da es auch nicht viel kleiner ist (wenn auch günstiger) und ich zu häufig auf Situationen gestoßen bin, wo ich schlicht keine Mauer, kein Geländer oder ähnliches in der Nähe habe und mir das Gorillapod nichts nützt.

Ich kann es dennoch guten Gewissens weiterempfehlen und es trägt auch meine Kamera mit knapp 1 kg Gewicht!

Hast du eigene Erfahrungen und Empfehlungen? Dann schreibe einen Kommentar, ich freue mich über jede hilfreiche Anmerkung.