Wo der Wild Atlantic Way wirklich noch wild ist

von 04.08.20150 Kommentare

Steile Klippen, der wild tosende Atlantik und eine abwechslungsreiche Landschaft, die von Sonne und Wolken in ein ganz besonderes Licht getaucht wird – mit dem Wild Atlantic Way bietet Irland eine wunderschöne Küstenstraße, die für Autoreisende, Radfahrer und Wanderer gleichermaßen interessant ist.

Der Wild Atlantic Way ist eine ca. 2500 km lange Straße, die von Londonderry im Norden bis Cork im Süden entlang der irischen Westküste führt. Sie gehört zu den schönsten und interessantesten Küstenstraßen Europas – in einigen Reiseführern wird sie sogar mit dem Kalifornischen Highway No. 1 verglichen.

Auf der Website zum Wild Atlantic Way findest du eine Übersichtskarte und weitere Informationen zu den Etappen.

In diesem Beitrag widme ich mich dem Teilstück von Skibbereen bis Kenmare im äußersten Südwesten der Insel, das landschaftlich wunderschön und etwas abgelegener und damit touristisch weniger überlaufen ist als die sehr bekannten Regionen um Kerry und Dingle. Der Weg, den ich hier beschreibe, führt dich zu dem

  • Salzwasser-See Lough Hyne südlich von Skibbereen,
  • ins Hafenörtchen Baltimore,
  • über die Mizen Halbinsel zum Mizen Head,
  • über den Ring of Beara
  • zum Dursey Point, von wo aus man mit dem Cable Car auf die Insel Dursey fahren kann,
  • und schließlich über den Healy Pass und in ein wunderschönes kleines Café am Glanmore Lake.

Der Südwesten Irlands lässt sich auch leicht als Teil einer Rundreise durch Irland planen, die du mit dem eigenen Fahrzeug oder einem Mietwagen machen kannst. Für dieses Teilstück des Wild Atlantic Way benötigst du mindestens 1 Tag und 1 Nacht – dann fährst du die Strecke aber ohne große Zwischenstopps. Entspannter sind 2-4 Tage.

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Ein Spaziergang entlang des Salzwasser-Sees Lough Hyne

Mit schönen Worten beschreibt der irische Dichter Fitz-James O’Brien Lough Hyne (auch Lough Ine geschrieben), einen etwa 5 km südwestlich von Skibbereen gelegenen Salzwasser-See. Über einen schmalen Kanal ist der See mit dem Meer verbunden und wird bei Flut vom Meerwasser gespeist. Dadurch ist eine einzigartige Flora und Fauna entstanden, die bewirkt hat, dass der See 1981 zum Meeresschutzgebiet Europas erklärt wurde.

I know a lake, where the cool waves break,
And softly fall on the silver sand –
And no steps intrude on that solitude,
And no voice, save mine, disturbs the strand.

Fitz-James O'Brien (1828-1862)

Die Ruhe und Ungestörtheit, von der der Dichter spricht, kommen auch durch die Hügel, die den See umgeben und vor Wind schützen. Obwohl Lough Hyne ein beliebtes Ausflugsziel sowohl für Einheimische als auch Touristen ist, haben wir es hier als sehr friedlich und ruhig empfunden. Der See ist bei Schwimmern, Tauchern und Kayakfahrern beliebt und tatsächlich sahen wir bei den ersten Sonnenstrahlen im April bereits wagemutige Iren im See baden. Mitten im See finden sich auf einer kleinen Insel die Ruinen von Cloghan Castle. Einer Legende nach soll dort ein Topf voller Gold vergraben sein. Da uns das Wasser zum Schwimmen dann doch noch etwas zu frisch war, haben wir nicht danach gesucht. Wenn du es findest, sag uns Bescheid.

Icon HikingWir haben bei unserem Besuch nur einen gemütlichen Spaziergang am See entlang gemacht, die Schwäne gefüttert und die warme Aprilsonne genossen. Wenn du genügend Zeit für eine Wanderung hast, lohnt es sich, auf den Knockoumah Hill zu wandern. Der Weg führt durch einen Wald mit knorrigen alten Bäumen und von dort aus hast du einen fantastischen Ausblick auf Lough Hyne und Baltimore.

Sonnenuntergang am Hafen von Baltimore

Von Lough Hyne sind es etwa 20 Autominuten bis zu dem kleinen Fischerörtchen Baltimore, wo wir ein Quartier für die Nacht finden. Bei meinem ersten Besuch in Baltimore in 2002 war der Ort noch ein verschlafenes Nest mit wenigen Wohnhäusern, vereinzelten B&Bs und einem Hostel im Ortskern. Inzwischen hat sich der Ort ausgedehnt: Durch EU-Fördermittel sind viele Neubauten in der Peripherie entstanden und es gibt zahlreiche Bed and Breakfasts (B&B), Restaurants und Cafés und eine verbesserte Infrastruktur. Dennoch hat der Ort mit inzwischen 500 Einwohnern von seinem Charme nichts eingebüßt und ist unbedingt eine Reise wert.

Wir übernachten, etwas abseits vom Ortskern, im Channel View B&B mit Blick auf den Kanal, wo bei Ebbe ein altes Schiffswrack auftaucht. (In der Baltimore Bay gibt es übrigens zahlreiche Schiffswracks, die bei einem Tauchgang erkundet werden können. Bei Interesse findest du hier weitere Informationen.) Von dort lohnt sich eine kleine Wanderung vorbei am Hafen mit seinen Pubs und Restaurants, über die Baltimore Bay bis hin zum Beacon.

Der Beacon – auch „Lot’s Frau“ oder „Salzsäule“ genannt – ist das Wahrzeichen der Region West Cork. Es handelt sich um ein 1798 aufgestelltes imposantes Leuchtfeuer aus weiß lackiertem Stein, das die Meerenge zwischen Baltimore und Sherkin Island erst schiffbar machte. Um den Beacon herum gibt es schöne Spazierwege mit Blick auf schroffe Klippen, grüne Hügel und den wilden Atlantik. Entweder genießt du hier den Sonnenuntergang oder du gehst wie wir zurück zum Hafen, setzt dich in ein Pub oder Restaurant und schaust von hier zu, wie die Sonne im Meer versinkt.

Beacon bei Baltimore

Beacon bei Baltimore

Tipps für die Übernachtung in Baltimore

Icon_Farm-House_256Das Channel View B&B ist relativ neu und modern (in 2005 aufwändig saniert und erweitert). Die Zimmer haben alles, was man braucht, sind sauber und eher klassisch-modern eingerichtet. Das Frühstück ist reichhaltig. Preise je nach Saison zwischen 30 und 45 € pro Person im Doppelzimmer. Erwähnenswert ist vor allem der schöne Außenbereich und der herrliche Blick auf den Kanal.

In Rolf’s Countryhouse habe ich in 2002 gewohnt und mochte es damals sehr. Das Haus wird damals wie heute von einer deutschen Familie geführt. Es gibt Bed and Breakfast-Zimmer und ein recht gutes Restaurant mit gehobeneren Ambitionen (und Preisen). Zwar kann ich keine aktuellen Bewertungen abgeben, von außen macht es aber auch in 2015 einen sehr guten Eindruck und es wird bei Tripadvisor gut bewertet.

Abendessen am Hafen

Icon_Eat_128Am Hafen finden sich eine Reihe von Restaurants und das traditionell irische Pub Bushe’s Bar. In letzterem gibt es nur in der Hochsaison Pub-Food. Wir hatten Pizza und Fisch im Restaurant des Waterfront House und waren sehr zufrieden. Unschlagbar ist dabei aber der Ausblick auf den Hafen im Abendlicht.

Tipps für weitere Wanderungen

Icon HikingLohnenswert ist auch eine Tour zum Spain Tower, einem alten Signalturm aus dem 19. Jahrhundert, den man von Baltimore aus sehen kann. Der Aufstieg zum Tower ist die Mühe wert, denn von hier aus hat man einen fantastischen Ausblick auf Baltimore und die Roaring Water Bay. Bei klarer Sicht soll man von hier bis zum Fastnet Rock, dem Leuchtturm auf dem Mizen Head, schauen können.

Weiter zum Mizen Head

Weiter geht es auf dem Wild Alantic Way auf der Mizen Peninsula zum Mizen Head – dem südwestlichsten Punkt Europas. Auf der kurvigen Wegstrecke dahin wechseln sich gewaltige stark zerklüftete Klippen, grüne Hügel und Heidelandschaft ab.

Am Mizen Head gibt es großes Visitor Center, die alte Signalstation ist zu einem Museum über Leuchttürme und Schifffahrt geworden. Insgesamt ist hier ziemlich viel los und mir persönlich ist es zu voll und zu touristisch. Die gigantische Bogenbrücke über den Atlantik ist schon beeindruckend – besonders für nicht schwindelfreie Menschen wie mich. Aber insgesamt ist hier vieles eingezäunt und abgesichert. Natürlich ist das nötig, denn ein falscher Tritt könnte sonst ganz schön gefährlich werden, aber es nimmt etwas von dem wilden, einsamen und urtümlichen Reiz, den die irische Küste für mich ausmacht.

Der Ring of Beara birgt versteckte Schätze

Icon_Light_House_256Der Ring of Beara ist der südlichste und am wenigsten befahrene der drei Ringe im Südwesten. Für uns ist er der schönste, denn hier sind – anders als in den bekannteren Rings of Kerry und Dingle – die Straßen so schmal, dass keine Reisebusse fahren können. Wenn die Zeit zu knapp für alle drei Rings ist, würden wir immer zum Ring of Beara raten, da dieser landschaftlich sehr abwechslungsreich, reizvoll und wenig überlaufen ist.

Eine wackelige Seilbahn

An der westlichen Spitze der Halbinsel befindet sich Dursey Point. Von hier aus kann man mit Irlands einziger Seilbahn, dem „Dursey Cable Car“ auf die Insel Dursey fahren. Ehrlich gesagt sieht die Seilbahn etwas wackelig und wenig Vertrauen erweckend aus, aber sie transportiert seit Jahren Rinder, Schafe, Lebensmittel und Touristen auf die Insel Dursey.

Apropos Schafe: Wer verbindet Irland nicht mit grünen Wiesen und Schafen – und hier im westlichen Abschnitt der Beara Halbinsel sind die Straßen besonders schmal und die Schafe links und rechts zahlreich. Das ist idyllisch und typisch irisch, erfordert vom Fahrer aber auch viel Aufmerksamkeit. Ein Schäfchen kann auch mal unvermittelt hinter einer Kurve auf der Straße stehen…

Auf Dursey selbst soll es sehr ruhig zugehen. Momentan leben hier sechs dauerhafte Bewohner und es gibt weder Pubs noch Restaurants und Geschäfte. Trotzdem ist gerade in den Sommermonaten der Andrang an Touristen groß, die Dursey Island besuchen wollen.

Wir haben lieber einen Spaziergang am Dursey Point gemacht und uns dann ins Gras gesetzt und ein Weilchen den wilden Wellen zugeschaut.

Ein Abstecher auf den Healy Pass

Icon_Road_256Beara hat auch im Landesinneren viel zu bieten. Daher lohnt es sich, etwa auf halber Strecke den Healy Pass zu fahren, der die Orte Lauragh und Agricole verbindet. Wir sind den Pass von Norden nach Süden gefahren – so wird es auch in den meisten Reiseführern empfohlen. Du solltest ein sicherer Autofahrer sein und dich nicht vor engen Serpentinen scheuen. Der Weg führt dich bis auf gut 300 m Höhe über dem Meeresspiegel. Der Ausblick von hier oben ist grandios, man kann auf den Glanmore Lake sowie den ganzen Küstenbereich bis zur Kerry-Halbinsel schauen. Ein Stück weiter lohnt ein toller Blick Richtung Süden (die Abfahrt nach Süden ist noch enger und kurviger, wir sind sie nicht gefahren).

Anschließend geht es zurück auf den Wild Atlantic Way und du fährst den letzten Abschnitt der Route Richtung Kenmare.

Icon_Eat_128Wir sind bevor wir den Healy Pass gefahren sind, in einem kleinen Restaurant am Glanmore Lake eingekehrt. Josie’s Restaurant liegt südlich von Lauragh mit einem wunderschönen Blick auf den Glanmore Lake und die Caha Mountains (schon von der Hauptstraße aus der Beschilderung folgen). Der Innenraum ist sehr gemütlich und hat genauso viel Charme wie die Besitzerin Josie. Bei schönem Wetter solltest du aber unbedingt auf der Terrasse sitzen und die schöne Aussicht genießen. Die Speisekarte ist typisch irisch, es gibt frischen Fisch aus dem nahegelegenen Castletownbere. Wir waren allerdings am frühen Nachmittag da und hatten sehr leckeren warmen Obstkuchen mit knusprigen Streuseln und Sahne. Sehr zu empfehlen!

Wenn du anschließend auf den Healy Pass fährst, kannst du von dort oben aus sehen, wo du zuvor Kuchen essend auf der Terrasse gesessen hast.

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Fazit

Dieser Teil des Wild Atlantic Way ist wild, weitgehend ursprünglich und landschaftlich sehr reizvoll. In den kleinen Örtchen kannst du noch viel unverfälschtes Irland abseits des Massentourismus finden.

Deshalb mögen wir diesen Abschnitt mehr als den ebenfalls reizvollen, aber stärker frequentierten Ring of Kerry.

Wie sind deine eigenen Erfahrungen? Wir sind gespannt auf deine Anmerkungen und Gedanken, bitte teile sie mit uns, indem du einen Kommentar hinterlässt. Danke!