Wenn es auf einem der schönsten Zeltplätze Amerikas stürmt
Eine Kleinstadt als touristisches Zentrum
Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Arches Nationalpark kaum durch Straßen erschlossen, ziemlich isoliert und wenig besucht. Doch heute befindet sich mit dem kleinen Städtchen Moab (5000 Einwohner) eine ausgebaute touristische Infrastruktur in der Nähe. Moab eignet sich eben nicht nur für ein Quartier in der Nähe des Arches, auch zum Canyonlands Nationalpark und Dead Horse Point State Park gelangt man relativ schnell. Außerdem werden in Moab Jeep Touren, River Rafting Trips und andere Aktivitäten angeboten.
Wir haben jedoch nicht in Moab übernachtet, sondern direkt im Nationalpark. So viel sei verraten: Es war einer der schönsten Campgrounds unserer Reise!
Bizarre Gruppierungen aus Stein
Bereits wenige Meter nach der Einfahrt in den Nationalpark kann man beeindruckende Versammlungen von Steinfiguren bewundern. Besonders sehenswert sind die „Three Gossips“ (zu deutsch: Die drei Schwätzer) und in der Nähe die imposanten Courthouse Towers.
Ganz herausragend ist auch der „Balanced Rock“, ein massiver eiförmigen Stein, der auf wundersame Art und Weise auf einer schmalen Felsnadel balanciert. Wie lange es wohl noch dauern mag, bis er herunterstürzt?
Imposant ist der Double Arch, der – wie der Name vermuten lässt – gleich aus zwei Bögen besteht. Er ist wirklich riesig, wie man auf unserem Foto erst durch den Vergleich mit den darunter stehenden Menschen sehen kann.
Zelten zwischen roten Felsen und Wacholderbüschen
Der Devil’s Garden Campground im Arches Nationalpark gehört zu den schönsten Zeltplätzen, die wir auf unserer Reise durch die Weststaaten der USA kennen gelernt haben. Die Zeltplätze liegen weiträumig verteilt und sehr idyllisch zwischen roten Felsen und Wacholderbüschen. Jeder Zeltplatz ist mit einem Campingtisch und einer Feuerstelle ausgestattet (Feuerholz und evtl. Anzünder in Moab oder beim Ranger kaufen). Waschräume und Toiletten sind fußläufig zu erreichen (keine Duschen).
Wir kommen an einem Augustnachmittag an, suchen uns erst mal ein Schattenplätzchen und dösen, lesen und genießen die Ruhe. Im Arches NP herrscht Wüstenklima und wir haben Temperaturen um 36 Grad Celsius bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Unsere Erkundungen schieben wir auf den Abend, wenn es etwas kühler wird. Generell können wir dir die Empfehlung geben, Aktivitäten im Sommer möglichst auf den Abend oder den frühen Morgen zu legen.
Gegen 18 Uhr bauen wir erst mal unser Zelt auf. Das Rainfly lassen wir zunächst weg – immer noch viel zu heiß (unser Zeltoberteil besteht nur aus einem luftigen, aber stabilen Netz, das Rainfly wird als Wetterschutz darüber gespannt). Geplant ist nun eigentlich den Delicate Arch – das Wahrzeichen Utahs – bei Sonnenuntergang zu fotografieren. Dieses Vorhaben scheitert aus zwei Gründen: Erstens haben diese Idee nicht nur wir und der Parkplatz am Trailhead ist übervoll, so dass es aussichtslos ist auch nur ungefähr in der Nähe zu parken und zweitens ziehen plötzlich schwarze Wolken auf und wir wollen unser Zelt nicht zu lange allein lassen.
Eine abenteuerliche Nacht…
Zurück am Zeltplatz gibt uns der Ranger zunächst Entwarnung: er glaube nicht, dass es Regen gäbe – „20 % Wahrscheinlichkeit!“, sagt er uns. Ganz geheuer ist uns die Sache aber dennoch nicht. Unser Zelt ist auf lockerem, sandigen Boden gebaut. Umgeben von Felsen wird der Regen schnell zur Flut, denn der rote Sand kann nicht viel aufnehmen und so entstehen schnell schlammige Pfützen, das konnten wir schon anschaulich am Nachbarzeltplatz beobachten, wo noch riesige Pfützen vom Regen von vor ein paar Tagen standen. Vorerst sieht es aber ganz gut aus. Wir machen ein Lagerfeuer und essen gemütlich zu Abend. Die dunklen Wolken verziehen sich und machen Platz für einen wunderschönen Sternenhimmel. Also gehen wir ohne Rainfly ins Zelt, warm genug ist es immer noch und so können wir noch eine Weile länger den Sternenhimmel bewundern.
Alles gut – zurück ins Zelt und weiterschlafen. Von heftigem Sturm werden wir nach einiger Zeit geweckt. Das Feuer hat sich nun auch zurückgemeldet. Nochmal aufstehen, neues Wasser drauf. Immerhin kein Regen, denken wir uns.
Gegen Mitternacht ist auf dem gesamten Zeltplatz eine größer werdende Unruhe zu spüren. Stimmengewirr, umtriebige Hektik, die Alarmanlage eines Mietwagens beginnt zu hupen und auch unser Feuer meldet sich mit Macht zurück. Der Wind wirbelt Funken auf, die bedenklich nahe ans Zelt wehen. Nun bekommen wir doch ein bisschen Angst. Da das mit dem Wasser nicht funktioniert hat, sehen wir die einzige Möglichkeit darin, es zu ersticken. Also schmeißen wir mit bloßen Händen roten Sand auf das Feuer – und das in der Dunkelheit! Wir schaffen es schließlich, das Feuer ist aus – der Sturm aber noch lange nicht. Der Wind rüttelt am Zelt, bläst uns seinen feinen roten Sand hinein und schafft es schließlich eine Befestigung aus der Verankerung zu lösen. Als es dann gegen 3 Uhr nachts auch noch zu regnen beginnt, haben wir genug. In Windeseile bauen wir das Zelt ab und flüchten in unseren Jeep. Um halb vier haben wir alles verstaut und sitzen/liegen im Auto und schlafen tatsächlich bis morgens um acht.
Das Zelt abzubauen hat sich als wichtig erwiesen. Unsere Zeltnachbarn sind nachts ohne das Zelt abzubauen ins Auto geflüchtet, was zur Folge hatte, dass das Zelt samt Airbed weggeflogen ist. Auf dem Weg zum Zähneputzen sah ich, wie die beiden Bewohner nach Flipflops und Kleinkram suchten, den der Wind in alle Richtungen verstreut hat.
Wie der Wind Kunstwerke aus rotem Stein erschafft
Nach dieser Nacht im Zelt haben wir eine bessere Vorstellung davon, wie in Millionen von Jahren durch Erosion, Regen und Frost kleine Löcher im Stein entstanden sind, die durch viele, viele Sandstürme auf dem Colorado-Plateau mit der Zeit zu bizarren Figuren und natürlichen Steinbögen geschliffen wurden. Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, sondern noch immer im Gange. Im Arches Nationalpark kann man Figuren und Bögen in allen Entwicklungsstadien bewundern. Es gibt werdende und vergehende Bögen. In 2008 ist der Wall Arch, ein 22 m hoher Bogen mit einer Spannweite von elf Metern, unter seinem eigenen Gewicht zusammengebrochen. In erdgeschichtlich kurzer Zeit wird dieses Schicksal auch den Balanced Rock ereilen, wenn wir Glück haben, dauert das noch ein paar hundert Jahre.
Unsere Wanderung musste leider ausfallen …
Eigentlich hatten wir für den nächsten Morgen geplant, den Devil’s Garden Loop abzuwandern. Aufgrund des nächtlichen Gewittersturms und weil es weiter nieselte, mussten wir dieses Vorhaben leider streichen. Klaus hatte sich schon sehr darauf gefreut, aber manchmal muss man spontan sein (und dadurch hatten wir etwas Zeit für das Colorado National Monument).
Auch wenn wir die Wanderung nicht selbst machen konnten, ist sie uns eine Empfehlung Wert: Früh morgens starten, wenn die Luft noch kühler ist und 4-5 Stunden einplanen. Inklusive kleiner Abstecher ist der Trail ca. 7 Meilen (11 km) lang und belohnt u.a. mit dem Double-O Arch und dem Landscape Arch, dem mit 88 m Spannweite längsten Steinbogen der Welt. Zu ihm führt keine Straße, nur dieser Trail.
Die Wanderung ist im Buch „Photographing the Southwest“ beschrieben, siehe Tipp am Ende dieses Artikels.
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Fazit
In den amerikanischen Nationalparks kann man Millionen von Jahren Erdgeschichte erfahren. Es ist schon tief beeindruckend, wenn man diese Kunstwerke aus Stein bewundert, die Wind und Wetter in solch unvorstellbar langer Zeit erschaffen haben. Welch kurze Episode doch ein Menschenleben in diesen Dimensionen ist.
Als persönliches Fazit unseres Aufenthaltes kann man ganz klar sagen, dass wir eigentlich mehr Zeit gebraucht hätten (2 Übernachtungen oder mehr, falls man auch den Canyonlands NP erkunden will). Uns war aber schon vorher bewusst, dass wir Prioritäten setzen müssen.
Die abenteuerliche Nacht wird uns in jedem Fall in Erinnerung bleiben!
Tipps
Kaum vorstellbar, wir haben den Arches NP bei traumhaften Wetter kennengelernt und in anderthalb Tagen tolle Ecken erwandert.
Habt ihr den Sand aus dem Zelt bekommen? Wir haben mal am Balaton einen Sandsturm erlebt. So heftig, dass nicht nur Zelte weggeflogen sind, sondern auch Mülltonnen und Dächer der Waschräume. Den Sand haben wir Jahre später noch in den Ritzen gefunden
Liebe Grüße
Frauke und Jojo
Hallo Frauke und Jojo, vielen Dank für euren Kommentar. Es ist wohl immer noch ein bisschen feiner roter Sand irgendwo im Zelt. Aber das ist ja auch eine schöne Erinnerung an eine außergewöhnliche Zeltnacht.
Schade, dass das Wetter euch einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aber so kommen ja meist die besten Geschichten zustande. Der Artikel ist wirklich spannend geschrieben und die Fotos sind toll – ein bisschen was konntet ihr also trotzdem mitnehmen.
In NYC hatte uns 2006 im Februar der bis dato stärkste Blizzard überrascht, dass wir mehr oder wenig feststeckten und mit fast 12 Stunden Verspätung zurück in Washington DC ankamen und in Südafrika kamen wir auf dem Weg zurück zum JNB in die Mutter aller Wolkenbrüche – binnen Minuten war auf dem Highway ein Verkehrschaos ausgebrochen.
Viele Grüße
Ronny
Hallo Ronny, vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, wir konnten schon viel mitnehmen und der Arches ist auch (und gerade) bei stürmischem Wetter sehr beeindruckend. Denn wenn man bedenkt, dass diese tollen Steinskulpturen erst durch Sturm, Regen und Frost entstanden sind, dann passt das Wetter ja schon wieder.