Essen wie Gott in Frankreich

von 03.05.20162 Kommentare

Den Anfang unserer Reihe „Kulinarisch unterwegs“ macht die südfranzösische Küche, denn wir haben bisher noch nirgendwo im Urlaub so exzellent gegessen, wie auf unserem kleinen Roadtrip durch die Provence.

Entrée: Französisch für Anfänger

Zunächst wollen wir ein Vorurteil aus dem Weg räumen. Vor unserer Reise haben wir – zwei alte „Lateiner“ mit kaum vorhanden Französisch-Kenntnissen – häufiger zu hören bekommen: „Die Franzosen können oder wollen keine Fremdsprachen sprechen, …die Südfranzosen schon gar nicht!“ Diese Erfahrung haben wir überhaupt nicht gemacht. Wenn man ein freundliches “Bonjour“ hinbekommt und wenigstens ein erstes Anliegen auf französisch vorträgt „une table pour deux personnes, s’il vous plaît“, und die Gesprächspartner dann merken, dass man ihre Antwort nicht oder nur so halb versteht, sind diese gern bereit ihrerseits die Fremdsprachenkenntnisse hervorzuholen. Siehe da, schon klappt die Verständigung in einer wundersamen Mischung aus französisch, englisch, deutsch und ein bisschen „Hände und Füße“ doch ganz passabel. Und ein paar Höflichkeitsfloskeln in der Sprache des Urlaubslandes hinzubekommen, sollte eigentlich immer möglich sein, bevor man ins Englische oder Deutsche wechselt.

Sollte dein Französisch ähnlich elaboriert sein wie unseres, sind hier ein paar Basics in Restaurant-Französisch:

Ein Tisch für zwei Personen, bitte! = Une table pour deux personnes, s’il vous plaît
Eine große Flasche Mineralwasser mit Kohlensäure, bitte = Une grande bouteille d’eau gazeuse, s’il vous plaît
Ich möchte das Menü zu … Euro = Je voudrais le menu à … euros
Zwei Espresso, bitte = Deux café-express, s’il vous plaît
Die Rechnung, bitte = L’addition, s’il vous plaît.

Plat du jour und Menüs

Sich für gutes Essen viel Zeit zu nehmen, hat in Frankreich einen hohen Stellenwert. Hier ist es, anders als in vielen deutschen Restaurants, sowohl zur Mittags- (déjeuner) als auch zur Abendzeit (dîner) üblich, ein mehrgängiges Menü begleitet von einem schönen Wein einzunehmen.

Natürlich kann man sich die gewünschten Gänge nach Herzenslust zusammenstellen, dies kann aber unter Umständen sehr teuer werden. Viel empfehlenswerter ist es, im Restaurant die vorgeschlagenen Tages-Menüs zu bestellen. Die meisten Restaurants bieten eine Auswahl von mehreren Menüs zu unterschiedlichen Preisen an (z.B. ein Menü à 25, eines à 35 Euro). Für einen etwas geringeren Preis gibt es auch die Möglichkeit, eine Kombination aus Hauptspeise und Vorspeise oder Dessert zu wählen. Ein gutes Dreigang-Menü bekommt man je nach Gegend mittags ab 12 Euro, abends ab 19 Euro pro Person, nach oben gibt es jedoch beinahe keine Grenzen. Wir haben in 9 Tagen Südfrankreich ausnahmslos jeden Tag sehr gut gegessen und haben dabei nie mehr als 30 Euro für ein Menü bezahlt. Dabei waren wir sowohl in kleinen Bergdörfern, als auch in touristischeren Gebieten an der Côte d’Azur unterwegs.

Ähnlich wie in den USA bekommt man eigentlich in jedem Restaurant unaufgefordert und kostenlos eine Karaffe Wasser serviert und man wird auch nicht schief angesehen, wenn man außerdem kein weiteres Getränk ordert. Ebenfalls obligatorisch und kostenlos sind ein Brotkorb, der vom Kellner ebenso wie die Wasserflasche zwischendurch wieder aufgefüllt wird. Häufig bekommt man vor der eigentlichen Vorspeise ein amuse bouche, das nicht selten kunstvoll angerichtet ist und aus hochwertigen Zutaten besteht (z.B. Hummerschaum und Sushi-Maki mit Avocado-Creme im Restaurant Les Agapes).

In der gesamten Provence, aber vor allem in Küstennähe, werden sehr viel Meeresfrüchte und Fisch gegessen. Man hat in den meisten Menüs neben vegetarischen Gerichten auch noch Rind, Lamm oder Geflügel zur Auswahl. Es gibt je nach Region lokale Spezialitäten, die man ruhig probieren sollte. So haben wir in der Camargue Stier gegessen. Die Region um das Massif des Maures ist bekannt für ihre Maronen-Spezialitäten. Banon ist berühmt für seinen in Maronenblätter eingehüllten Ziegenkäse sowie meterlange dünne Würste, die ein bisschen an unsere Bierbeißer erinnern. In Apt gibt es kandierte Früchte, die zuckersüß aussehen und schmecken.

Dessert

Wenn du dich nicht zwischen den vielen leckeren Desserts entscheiden kannst und für dich ein Espresso ein gutes Essen abschließt, solltest du in Südfrankreich unbedingt Café gourmand bestellen.

Hier bekommst du eine kleine Probierportion von jeder Dessertspezialität, die das Restaurant zu bieten hat, mit einem Espresso serviert. Häufig beinhaltet das Café gourmand neben dem obligatorischen Espresso Crème brûlée, Fondant au Chocolat (ein kleiner Schokokuchen mit flüssigem Kern), kleine Gebäckstückchen oder frische Früchte. Manchmal gibt es dazu noch Pudding, Joghurt oder Eis.

Cafe gourmand
Gern werden in Frankreich aber auch süß-salzige Desserts gegessen. So habe ich einmal im Restaurant La Treille Muscate in Moustiers Sainte-Marie einen mit Olivenöl gebackenen süßen Kuchen mit Ziegenfrischkäse bestellt. Unerwartet lecker! Wenn du es gern herzhaft magst, lohnt es sich auch eine Käseauswahl zu bestellen. In Südfrankreich wird allerdings sehr gern kräftiger Ziegenkäse (fromage de chèvre) gegessen, der nicht jedermanns Sache ist. Im Zweifel lieber vorher nachfragen.

Eine kleine Restaurant-Rundreise

Da wir auf unserer Reise wirklich ausnahmslos Glück mit dem Essen hatten, kommen hier unsere Restaurantempfehlungen.

Cassis:

Le Calendal: Ein typisch französisches Lokal in Hafennähe: klein, eng und gemütlich. Der Chef ist sehr charmant und zuvorkommend und spricht etwas englisch. Es gibt auf Nachfrage auch eine englische Menükarte. Das Essen ist gut und reichhaltig. Ein Zwei-Gang-Menü gibt es ab ca. 22 Euro. Es empfiehlt sich, abends zu reservieren.

L’Escalier: Das Restaurant ist ebenfalls in der Nähe des Hafens und ist größer, als es auf den ersten Blick scheint, da sich der Gastraum auf zwei Etagen befindet, die mit einer Wendeltreppe verbunden sind. Auch hier sollte man abends reservieren, da das Restaurant sehr beliebt ist. Drei-Gänge-Menüs gibt es für 19 Euro oder 27 Euro. Wir hatten das Menü für 19 Euro und waren mehr als zufrieden: das Essen war frisch zubereitet, sehr schön angerichtet und einfach lecker!

Roquebrune-sur-Argens:

Le Basilic: Hier hatten wir eines der besten Essen unserer Reise. Für 25 Euro bekommt man ein fantastisches Drei-Gänge-Menü. Als Hauptgerichte sind besonders das Rinderfilet in Rotweinsauce und die Schweinefilet-Medaillons in einer unglaublich leckeren Orangen-Honig-Sauce zu empfehlen. Dazu gibt’s provencalisches Gemüse und Kartoffel-Gratin. Die Desserts sind ebenfalls ein Traum! Wir haben in der Nebensaison auch ohne Reservierung einen Platz bekommen.

Vence:

Les Agapes: Das Restaurant hat nicht ohne Grund ein „Zertifikat für Exzellenz“ bei TripAdvisor. Das Ambiente ist sehr stilvoll und modern, die Speisen sind hochwertig, wunderbar angerichtet und sehr lecker, der Service ist sehr aufmerksam und freundlich. Ein Drei-Gang-Menü gibt es für 29 oder 39 Euro. Insgesamt ist das Essengehen in Vence im Vergleich etwas teurer. Wir haben uns jeweils für ein Hauptgericht (ab 15 Euro) entschieden und als Dessert ein Café Gourmand (10 Euro – sehr zu empfehlen!) und waren hinterher satt und glücklich.

Mons:

Le Petit Bonheur: Dieses Restaurant war für mich die größte Überraschung. Auf dem Weg in die Berge suchten wir nach einem Lokal zum Mittagessen und landeten in dem verschlafenen Dorf Mons. Ich hatte schon Angst, dass es dort überhaupt kein richtiges Restaurant gab, so klein und wenig touristisch war der Ort. Weit gefehlt, denn hier wartete ein weiteres Highlight auf uns. Wir hatten Lammbraten und Rinder-Entrecôte, beides unkonventionell aber unglaublich lecker von geschmortem Fenchel, Süßkartoffeln und pikanten Kichererbsen bzw. Bratkartoffeln begleitet. Ein wahrer Geheimtipp! In dem Restaurant trafen wir ausschließlich auf Einheimische, die hier ihre Mittagspause verbrachten.

Moustier Sainte-Marie:

La Treille Muscate: Das Restaurant hat einen schönen Außenbereich, der in der kalten Jahreszeit durch eine Art mobilen Wintergarten geschützt ist und einen ebenso schönen Innenbereich. Für 24 Euro gibt es mittags und abends das Menü Bistro provençal, das aus Brot mit Oliventapenade, einem täglich wechselnden Amuse bouche, Vorspeise, Hauptspeise und Dessert besteht. Zum Espresso werden kleine Pralinen gereicht. Es war eines der besten Menüs unserer Reise und wir können uns kaum vorstellen, wie dies in den Menüs für 32 bzw. 49,90 Euro noch zu toppen wäre. Als Vorspeise empfehlen wir: œuf cocotte, eine Art Eierauflauf mit Champignons, als Hauptspeise die Pasta mit Pulpo.

Forcalquier:

La Maison Rose: Das Restaurant gibt es erst seit etwa einem Jahr, es befindet sich etwas außerhalb der Altstadt und hat gute Parkmöglichkeiten. Es ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und die Besitzerin ist sehr freundlich und bemüht sich, die französischen Spezialitäten zu erklären („Achtung, oreilles d’âne sind nur Salatblätter, die aussehen, wie die Ohren von einem Esel!“). Die Küche ist durch die französische Alpenküche inspiriert. Zwei-Gänge-Menüs gibt es ab 25 Euro, Drei-Gänge-Menüs gibt es für 29 oder 35 Euro. Besonders zu empfehlen ist das Kabeljaufilet mit Chorizo-Kruste und die mit Steinpilzen (cepes) gefüllten Geflügelinvoltini – das Café gourmand sowieso.

Port-Saint-Louis-du-Rhône:

Le Passeport: Das Restaurant befindet sich direkt am Hafen und man hat sowohl innen wie außen einen herrlichen Blick auf die Rhône. Unter der Woche ist in der Nebensaison nur mittags geöffnet. Das Besondere ist der große Holzkohlengrill direkt im Gastraum, auf dem die Meeresfrüchte gegrillt werden. Du kannst also zuschauen, wie dein Essen zubereitet wird. Für ca. 25 Euro gibt es ein Glas Wein, eine unglaubliche große Menge gegrillter Meeresfrüchte (wir sind gute Esser und das Essen war fantastisch, aber das haben wir nicht geschafft), Brot mit Aioli und zum Nachtisch Café gourmand. Sehr zu empfehlen!

Achtung: Gerade in den weniger touristischen Gebieten Frankreichs ist montags in der Regel Ruhetag. Wir haben in Banon die Erfahrung gemacht, dass montags außer zwei kleinen Cafés einfach alle Restaurants geschlossen hatten. Es war einfach in dem gesamten Ort kein Abendessen zu bekommen. Auch Metzgereien und Bäckereien hatten ab mittags geschlossen. Wir haben dann zwar im 25 km entfernten Forcalquier noch ein fantastisches Abendessen bekommen, aber ohne Auto wäre das schwierig geworden.

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