Bedrohte Natur – welche Reiseziele wird es in Zukunft nicht mehr geben?

von 17.11.20164 Kommentare

Bist du während einer deiner Reisen schon einmal an einem schönen Ort gewesen, von dem du annehmen musst, dass er in der Zukunft nicht mehr existieren wird, zumindest nicht in dieser Form? Ich würde die Behauptung aufstellen, dass das fast jedem, der sich besonders für Natur, Tiere und Pflanzen, Landschaften und Nationalparks interessiert und gerne reist, schon mal so gegangen ist. Der prognostizierte Klimawandel, Luft- und Wasserverschmutzung, Zerstörung von Lebensräumen, das alles sind Gründe für den potenziellen Verlust von grandiosen Landschaften und Naturphänomenen.

Stefanies Blogparade ist der Auslöser für mich, über unsere vergangenen Reisen nachzudenken und zu recherchieren, welche der Orte, die wir so schön fanden, innerhalb der nächsten Jahre und Jahrzehnte so nicht mehr vorhanden sein werden.

Herausgekommen ist die folgende Liste, die irgendwie traurig macht, aber gleichzeitig auch eine Chance ist – eine Chance für immer mehr Menschen, umzudenken. Denn so deprimierend die folgenden Beschreibungen klingen, es ist noch nicht für alle gefährdeten Gebiete zu spät! Änderungen sind immer noch möglich – und außerdem bin ich bei meinen Recherchen zum Glück auch auf etliche Ziele gestoßen, die nicht akut gefährdet sind. Deshalb soll mein Beitrag hier nicht weniger aufrütteln, aber eben auch nicht nur deprimierend sein. Die „Kopf-in-den-Sand-Taktik“ wäre wirklich falsch!

Das Wattenmeer der Nordsee

Ich beginne ganz bewusst mit einem Weltnaturerbe, das keine Fernreise erfordert, um es zu sehen und zu bestaunen, das quasi „vor unserer Haustür“ liegt. Bedrohte Natursehenswürdigkeiten gibt es eben nicht nur weit weg!

Das Wattenmeer der Nordsee erstreckt sich vom Südwesten Dänemarks bis in die Niederlande hinein und es handelt sich um das größte Wattenmeer der Welt. Erst im Oktober konnten wir uns selbst ein Bild vom Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe machen und haben auch an einer der beliebten Wattwanderungen teilgenommen.

Das Wattenmeer ist mehrere tausend Jahre alt, wobei es besonders in den letzten Jahrhunderten immer wieder größeren Veränderungen unterworfen war, die teils durch die Menschen verursacht wurden. So ist z.B. die scharfe Trennung zwischen Festland und (Watten-) Meer völlig unnatürlich und auch nicht unproblematisch. Doch auch trotz dieser Eingriffe, Wasserverschmutzung usw. konnte das Wattenmeer erhalten bleiben und genießt heute einen besonderen Schutzstatus.

Es bleibt allerdings fraglich, ob die durch die Klimaveränderung verursachte Wassererwärmung und v.a. ein zu schnell vonstatten gehender Anstieg des Meeresspiegels vom Wattenmeer verkraftet werden kann. Die Auswirkungen bedrohen leider sogar die Existenz des gesamten Wattenmeeres!

Wattenmeer der Nordsee
Wattenmeer der Nordsee

Die Everglades-Sümpfe (Florida)

Bereits vor ein paar Jahren konnte ich die phantastische Tier- und Pflanzenwelt im Everglades National Park in Südflorida bestaunen. Auch hier kann der ansteigende Meerwasserspiegel zum Untergang des Ökosystems führen, wobei auch indirekte Folgen eine Bedrohung darstellen. So ist ein steigender Salzgehalt des Grundwassers und des Bodens festzustellen. Quelle

Aber auch ohne den Klimawandel bedroht eine menschengemachte Veränderung das Ökosystem, und zwar das Einschleppen ortsfremder Tierarten seit den 1980er Jahren. Hier ist insbesondere der aus Asien eingeführte Tigerpython zu nennen, der verschiedene heimische Arten bereits stark dezimiert hat. Bei unserem Besuch konnten wir noch Waschbären und natürlich viele Alligatoren beobachten – wird das in der Zukunft auch noch so sein? Quelle

Alligatoren, Everglades, Florida
Alligatoren im Everglades National Park

Yellowstone – Fading Glory

Der Yellowstone National Park gehört definitiv zu unseren Lieblingsparks in den USA und weltweit, und obwohl auch dessen einzigartige Tier- und Pflanzenwelt vom Klimawandel bedroht ist, scheinen die Auswirkungen zumindest nicht existenzgefährdend zu sein.

Außerdem handelt es sich bei den hydrothermalen Sehenswürdigkeiten, also den heißen Quellen und Geysiren, ja um Attraktionen vulkanischen Ursprungs, die nicht gefährdet sind, oder?

Leider nicht ganz, denn der Morning Glory Pool im Upper Geyser Basin (Old Faithful Gebiet) scheint bereits langfristig geschädigt und schuld ist natürlich der Mensch. Vor allem Geldmünzen, aber auch Steine und Müll, die von rücksichtslosen Touristen schon seit Jahrzehnten in die Quelle geworfen werden, haben die Chemie des Wassers verändert und früher vorhandene Durchlässe verschlossen. Die dramatische Farbveränderung wird deutlich, wenn man das Foto von 1966 mit unserem vergleicht. Quelle

Seit einigen Jahren weist ein Warnschild mit dem Titel „Fading Glory“ eindringlich auf die Veränderung hin, aber ich befürchte, dass es auch heute noch genug uneinsichtige, schlicht dumme Menschen gibt, die es ignorieren.

Nichtsdestotrotz ist der Yellowstone aber auch ein Beispiel für eine erfolgreiche Renaturierung, wie die Wiedereinführung bzw. -ausbreitung von Tierarten wie Wolf und Bison zeigen.

Morning Glory Pool 1966, By William Keller, Public domain, via Wikimedia Commons
Morning Glory Pool 1966
(By William Keller [Public domain], via Wikimedia Commons)
Morning Glory Pool
Morning Glory Pool 2014

Hawaii – Strände und Korallen in Gefahr

Hawaii gehört für viele zu den Traumzielen der Welt, auch wenn die Inselgruppe schon lange nicht mehr unberührt ist. Schon vor Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten hat der Mensch begonnen, tief in die heimische Flora und Fauna einzugreifen, z.B. indem Tierarten wie Ratten, Mungos und Wildschweine eingeschleppt wurden.

Mit dem Klimawandel scheint es nun aber auch den atemberaubenden Stränden an den Kragen zu gehen. Wenn man den Forschern glauben darf, dann werden viele Strände der Hawaii-Inseln durch den stark ansteigenden Wasserspiegel quasi vom Meer verschluckt oder weggespült.

Kalalau Beach, Kauai
Strände in Gefahr (Foto: Kalalau Beach, Kauai)
Aber auch die Korallenriffe sind akut bedroht, denn so wie auch andernorts wird eine ansteigende Meerestemperatur zum berüchtigten Ausbleichen und Absterben vieler Korallen führen. Ob es in einigen Jahren oder Jahrzehnten überhaupt noch möglich sein wird, solche tollen Erlebnisse zu haben, wie wir beim Schnorcheln und Beobachten von Fischen, Korallen und Meeresschildkröten (Honus)? Quelle
Fische, Kauai
Gehören Korallen und dort lebende Fische bald der Vergangenheit an?

Gletscherschmelze in den kanadischen Rockies

Sehr naheliegend und selbst leicht zu beobachten dürfte für die meisten sein, wie sich ehemals kolossale Gletscher immer weiter zurückziehen. Dies ist uns auch bei unserer Reise in den Westen Kanadas im Sommer 2016 bewusst geworden, und zwar besonders anhand des Columbia Icefields.

Selbst dieses mit 325 Quadratkilometern auch heute noch riesige Eisfeld ist von der Klimaerwärmung bedroht. Besonders deutlich wird dies, wenn man am Icefield Centre Halt macht und sich ältere Fotos des Athabasca-Gletschers anschaut, der praktisch wie eine Zunge aus dem Columbia Icefield herausragt. Früher war dort, wo heute der Highway (der Icefields Parkway) verläuft, die Gletscherzunge angesiedelt! Heute werden die Touristen mit großen Schneemobilen auf den Gletscher „gekarrt“ oder man muss ein gutes Stück laufen, um bis zum Gletscher zu kommen.

In den letzten 125 Jahren hat sich der Athabasca Glacier um 1,5 km zurückgezogen und mehr als die Hälfte seines Volumens verloren (Quelle). Es steht zu befürchten, dass er in wenigen Jahrzehnten verschwunden sein wird. Aber nicht nur die Gletscher schmelzen, durch die Erwärmung verändert sich auch die Tier- und Pflanzenwelt der Berge. Insofern können wir uns glücklich schätzen, die National Parks von Jasper und Banff noch halbwegs intakt bereist zu haben.

Saskatchewan Glacier, Jasper National Park
Blick auf den Saskatchewan Glacier, der ebenfalls zum Columbia Icefield gehört und deutlich geschrumpft ist

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Fazit

Menschliche Eingriffe in Natur und Landschaft haben schon vor Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten zu teils unwiederbringlichen Veränderungen von Ökosystemen, Naturphänomenen und der Tier- und Pflanzenwelt geführt. Zum Glück hat in den letzten Jahren auch bei den Verantwortlichen ein Umdenken eingesetzt und es kam eine Bewegung in Gang, diese Eingriffe zu verhindern und schädliche Auswirkungen sogar rückgängig zu machen. Doch das, was der Klimawandel anrichten könnte, kann leider nicht kurzfristig gestoppt und rückgängig gemacht werden.

Wir freuen uns auf Reisen immer wieder über erfolgreiche oder erfolgversprechende Schutzmaßnahmen und versuchen auch im Alltag, Verhaltensweisen zu ändern, z.B. keine Plastiktüten mehr zu verwenden. Gleichzeitig stimmt es uns traurig, erkennen zu müssen, dass wir einige unserer Reiseziele in dieser Form in Zukunft wahrscheinlich nicht mehr vorfinden und erleben können.

Schreibe uns deine eigenen Erfahrungen, Anregungen und Fragen, indem du einen Kommentar hinterlässt. Wir sind für jeden einzelnen dankbar! 🙂