Popham Beach, Bath und Reid State Park: Urlaub an der Küste von Maine

von 01.04.20234 Kommentare

Im Sommer 2022 verbrachten wir während unseres Neuengland-Roadtrips acht Tage in einem AirBnB an der Küste von Maine zwischen dem Städtchen Bath und dem Popham Beach State Park. Dies fühlte sich wie ein kleiner Urlaub im Urlaub an, denn der Ort und die Gegend waren aus mehreren Gründen ganz besonders. Die schönen Erinnerungen daran möchten wir gerne mit unseren Lesern teilen.

Kerstin Klaus Lundi

Über uns

Wir sind Kerstin und Klaus. Mit unserer Tochter (Lundi) reisen wir inzwischen zu dritt.
Wir lieben es die Welt zu erkunden und dir Anregungen und Tipps für deine eigene Reise zu geben!

Mehr über uns

Die Unterkunft

Das Haus liegt mitten in der Natur an einem Meeresarm des Atlantik. Bis zur nächsten größeren Stadt Bath sind es etwa 15 Autominuten. Als wir abends ankommen, bin ich schon vom äußeren Anblick des schönen Holzhauses ganz begeistert. Wir werden von dem verspielten Labradoodle-Welpen Jasper sowie unseren Gastgebern Jing und David freundlich begrüßt. Wenn man hereinkommt, zeigt sich neben der schönen Einrichtung, die ein Mix aus europäischen, chinesischen und amerikanischen Elementen ist, ein sagenhafter Ausblick auf den Meeresarm, der je nach Licht und Gezeiten immer ein bisschen anders aussieht. Und wieder durchzuckt mich der Gedanke, dass ich hier am liebsten für immer … oder ganz schön lange wohnen möchte.

Wir haben eine kleine Suite bestehend aus zwei Schlafzimmern und einem Bad im Obergeschoss für uns allein, im unteren Teil des Hauses steht uns eine kleine Küche zur alleinigen Verfügung. In der Küche finden wir zu unserer freudigen Überraschung bereits Brot, Eier, Milch, Joghurt, O-Saft und Kaffee sowie jede Menge Reis, Nudeln und Konserven, so dass man gut über die ersten Tage kommt. Einkaufsmöglichkeiten sind wie beschrieben ein Stück entfernt in Bath und so kann man sich erstmal gemütlich niederlassen und am nächsten Tag alles einkaufen, was man sonst noch so braucht.

Außer unserer Suite und Küche dürfen wir die große Bibliothek in der Galerie, die zu unserer Suite führt, den Esstisch unten und den Sunroom, einen Wintergarten mit toller Aussicht auf den Meeresarm mitbenutzen. Besonders die Galerie und der Sunroom haben es uns angetan. Auf beide trifft aufgrund der riesigen Fenster das abgedroschene Maklerwort lichtdurchflutet perfekt zu. Tagsüber sitzen wir in den gemütlichen Sesseln in der Bibliothek und lesen oder machen Yoga während Lundi auf dem Fußboden Playmobil-Welten aufbaut. Abendessen gibt es im Sunroom. Der eignet sich zwar laut Jing auch zum Stargazing, aber wir sind meist viel zu müde von der Meeresluft und unseren Aktivitäten und gehen früh schlafen.

Wir schlafen nirgendwo auf der ganzen Reise so gut und so friedlich wie hier. Die Betten sind sehr bequem und man hört keine Zivilisationsgeräusche. Jing sagt ganz richtig, dass dies ein Ort ist, wo man vergessen kann, was in der Welt so alles geschieht. Und das tut uns in diesem Sommer ganz besonders gut.

Als wir am ersten Morgen beim Frühstück sitzen, ermuntert Jing sogar Lundi, auf dem Klavier zu spielen und als ich ihr erzähle, dass ich Musiklehrerin bin und Klavier spiele, bringt sie mir gleich ganz viele Noten und so finde ich mich tatsächlich ganz versunken in ein Klavierstück wieder, das ich einst im Studium übte, während Klaus ein Buch liest und unsere Tochter Bilder malt. Das ist so friedlich, schön und entspannend. Wäre nicht die Umgebung, in der wir da wohnen, genauso reizvoll und das Wetter sommerlich schön, könnten wir auch die Woche ausschließlich in diesem schönen Haus relaxen.

Unsere Gastgeber

Jing und David haben das Haus in 2019 gekauft, ihr Plan war von Anfang an, einen Teil für sich selbst zu nutzen und den Rest mit Gästen zu teilen. Die Pandemie bremste dieses Vorhaben zunächst aus, aber seit 2020 empfangen beide Gäste in ihrem Haus.

David ist ein pensionierter Lehrer, Buchautor und Sohn deutscher Holocaust-Überlebender. Nun, da er im Ruhestand ist, widmet er sich der Malerei und zeigt auch gern mal bei einem kleinen Rundgang seine Aquarelle, die mehrheitlich vom Popham Beach inspiriert sind. Außerdem freut er sich, dass er mal wieder die Gelegenheit hat Deutsch zu sprechen. Da David in Maine aufgewachsen ist, kann er viele Geschichten über die Gegend erzählen. Und beide, Jing und David, haben sehr viele Ausflugstipps für Besucher. Jing arbeitet als Psychotherapeutin und Coach überwiegend per Skype von zuhause. Beide reisten früher selbst sehr gerne und häufig, wie die große Anzahl an Reiseführern in der Bibliothek eindrucksvoll zeigt. Nun, wo beide alters- und pandemiebedingt etwas seltener reisen, genießen sie es, Reisende in ihr Haus einzuladen. „So kommt die Welt einfach zu uns“, erzählt uns David.

Jing und David sind sehr freundlich und interessiert an uns, aber auch höflich und zurückhaltend. Wenn wir längere Gespräche haben oder man sich näher kommt, tragen wir Erwachsenen Masken, beim Bewegen in dem großen Haus nicht. Für uns fühlt sich das sehr stimmig an. Man nimmt aufeinander Rücksicht und kommt trotzdem in Kontakt. Nach den entbehrungsreichen Pandemiejahren ist das eine schöne Erfahrung.

Vorgelagerte Insel und Popham Beach, Maine, USA

Auch unsere Gastgeber sind fast täglich am Strand; hier: vorgelagerte Insel und Popham Beach

Die Gegend

Mit acht Übernachtungen haben wir ausreichend Zeit, die Gegend mit etlichen Sehenswürdigkeit anzuschauen. Nachfolgend möchten wir dir unsere Highlights vorstellen.

Bath (Maine)

Die Stadt Bath liegt am Westufer des Kennebec River, etwa 20 km von dessen Mündung in den Atlantik entfernt im Sagadahoc County. Mit knappen 9.000 Einwohnern ist es ein eher kleines, charmantes Städtchen, das anders als viele andere amerikanische Kleinstädte zum Bummeln und spazieren gehen einlädt. Es gibt einen Hafen, Parks, wo bei schönem Wetter Yoga-Kurse stattfinden sowie kleine Geschäfte und Cafés. Zu Lundis großer Freude entdecken wir ein Spielwarengeschäft. Hier dominieren überraschenderweise Spielzeuge aus Europa: Playmobil, Haba, Kosmos-Spiele. Die Verkäuferin ist eine kleine, weißhaarige, sehr charmante Oma, wie man sie aus Filmen kennt.

Da wir uns bei Jing und David überwiegend selbst verpflegt haben, können wir nur wenig Restaurant-Empfehlungen geben, Mae’s Café and Bakery ist aber definitiv eine wert. Hier gibt es traditionelles amerikanisches Frühstück, man sitzt drinnen wie draußen sehr gemütlich und wird freundlich bedient.

Südlich von Bath auf dem Weg nach Phippsburg lohnt es sich an Trish’s Pie Bakery anzuhalten. Es handelt sich hierbei eher um einen Farmstand und es gibt unserer Meinung nach den besten Pie Neuenglands sowie farmfrisches Obst und Gemüse. Die Wild Maine Blueberrys sollte man mal probieren, sie sind etwas kleiner als die kultivierten, aber sehr aromatisch.

Im Ortskern von Bath, Maine, USA

Im Ortskern von Bath

Seawall Beach

Von Jing bekommen wir den Tipp, zum Seawall Beach zu wandern – und tatsächlich kommt man dort nur zu Fuß hin. Wir fahren zum Parkplatz des Morse Mountain to Seawall Beach Trailheads und laufen, nachdem wir uns mit Anti-Mückenmittel eingesprüht haben, die 3 km bis zum Strand. Zunächst denken wir noch, dass das DEET-freie FamilyCare Mückenmittel wirkt. Es summt etwas um uns herum, aber wir werden der Biester noch Herr. Der Weg führt erstmal entlang der Salzmarsche und wir stoppen häufig für Fotos. So schön ist die Gegend. Vom Aussichtspunkt auf dem Morse Mountain hat man eine fantastische Aussicht auf Salzmarsche, Meeresarme und den Strand. Endlich machen wir mal wieder ein Foto, das gute Chancen hat, gerahmt an unserer Wohnzimmerwand zu landen. Wunderschön!

Wundervolle Aussicht vom Morse Mountain zum Seawall Beach, Maine, USA

Wundervolle Aussicht vom Morse Mountain zum Seawall Beach

Als wir am Strand ankommen, ist das Hochwasser gerade seit einer Stunde vorbei (auch ein Tipp von Jing!) und der Strand ist atemberaubend schön und beinahe menschenleer. Das Wasser ist angenehm warm, so dass wir bis zum Bauch in die Wellen gehen können. Lundi ist ganz in ihrem Element und baut Installationen aus Muscheln und anderem Strandgut.

Dann gehts zurück. Wir sprühen uns erneut mit Mückenschutzmittel ein, aber vergeblich: Scheinbar lieben die Mücken den Duft von Wanderern, die gerade erst im Meer waren, denn es wird schlimmer. Sie schwirren in Schwärmen um unseren Kopf herum, wir sind froh um unsere Kappen, denn da können sie nicht durchstechen. Ich zähle hinterher 30 Mückenstiche, Klaus etwa 10 und Lundi etwa 5. Wir ziehen die Lehre daraus, dass es für solche Fälle doch die DEET-haltige Chemiekeule sein sollte und dass weiße Kleidung einen leichten Schutz bietet.

Trotz der vielen Mückenstiche ist dies eine tolle Wanderung zu einem der schönsten Strände, die wir auf der Reise gesehen haben.

Popham Beach State Park

Der Popham Beach gehört laut irgendeiner Liste zu den zehn schönsten Stränden von Maine. Wir können das nur bestätigen, denn er wird im Laufe der Zeit zu unserem liebsten Strand. Da es sich um einen offiziellen State Park handelt, kostet er Eintritt und zwar 8 Dollar pro Person über 5 Jahre. Vom Parkplatz führt ein Boardwalk zum Popham Beach, um die brütenden Piping Plovers nicht zu stören.

Was ich sehr komfortabel finde ist, dass am Eingang zum Strand eine große Box des Outdoor-Ausstatter L.L.Bean steht, wo man sich kostenlos Strandspielzeug, Klappstühle und Liegen ausleihen kann. Das ist gerade für uns Touristen echt mal ein guter Service und wir nutzen das gern. Außerdem steht am Strandeingang ein großer Spender (so ähnlich wie bei uns die Desinfektionsspender) mit Sonnenschutz LSF 30.

Wenn man Geld sparen will und gut zu Fuß ist, kann man auch am Fort Popham parken und am Strand entlang laufen. Bis man zum eigentlichen Popham Beach State Park und der Stelle, die man vom Bezahl-Parkplatz aus erreicht gelangt, dauert es schon eine Weile und man muss den Weg ja auch wieder zurückgehen. Aber wenn man einfach nur ein bisschen am Strand entlang spazieren will, ohne gleich zu bezahlen, ist das eine gute Alternative. Auch hier ist der Strand herrlich und gerade bei Ebbe schön breit!

Reid State Park

Der Reid State Park liegt auf der Halbinsel Georgetown Island und ist ungefähr 40 Autominuten von der Unterkunft entfernt. Die Fahrt dorthin lässt sich gut mit einem Besuch bei Five Islands Lobster (s.u.) verbinden. Jing beschreibt den Strand im Gegensatz zum sanften Popham Beach als den „maskulinen Beach“ und als wir dort sind, verstehen wir auch warum. Der Sand ist gröber und die Wellen sind höher, die Küste ist steiler und es gibt mehr Felsen. Und tatsächlich reißt mich eine große Welle um und ich schlittere einmal schön durch den Sand und hab richtig viel Sand im Bikini. Zum Glück gibt es hier am Parkplatz Duschen, Umkleiden und Toiletten, so dass ich schnell wieder hergestellt bin. Der Zugang zum Reid State Park kostet auch hier 8 Dollar pro Person über 5 Jahren, aber auch hier hat man die Annehmlichkeiten (Klappstühle, Liegen, Sonnenschirme etc.) von L.L.Bean.

Am Strand des Reid State Park, Maine, USA

Zugang zum Strand des Reid State Park

Five Islands Lobster

Was wäre eine Neuengland-Reise ohne Lobster? Wenigstens einmal müssen wir Hummer essen gehen. Jing hat einen tollen Tipp für uns und empfiehlt die „Five Islands Lobster Co.“ im Dörfchen Five Islands, was ebenfalls auf der Georgetown Island liegt.

Hier geht es eher rustikal zu. Direkt am Hafen befindet sich eine Snack-Bude, eine Eis-Bude und eine Lobster-Bude. Gegessen wird draußen an großen Picknicktischen. Getränke darf man sich selbst mitbringen. Wir stehen eine Weile an und bestellen dann einen 3-Pfund-Lobster. Ein wenig mulmig wird mir, als ich das lebendige Tier aussuche. Die junge Frau an der Kasse hat ganz schön zu tun und der Lobster spritzt sie ordentlich nass, als sie ihn nach dem Wiegen wieder ins Netz verfrachtet und in die Küche bringt. Ich betrachte das Ganze mit einer Mischung aus Faszination und Grusel. Aber: kleine Schweine sind auch süß und wer kein Vegetarier ist, muss damit leben, dass das Fleisch, das man isst, eben mal ein Lebewesen war. Zum Lobster bestellen wir ein Pfund Steamer Muscheln, dreimal Mais, Kartoffeln und Coleslaw. Am Ende bezahlen wir 72 Dollar, wovon allein 48 Dollar der Lobster ausmacht.
Während das Essen zubereitet wird, kann man die Gegend genießen, Lundi klettert auf den Steinen herum. Wir haben selten in schönerem Ambiente gegessen.

Hummer essen mit Aussicht – besser geht es kaum – Five Islands Lobster, Maine, USA

Hummer essen mit Aussicht – besser geht es kaum – Five Islands Lobster

Als das Essen fertig ist und ich alles auf dem großen Tablett zum Tisch trage, geht mir auf, dass ich gar nicht genau weiß, was ich mit dem Lobster nun mache. Das benötigte Werkzeug zum Schalen knacken kann man gegen Pfand ausleihen. Wir lassen also nebenbei ein Anleitungsvideo auf Youtube laufen (ich empfehle das vorher zu erledigen, es macht nur so halb Spaß mit klebrigen Fingern das Handy zu bedienen) und so gelingt es mir einigermaßen, das Fleisch von der Karkasse zu trennen. So gestaltet sich für mich das Abendessen als ganz schön arbeitsreich. Das Hummerfleisch schmeckt richtig lecker und es ist auch genug, um satt zu werden. Die Steamers sind mir etwas zu salzig und es lässt sich nicht vermeiden, dass man ein bisschen auf Sand herum kaut. Allerdings denken wir später, dass Hummerfleisch in schöner Sauce mit schönen Beilagen und ohne die viele Arbeit noch ein bisschen besser gewesen wäre. Aber das kann man hier (und wahrscheinlich andernorts) eher nicht bezahlen. Es ist auf jeden Fall ein Erlebnis.

Wenn du es dir leichter machen willst, dann bestell eine Lobster-Roll, da ist das Fleisch schon im Brötchen, aber das Preis-Leistungsverhältnis ist auch schlechter, denn etwas von der Größe eines Fischbrötchens an der Nordsee kostet mal gut und gerne um die 30 Dollar.

Zu empfehlen ist auf jeden Fall auch die Eis-Bude. Es gibt sehr gutes Eis zu – für amerikanische Verhältnisse – vernünftigen Preisen.

Unser Hummer-Essen bei Five Islands Lobster, Maine, USA

Unser Hummer-Essen bei Five Islands Lobster

Fazit

Nach acht Tagen an der Küste von Maine und dieser wirklich tollen Unterkunft fällt es uns sehr schwer, weiter zu fahren. Landschaftlich hat uns besonders der Popham Beach gefallen, wir waren mehrere Male dort und hatten immer eine wunderbare Zeit. Aber auch die anderen Sehenswürdigkeiten sind eine Reise oder einen Umweg wert.

Ich mache zum Abschied ein Foto von meinen Lieblingsplatz bei Jing und David, wo ich gern gelesen und Kaffee getrunken habe. Wenn es im stressigen Alltag zuhause zu trubelig und auf meinem eigenen Schreibtisch zu chaotisch wird, werde ich mich in Zukunft gedanklich genau hier hin zurückbeamen. Dieses Haus war wirklich ein Kraftort für uns. Beim Zusammenpacken fühlen wir uns ein bisschen daran erinnert, von Lundis Oma und Opa wegzufahren. Wir müssen genau prüfen, welches Spielzeug zum Haus gehört und was wir selbst mitgebracht haben. Lundi unterhält sich unterdessen mit David, während wir das Auto beladen und David packt ein bisschen mit an. Schweren Herzens wegen des Abschieds, aber voller Vorfreude auf den Acadia Nationalpark fahren wir schließlich ab und ziehen das Fazit, dass wir uns mehr wie bei Freunden als in einem AirBnB gefühlt haben und dass wir sehr gerne eines Tages hierher zurückkehren würden.

Hast du Fragen zum Popham Beach, zu Jing und David oder Anmerkungen zu unserem Beitrag? Wir freuen uns über jeden Kommentar!