Lake O’Hara – den Yoho National Park exklusiv erleben

von 30.03.201712 Kommentare

Aktualisiert im April 2023.

Am Lake O’Hara im Yoho National Park konnte eine ursprüngliche Stimmung konserviert werden, weil dieses Kleinod nur von einem Shuttlebus angefahren wird, um Besucher zum See zu transportieren. So muss es vor Jahrzehnten auch woanders in den kanadischen Rocky Mountains gewesen sein, als diese heutigen Hotspots noch nicht täglich scharenweise von Menschen (wie uns!) mit PKW und Tourbussen aufgesucht wurden.

Doch wie kommst du nun zum Lake O’Hara? Wir gehörten zu den glücklichen Besuchern dieses einsamen Bergsees, wollen davon berichten und dir erklären, wie du selbst in den Genuss kommen kannst.

Kerstin Klaus Lundi

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Wir sind Kerstin und Klaus. Mit unserer Tochter (Lundi) reisen wir inzwischen zu dritt.
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Lake O’Hara – mit dem Bus oder zu Fuß über Stock und Stein

Bei der Planung unserer Kanada-Reise hatte ich zwar schon vom Lake O’Hara und dem Shuttle-Bus gelesen, so richtig klar geworden ist mir die Situation aber erst beim Lesen eines Berichts über die hohe Nachfrage für die wenigen reservierbaren Plätze. Ich hatte Blut geleckt, wollte es unbedingt schaffen, uns einen Platz im Bus zu sichern.

Lake O’Hara mit Kanu

Am Lake O’Hara mit Kanu

Infos zum Lake O’Hara

Der See liegt im Yoho National Park, mitten in den Rocky Mountains und dort gibt es nach wie vor keine asphaltierte Straße. Der einzige Zubringer ist eine Gravel oder Dirt Road, die wir nur als breiteren Waldweg bezeichnen würden. Der Weg ist 11 km lang, führt vom Trans Canada Highway zum See und ist für öffentlichen Verkehr gesperrt.

Grundsätzlich gibt es für Tagesbesucher nur zwei Möglichkeiten, zum Lake O’Hara zu gelangen:

  1. Einen Shuttle-Bus nehmen. Plätze sind reservierbar, aber heiß begehrt und im Nu ausgebucht (Details siehe nächster Abschnitt). Man kann auch versuchen, vor Abfahrt am Parkplatz zu erscheinen und darauf zu hoffen, dass jemand seine Reservierung verfallen lässt – die Chancen sind eher gering. Es fahren zum Lake O’Hara nur 2 Busse pro Tag (um 8:30 und 10:30).
  2. Zu Fuß vom Parkplatz am TCH bis zum See wandern. Das sind 11 km auf derselben Strecke, die der Bus fährt. Die wirklich schönen Routen beginnen aber erst am See und dann hat man schon 11 km in den Beinen…

Die Rückfahrt mit dem Bus kann nicht reserviert werden, er fährt mehrmals nachmittags zurück und nimmt dann auch diejenigen mit, die den Hinweg gewandert sind.

Bei einer Übernachtung in der Lake O’Hara Lodge oder auf dem Campground wirst du zwar ohne Reservierung mitgenommen, aber die Lodge ist auch sehr, sehr teuer und die wenigen Zeltplätze müssen auch zwingend im Voraus gebucht werden.

Dementsprechend happy war ich, uns tatsächlich zwei Plätze im früheren der beiden Busse reservieren zu können. Durch die wenigen Busplätze und den 11 km langen Weg, den nicht viele Menschen auf sich nehmen, gelangen täglich vergleichsweise nur sehr wenige Touristen zum Lake O’Hara. Die Vorfreude war groß und dann kam der Tag unserer Tour!
Lake O’Hara mit Cathedral Mountain
Lake O’Hara mit Cathedral Mountain

Wie du es schaffst, einen Platz im Bus zu ergattern

Wie bereits erwähnt können Tagesbesucher nur zu Fuß (11 km Wanderung) oder mit einem Shuttle-Bus der Nationalparkverwaltung zum Lake O’Hara gelangen.

  • Der Bus fährt nur 2 x täglich zum See (8:30 und 10:30 Uhr; zurück häufiger) und ist reservierbar. Früher war dies nur telefonisch möglich, aber seit 2016 funktioniert die Reservierung auch online über die offizielle Website, unter folgendem Link findest du alle wichtigen Informationen sowie den Link zur Online-Reservierung: Informationen zum Reservierungssystem
  • Bei „Reservation Type“ wählst du „Day Use“ aus und dann bei Park „Yoho-Lake O’Hara“.
  • Reservierungen werden für die aktuelle Saison ab 12. April 2023 ab 8 Uhr Mountain Time (MT) (also 16 Uhr deutscher Zeit) angenommen. Du musst dir zuvor ein User-Profil anlegen und kannst ab 7:30 Uhr MT (also 15:30 Uhr unserer Zeit) die Buchungsseite betreten. Wichtig ist, dass du dort vor 16 Uhr (bzw. 8 Uhr MT) registriert bist. Denn um genau 8 Uhr werden alle, die dort virtuell versammelt sind, zufällig in eine Warteschlange gesetzt. Wer sich erst nach 8 Uhr registriert, wird ans Ende der bestehenden Warteschlange angefügt. Klingt ein bisschen kompliziert und erfordert auf jeden Fall auch eine Menge Glück.

In unserem Fall wurde in 2016 noch einfach so gelost und es gab es schon einige Sekunden nach 16 Uhr keine freien Plätze mehr für die kompletten Monate Juli und August! Ich war in Kontakt mit einer Bekannten, die es ebenfalls punktgenau zur Öffnung des Zeitfensters versucht hat, ohne Erfolg. Es gehört also auf jeden Fall ein Quentchen Glück, aber auch eine gute Vorbereitung am Computer dazu, um schnell sein zu können.

Hast du es geschafft? Dann kannst du dich wirklich glücklich schätzen und freuen, zu den Auserwählten zu gehören.

Warst du nicht erfolgreich? Dann kannst du immer noch überlegen, ob du 30-60 Minuten vor Busabfahrt vor Ort sein willst, um auf einen „No-show“ zu spekulieren. Oder ob du die 11 km zum See zu Fuß auf dich nehmen willst.

Eine abenteuerliche Fahrt zum See

Wir stehen sehr früh auf, denn wir müssen noch von unserem Quartier bei Banff bis zum Treffpunkt am Parkplatz des TCH im Yoho fahren – nicht gerade um die Ecke. Am Vorabend haben wir uns schon Lunchpakete gepackt und alles zurechtgelegt, damit wir auch wirklich zeitig loskommen.

Leider regnet es zunächst und ist ziemlich kalt. Nicht gerade das ideale Wanderwetter, die letzten Tage war es viel besser, aber so ist das eben mit Reservierungen – wir können uns glücklich schätzen, überhaupt einen Platz bekommen zu haben.

Am Parkplatz und Trailhead zum Lake O’Hara warten schon einige andere Urlauber – wir sind etwas spät dran, aber noch rechtzeitig. Beim Shuttle handelt es sich tatsächlich um einen typischen gelben amerikanischen Schulbus, den wir wahrscheinlich alle aus dem Fernsehen kennen – außen hui, innen pfui. Die Sitzbänke sind für Kinder ausgelegt, haben praktisch keine Beinfreiheit, aber wir kommen klar, denn es werden viel weniger Menschen transportiert, als eigentlich Platz hätten.

Eine Erfahrung der besonderen Art ist die Fahrt selbst: Die kleine Schotterstraße wartet mit etlichen Schlaglöchern, Kurven, Steigungen und Gefällen auf, die der Fahrer routiniert, aber ruppig meistert – hat dieser Bus überhaupt eine Federung? Man könnte meinen, irgendwann bricht die Achse.

Der Weg führt hauptsächlich durch Wald, keine besonders attraktive Strecke für die, die sich zu Fuß auf den Weg gemacht haben. Da wir nur langsam vorankommen, brauchen wir eine knappe halbe Stunde bis zur Endstation bei „Le Relais“, einer Schutzhütte.

Erste Blicke auf den See – im Regen
Erste Blicke auf den See – im Regen

Viele tolle Trails für alle Schwierigkeitsgrade

Nun sind wir zwar da, aber das Wetter spielt noch nicht so richtig mit… Es gießt inzwischen in Strömen und wir stellen uns noch etwas unter und warten, ob es nicht besser wird. Von den hohen Bergen um uns herum sehen wir kaum etwas, da die Wolken so tief hängen.

Dann lässt der Regen zum Glück nach. Wir machen uns auf den Weg, noch ein paar Schritte, dann liegt er vor uns: Der Lake O’Hara. Okay, im Sonnenschein würde seine türkisblaue Farbe bestimmt noch eindrucksvoller schimmern, aber wir können es auch so schon erahnen.

Lake O’Hara, Blick Richtung höher gelegenem Oesa Lake

Icon HikingDie Hauptattraktion ist nicht nur der See selbst, sondern das ganze Gebiet mit weiteren, kleineren und teils von Gletscherwasser gespeisten Seen auf höher gelegenen Plateaus und die benachbarten Berge. Das alles wird von mehreren Trails erschlossen, die zu den schönsten Wanderungen in den ganzen kanadischen Rockies zählen.

Die einfachste Tour besteht aus einer simplen Umrundung des Lake O’Hara (2,8 km), weitgehend flach und am Ufer entlang – aber eben auch nicht mit der schönen Aussicht von weiter oben. Da mich auch die Hochplateaus reizen, habe ich für uns die folgende Route zusammengestellt: Vom Lake O’Hara zum Lake Oesa, von dort über einen schmalen Bergpfad über Yukness Ledges zum Opabin Plateau und dann wieder zurück zum Lake O’Hara. Insgesamt gut 10 km Strecke mit einiger Höhendifferenz, weshalb ich sechs Stunden eingeplant habe.

Doch leider kommt es anders:
Nach den ersten paar hundert Metern am Seeufer entlang beginnt der Aufstieg Richtung Lake Oesa. Als wir schon einiges an Höhe gewonnen haben, kommen uns zwei Wanderer entgegen, die wir auch schon im Bus gesehen haben, aber irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Sie erzählen uns, dass es weiter oberhalb durch den Regen sehr rutschig geworden ist und die Frau stürzte. Sie hat sich offenbar das Handgelenk gebrochen und die beiden gehen zurück zur Bushaltestelle.

Hmm, so ein Mist! Wollen wir es unter diesen Umständen wagen? Die beiden sahen wie routinierte Wanderer aus, waren gut ausgerüstet, mit richtigen Wanderschuhen. Wir wollen es nicht darauf ankommen lassen und beschließen, lieber umzukehren. Wir trösten uns damit, noch ein paar Fotos schießen zu können, wir sind ja schon ein Stück oberhalb des Sees. Dann steigen wir wieder hinunter.

Lake O’Hara von oben
Lake O’Hara von oben

Stille und die Klänge der Natur

Nun halten wir uns einfach an die gemütliche Runde um den See. Das Wetter wird langsam besser und es gibt auch hier einiges zu sehen: Wasserfälle und Bäche, die sich in den See ergießen, ein donnernder Geröllabgang in der Ferne, eine wenig scheue Wasseramsel am Ufer. Und uns fällt auf, wie wunderbar klar das kalte Seewasser ist.

Der Trail führt direkt am Seeufer entlang
Der Trail führt direkt am Seeufer entlang
Beim Wandern sehen wir nur wenige Menschen, die sich ebenfalls auf den Weg gemacht haben, meistens sind wir allein. Und das fühlt sich großartig an, auch wenn man natürlich immer etwas auf der Hut sein muss, weil es hier auch Grizzlies gibt, die wir lieber nur aus sicherer Entfernung oder noch besser vom Auto aus sehen wollen. Aber wir bekommen einen Eindruck davon, wie es ein paar Jahrzehnte früher auch an anderen Seen im Banff und Jasper Nationalpark gewesen sein muss – keine Busladungen an Menschen, keine Selfie-Sticks – sondern Stille, nur die Klänge der Natur.

Was für ein Glück, dass die Nationalparkverwaltung diesen Zustand am Lake O’Hara weitgehend bewahrt hat!

Weitere Trails und Wanderrouten

Ein gute Übersicht mit Beschreibungen, Karten und Fotos der verschiedenen Wanderungen am Lake O’Hara gibt es auf der Seite des Lake O’Hara Trails Club.

Le Relais Day Shelter

Da wir nun ja weitgehend flach am Seeufer entlang gewandert sind, konnte uns dabei auch nicht wirklich warm werden. Wir sind also froh, uns nun in die beheizte und bewirtschaftete Schutzhütte „Le Relais Day Shelter“ zurückziehen zu können, die vom Lake O’Hara Trails Club betrieben wird. Achtung: hier gilt noch immer „Cash only“, Kreditkarten und ähnliches werden nicht akzeptiert.

Icon Eat 128Drinnen gibt es ein paar Sitzgelegenheiten und Snacks, Suppen und Heißgetränke. Nach dem kühlen Tagesbeginn freuen wir uns über heißen Tee und den Holzofen. Wir kommen noch mit deutschen Auswanderern ins Gespräch, die vor 35 Jahren von Gummersbach nach Kanada aufgebrochen sind, ein interessanter Austausch.

Schließlich nehmen wir mittags einen Bus zurück zum TCH. Bei einer längeren Wanderung (und besserem Wetter) hätten wir es sicherlich viel länger am schönen Lake O’Hara ausgehalten.

Ein bisschen Sonne am Lake O'Hara
Ein bisschen Sonne am Lake O’Hara

Übernachten am Lake O’Hara

Um am Lake O’Hara zu übernachten, braucht es noch mehr Glück und Planung oder sehr, sehr viel Geld. Wir wollen dir hier die verschiedenen Möglichkeiten vorstellen, haben aber selbst nicht dort übernachtet.

Camping

Icon Campground 256Zwischen 18. Juni und 2. Oktober ist es möglich am Lake O’Hara zu zelten. Der Campground hat 30 Zeltplätze, die aber zwingend im Voraus gebucht werden müssen. Reservierungen für die Sommersaison 2023 werden ab dem 28. März angenommen. Du kannst maximal 3 zusammenhängende Nächte dort verbringen in einem Zelt für bis zu 4 Personen (Kinder unter 16 Jahren zählen als Person mit). Da du auch hier auf den Bus angewiesen bist, ist es erlaubt pro Person ein großes oder 2 kleine Gepäckstücke dabei zu haben. Kühlboxen, Vorratsboxen oder Plastiktüten sind im Bus nicht erlaubt. Jede Site hat eine mittelgroße bärensichere Storage Locker Box. Der Campground ist sehr einfach gehalten – hier bist du einfach mitten in der Natur.

Elizabeth Parker Hut

Icon Farm House 256Hierbei handelt es sich um ein rustikale Wanderhütte, die mit Matratzen für etwas über 20 Schlafplätze augestattet ist. Man muss seinen eigenen Schlafsack mitbringen. Es gibt einen Aufenthaltsraum und eine Gemeinschaftsküche. Toiletten befinden sich außerhalb der Hütte. Um hier zu übernachten braucht man ebenfalls viel Glück. Es gibt eine Lotterie für die Tickets, die ab Januar startet. Für die Sommersaison 2023 ist bereits jetzt alles ausgebucht.

Lake O’Hara Lodge

Wesentlich komfortabler kannst du von Mitte Juni bis Anfang Oktober in der Lake O’Hara Lodge übernachten. Diese ist aber sehr teuer. Ein Zimmer mit zwei Betten kostet für zwei Personen 860 $ pro Nacht, für eine Nacht in einer Cabin zahlt man zu zweit 1215 $ pro Nacht. Im Dining Room soll es sehr stilvolles Essen geben.

Fazit

Wir hatten zwar etwas Pech mit dem Wetter und konnten nicht den Lake Oesa und das Opabin Plateau erwandern, der Besuch des Lake O’Hara war aber trotzdem ein großartiges Erlebnis. Es ist einfach etwas Besonderes, zu einem kleinen Kreis zu gehören, die dieses schöne Fleckchen Erde zu Gesicht bekommen.

So muss es sich auch an anderen Seen in den kanadischen Rockies früher einmal angefühlt haben! 🙂

Exkurs: Kontrastprogramm Emerald Lake

Da wir nun noch etwas Zeit haben geht es weiter in den Yoho National Park, Richtung Emerald Lake. Der ist zwar genauso schön wie der Lake O’Hara, aber mit dem Unterschied, dass man dort mit dem Auto hinfahren und parken kann. Es ist brechend voll mit Touristen.

Das Wetter ist inzwischen wieder schön, wir wandern ein bisschen um den Emerald Lake, wenn man ein paar Schritte von den Restaurants und Parkplätzen wegläuft, wird es auch wieder etwas ruhiger. Aber trotzdem kein Vergleich zum Vormittag.

Jetzt wissen wir es noch mehr zu schätzen, dass der Lake O´Hara ein Schutzgebiet ist, das täglich nur wenigen Menschen zugänglich gemacht wird.

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Habe ich dich neugierig gemacht, konnte aber noch nicht alle Fragen beantworten? Oder warst du sogar schon am Lake O’Hara und hast eigene Erfahrungen?
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Offenlegung: Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine überarbeitete und aktualisierte Version des im März 2017 erstmals veröffentlichten Originals.